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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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System war nicht unfehlbar - das hatte Gaffney bewiesen -, aber es war das einzige Instrument, das Dreyfus zur Verfügung stand. Er musste einfach davon ausgehen, dass Gaffneys Er-satzmann für und nicht gegen die Organisation arbeitete.
    Die Pings kamen, zusammen mit neueren Bildern und
    biografischen Momentaufnahmen, prompt zurück.
    Sechs von den acht Präfekten, Veitch eingeschlossen,
    befanden sich tatsächlich zu offenbar regulären Einsät-
    zen außerhalb Panoplias. Das war nicht weiter verdächtig: Schließlich waren sie Außendienstpräfekten. Die beiden anderen - Lansing Chen und Paula Saavedra - hatten gerade eine Freischicht und hielten sich vermutlich irgendwo im Innern des Felsens auf. Dreyfus erweiterte den Pangolin-Zugriff und sah sich Chens und Saavedras Dienstpläne der vergangenen Tage an. Keine Überraschungen: Wie die meisten Präfekten, die noch für besonders wichtige Aufgaben abgestellt waren, hatten sie draußen zwischen dem Glitzerband und dem Parkenden Schwarm Feuerwehr gespielt.
    Sogar in Dreifachschichten. Dreyfus wusste nicht, wie es gerade bei diesen beiden war, aber die meisten Präfekten, die nach Panoplia zurückkehrten, hatten ihre Ruhepausen dringend nötig.

    Sein Pangolin-Privileg lieferte ihm auch ihre Schlafphasen. Sowohl Chen wie Saavedra müssten inzwischen wie-
    der wach sein. Er ließ, ein letztes Mal mit Hilfe von Pangolin und trotz des erheblich größeren Risikos, entdeckt zu werden, die beiden Präfekten lokalisieren. Er hatte gehofft, sie einzeln anzutreffen, aber das war ihm nicht gewährt. Die beiden saßen offenbar miteinander im großen Mannschafts-kasino. Aber warum sollte er nicht dort anfangen?
    Dreyfus trank seinen Kaffee aus und ließ die Tasse im
    Fußboden versinken.
    Am Eingang zum Kasino blieb Dreyfus stehen und ließ den Blick über die Präfekten schweifen, die sich hier eingefun-den hatten, um zu essen und zu trinken, den neuesten
    Klatsch zu erfahren oder einfach die Zeit zwischen ih-
    ren Schichten totzuschlagen. Die meist unbesetzten Tische waren, der leichten Krümmung des Bodens folgend, in
    langen, nach oben gewölbten Reihen angeordnet. Das Licht war, wie immer zu bestimmten Schichten, gedämpft und
    schummrig wie Kerzenschein. Die Präfekten, die, ausnahmslos in Uniform, grüppchenweise beisammensaßen, wirkten
    wie schwarze Klumpen. Einige kehrten mit Tabletts und
    Bechern von der Essensausgabe zurück. Andere standen
    allein oder zu zweit vor den Bildschirmen, die alle Wände des Kasinos bedeckten. Zu jedem anderen Zeitpunkt hätten sie Fallbeschreibungen und Berichte über laufende Ermittlungen gelesen, um sich über die Arbeit ihrer Kollegen zu informieren, aber jetzt flimmerten ständig aktualisierte Analysen der Aurora-Krise über alle Schirme. Man sah zahlreiche Bilder der sechs Habitate, die sie inzwischen erobert hatte, alles Außenansichten, denn im Innern gab es keine aktiven Datenverbindungen mehr. Andere Displays lieferten Bilder und Diagramme von Käfern, verbunden mit Szenen
    aus dem Weltall, die zeigten, wie man sich ihrer zu erwehren versuchte. Die meisten Präfekten in diesem Raum waren Dreyfus fuhr herum und wollte schon wütend werden,
    als er den Sprecher erkannte. Es war Demikoff, der Mann mit dem vorspringenden Kinn. »Doktor«, sagte er ruhig.
    »Nehmen Sie es mir bitte nicht übel... ich bin gerade ziemlich beschäftigt.«
    Demikoff nickte verständnisvoll. »Das sind wir alle, Tom.
    Aber ich muss mit Ihnen reden, und zwar jetzt gleich. Vertrauen Sie mir, ja?«
    Dreyfus betrachtete das von Müdigkeit gezeichnete Ge-
    sicht. Er hatte noch nie erlebt, dass Demikoff sich in irgendeiner Weise wichtig gemacht hätte. Was immer der Mann
    mit ihm besprechen wollte, es war sicherlich dringend.
    »Worum geht es?«, fragte Dreyfus immer noch leise.
    »Raten Sie mal, Tom.«
    »Jane?«
    »Eine Entwicklung hat stattgefunden. Und sie ist nicht
    positiv. Wir müssen eine sehr schwierige Entscheidung
    treffen, und ich will Ihre Meinung dazu hören. Sofort, Tom.
    Können Sie mit ins Schlaflabor kommen?«
    »Geht in Ordnung, Präfekt«, sagte Lansing Chen, schob
    quietschend seinen Stuhl zurück und stand auf. »Paula und ich wollten ohnehin gerade gehen.«
    »Ich möchte, dass Sie in einer Stunde wieder hier sind«, sagte Dreyfus und klopfte auf sein Armband.
    »Gibt es etwas Besonderes, Außendienstpräfekt Dreyfus?«, fragte Chen unschuldig, aber ganz offensichtlich in der Absicht, Dreyfus daran zu erinnern, dass er nicht sein

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