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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Aumonier. »Die Menschen dürfen
    auf keinen Fall den Verdacht hegen, wir wären überfordert.
    Wegen der Unterstützung bei den Evakuierungen werde ich mich an die ZVK wenden. Sie kann alle Schiffe im All requirieren und umleiten, ohne dass darüber abgestimmt wer-
    den müsste. Die Schiffskapazitäten und der Durchlauf an den Andockstationen stellen gewisse Einschränkungen dar, aber wir müssen einfach tun, was wir können.« Sie sah
    Baudry direkt an. »Ich brauche die Namen von zehn Habi-
    taten, Lillian. Sofort.«
    »Ich würde die Parameter gern etwas verändern und dann
    die Simulation noch einmal laufen lassen«, sagte Baudry.
    »Dafür ist keine Zeit. Nennen Sie mir die Namen.«

    Baudry blieb der Mund offen stehen, als hätte sie etwas sagen wollen, aber die Worte nicht gefunden. Dann griff sie nach ihrem Eingabestift und ihrem Notepad und begann
    die Liste zusammenzustellen. Angesichts der unglaublichen Tragweite der Entscheidungen zitterte ihr die Hand.
    »Wie viel Zeit geben Sie ihnen?«, fragte Dreyfus. »Bevor Sie die Raketen abfeuern, meine ich.«
    »Einen vollen Tag können wir nicht warten«, sagte Aumo-
    nier. »Das wäre zu riskant. Ich finde, dreizehn Stunden wären ein vernünftiger Kompromiss. Meinen Sie nicht auch?«
    Sie wusste, dass es nicht machbar war, dachte Dreyfus.
    Abgesehen von den kleinsten Mikrostaaten im Familienbe-
    sitz wäre im ganzen Glitzerband kein Habitat so schnell zu leeren. Nicht einmal, wenn die Evakuierungsschiffe angedockt und startklar und die Bürger informiert und vorbereitet und willens wären, die Welt, in der viele von ihnen ihr ganzes Leben verbracht hatten, geordnet und ruhig zu verlassen.
    Es war nicht machbar. Aber zumindest hätten die Men-
    schen überhaupt eine Chance. Und das allein zählte für
    Jane.
    »Ich habe die Namen«, sagte Baudry.
    Aumonier schwebte völlig reglos, fest verankert im Epizentrum ihres eigenen sensorischen Universums. Die meis-
    ten Datenverbindungen waren ausgeblendet, übrig blieb
    ein breiter Streifen um den Äquator der Sphäre mit lediglich den fünfundzwanzig bis dreißig Habitaten, die unmittelbar oder am Rande in Gefahr schwebten, von Aurora übernommen zu werden. Die Bilder wechselten ständig und brach-
    ten Dreyfus' eigene Orientierung rettungslos durcheinander.
    »Wir werden Brazilia und Flammarion verlieren«, sagte
    Jane an Stelle einer Begrüßung. »In beide Habitate sind die Käfer tief eingedrungen, und die Bürger können sie nicht zurückhalten. Sie haben gewaltige Verluste erlitten und nicht mehr erreicht, als den Vormarsch auf die Votenprozessoren zu verlangsamen.«
    Dreyfus spürte, dass Aumonier noch nicht fertig war, und schwieg. Endlich fragte sie: »Hat man aus Gaffney irgendetwas herausbekommen?«
    »Nicht viel. Ich habe eben den Vorbericht des Trawl-
    Teams gelesen.«
    »Und?«
    »Ein Rätsel konnte zumindest gelöst werden. Wir wissen, wie er Clepsydra aus der Zelle in meine Wohnung brachte.
    Er hat eine Tarnhülle benützt.«
    »Der Ausdruck ist mir unbekannt«, sagte Aumonier.
    »Sie dient dazu, etwas unsichtbar zu machen. Eine Hülle aus Aktivmaterie, in begrenztem Maß autonom und fähig,
    sich oberflächlicher Betrachtung zu entziehen. Man legt etwas hinein, wenn man nicht will, dass andere es finden.«
    »Klingt so, als sollte es in jeder vernünftigen Gesellschaft verboten werden. Wie ist er denn an das Ding gekommen?«
    »Offenbar durch Anthony Theobald Ruskin-Sartorius.
    Anthony Theobald muss sich eine solche Hülle über seine Schwarzmarktkontakte beschafft haben. Er ist damit aus
    seinem Habitat geflüchtet, unmittelbar bevor es von Dravidians Schiff abgefackelt wurde.«
    Aumonier runzelte die Stirn. »Aber Anthony Theobald ist doch gar nicht entkommen. Sie konnten nur seine Beta-Kopie vernehmen.«
    »Gaffney wusste offenbar mehr darüber. Er hat die Tarn-
    hülle abgefangen, bevor sie in die Hände von Anthony
    Theobalds Verbündeten fiel.«
    »Und was dann?«
    »Dann hat er sie geöffnet und Anthony Theobald einem
    Trawl unterzogen, um herauszufinden, wohin das, was
    auf Ruskin-Sartorius Unterschlupf gefunden hatte, gebracht worden war.«

    »Bei Sandra Voi! Gaffney hat ihn getrawltl« Ihr Gesichtsausdruck verriet, was in ihr vorging. Im Innern Panoplias nach strengen Regeln getrawlt zu werden, war eine Sache.
    Der gleichen Behandlung anderswo von einem Mann unter-
    zogen zu werden, der sich außerhalb der Gesetze bewegte und sich nicht um die Folgen seiner Handlungen scherte, war etwas

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