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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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anderes.
    »Leider erhielt er nicht so viele Informationen, wie er gehofft hatte.«
    »Vermutlich hat er so lange gegraben, bis Anthony Theo-
    balds Gehirn restlos verschmort war.«
    »Das ist das Merkwürdige«, sagte Dreyfus. »Offenbar ist er nicht bis zum Äußersten gegangen. Er hatte wohl so viel aus dem Mann herausbekommen, dass er aufhörte, bevor
    der Ärmste vollends ausgebrannt war.«
    »Warum hat er nicht bis zum bitteren Ende weiterge-
    macht, wenn er glaubte, es gäbe noch mehr zu holen?«
    »Weil Gaffney sich selbst nicht als Monster betrachtet. Er ist Präfekt, er tut noch immer seine Arbeit und hält an seinen Grundsätzen fest, wir anderen sind für ihn die Verräter an der guten Sache. Er tötete Clepsydra, weil er keine andere Wahl hatte. Ebenso war es mit den Bewohnern von
    Ruskin-Sartorius. Aber er mordet nicht wahllos. Er denkt immer daran, dass er etliche zehn Millionen Menschen retten will.«
    »Was hat er sonst noch herausgefunden?«
    »An dieser Stelle stieß das Trawl-Team auf Widerstand.
    Gaffney wollte auf keinen Fall preisgeben, was er von Anthony Theobald erfahren hatte. Aber ein Wort haben sie
    doch bekommen.«
    »Nämlich?«
    »Brandfackel.«
    Aumonier nickte nachdenklich. Sie sprach das Wort nach, wie um zu hören, wie es aus ihrem eigenen Munde klang.
    »Hatte das Team zu diesem Wort etwas zu sagen?«

    »Man hielt es für bedeutungslos. Brandfackel konnte alles Mögliche sein, eine Waffe, ein Schiff oder auch ein Agent.
    Vielleicht sogar der Name seines Hündchens, als er fünf Jahre alt war.«
    »Haben Sie eine Theorie?«
    »Ich denke auch, dass es keine Bedeutung hat: entweder
    Gefasel von Anthony Theobald, das Gaffney für wichtig
    hielt, oder Gefasel von Gaffney. Ich habe eine Datenabfrage gestartet. Jede Menge Treffer, aber nichts, was die Alarmglocken hätte schrillen lassen.«
    »Natürlich nicht«, sagte Aumonier.
    In ihrer Stimme war ein Ton, auf den Dreyfus nicht gefasst war. »Weil es keine Bedeutung hat?«
    »Nein. Im Gegenteil. Brandfackel hat sogar eine ganz bestimmte Bedeutung, besonders in Zusammenhang mit Pano-
    plia.«
    Dreyfus schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Ich habe
    nichts gefunden, Jane.«
    »Das liegt daran, dass wir von einem Amtsgeheimnis
    sprechen, in das nur so wenige eingeweiht sind, dass nicht einmal Gaffney davon gewusst haben dürfte. Es ist mehr als vertraulich und selbst innerhalb der Organisation vor allen Nachforschungen geschützt.«
    »Werden Sie mich darüber aufklären?«
    »Brandfackel war eine Zelle innerhalb Panoplias«, sagte Aumonier. »Sie wurde vor elf Jahren gegründet, um alle verbliebenen Artefakte in Zusammenhang mit der Uhrmacher-
    Affäre zu studieren und auszuwerten.«
    »Sie meinen die Uhren und die Spieldosen?«
    Ihre Ruhe war übermenschlich, obwohl sie ihm nur un-
    gern widersprach. »Mehr als das. Der Uhrmacher hatte bei seinem Amoklauf noch andere Dinge geschaffen. In den
    öffentlichen Archiven steht, von diesen Artefakten sei keines erhalten geblieben, aber in Wirklichkeit konnten doch einige geborgen werden. Es waren kleine Dinge, niemand

    wusste, wozu sie dienten, aber da sie der Uhrmacher hergestellt hatte, hielt man sie für zu wertvoll, um sie zu zerstö-
    ren. Jedenfalls so lange, bis man sie untersucht, ihren Zweck ergründet und festgestellt hatte, wie man die gewonnenen Informationen für den künftigen Schutz des Glitzerbandes verwerten konnte.« Bevor er etwas sagen konnte, fuhr sie fort: »Sie dürfen uns das nicht übel nehmen, Tom. Wir hatten die Pflicht, so viel in Erfahrung zu bringen wie nur möglich. Wir wussten nicht, woher der Uhrmacher gekommen war. Und da wir ihn nicht durchschauten, konnten wir auch nicht ausschließen, dass jemand wie er noch einmal auftauchte. Sollte das jemals geschehen, dann waren wir es den Bürgern schuldig, darauf vorbereitet zu sein.«
    »Und?«, fragte er. »Sind wir das?«
    »Ich habe Brandfackel ins Leben gerufen. Die Zelle war
    nur mir unterstellt, und zwei Jahre lang gestattete ich ihr, unter absoluter Geheimhaltung innerhalb Panoplias zu arbeiten.«
    »Wieso wusste Gaffney nichts davon?«
    »Gaffneys Vorgänger wusste es - wir hätten die Zelle nicht ganz ohne die Mithilfe der Inneren Sicherheit einrichten können -, aber als er die Zügel abgab, bestand kein Anlass, auch Gaffney ins Vertrauen zu ziehen. Inzwischen war die Zelle selbstständig, sie arbeitete innerhalb Panoplias, aber vollkommen unabhängig von den gängigen Überwachungs-und

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