Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
Vom Netzwerk:
Ketten, die anderen marschierten über sie hinweg. Die zurückweichenden Gendarmen wurden beiseite geschleudert und stürzten mit un-hörbaren Schreien in das Atrium hinab.
    Dann hatten die Käfer den Votenprozessor erreicht. Au-
    monier sah zu bis zum bitteren Ende. Irgendwann wurden
    die Bildschirme grau und zeigten nur noch statisches Rauschen und hektische Fehlermeldungen.
    Panoplia hatte soeben das Karussell New Brazilia verlo-
    ren. Aurora hatte jetzt fünf Habitate in ihrer Gewalt.
    Aumonier wandte sich Haus Flammarion zu, wo die Käfer
    gerade erst ins Innere eindrangen. Wie unter einem inneren Zwang beobachtete sie den Kampf, als verlangte der tapfere, aber vergebliche Widerstand der Gendarmen einen Zeugen, auch wenn der nichts tun konnte, um den Ausgang zu beeinflussen.
    Es dauerte nicht lange, und Aurora hatte die sechste Eroberung gemacht.

    Dreyfus betrat zum ersten Mal seit seiner Entlassung wieder seine Wohnung. Er wusste, dass die Spurensicherung
    mit gewohnter Gründlichkeit alles unter die Lupe genom-
    men und jedes Atom von Clepsydra entfernt hatte, das noch nicht von der Aktivmaterie absorbiert worden war. Und
    doch wurde er das Gefühl nicht los, dieser Raum, der ihm nur vorübergehend zugewiesen war - er benutzte ihn als
    Wohnzimmer -, sei nach wie vor unrein, durch den Mord
    von Grund auf verseucht. In seiner Abwesenheit war der
    Tod gekommen, hatte seine Möbel berührt, es sich bequem gemacht und einen säuerlichen Leichenhausgeruch hinterlassen, der sich im Unterbewusstsein festsetzte.
    Dreyfus forderte starken, heißen Kaffee an, das bittere Aroma umfing ihn wie eine Wolke. Er ließ sich in seinen gewohnten Sessel sinken und schaltete das Notepad ein. Er hatte die Namen nicht mehr angesehen, seit Jane sie ihm diktiert hatte, und auch jetzt hielt er sich das Notepad so dicht vor die Brust, als könnte ihm jemand über die Schulter schauen. Die Geste war sinnlos - ebenso unbegründet wie der Geruch -, aber auch ebenso wenig zu unterdrücken.
    Obwohl er sich mit diesen Namen im Auftrag Panoplias beschäftigte und der Generalpräfekt persönlich sie ihm genannt hatte, kam er sich vor, als tue er etwas Verbotenes.
    Er trank einen Schluck. Der schwarze Kaffee rann ihm
    heiß durch die Kehle und ließ ihn Clepsydra für einen Moment vergessen.

    Auf dem Pad standen acht Namen, zweifellos die acht
    Gründungsmitglieder von Brandfackel, immer vorausgesetzt, dass Aumonier selbst nicht zu ihnen gehörte. Sie waren ihm auch alle bekannt, einige konnte er sogar mit einer Person verbinden. Panoplia war stark untergliedert, jedem Außendienstpräfekten war ein straff organisiertes Team von Unterpräfekten unterstellt, was dafür sorgte, dass die einzelnen Außendienstgruppen wenig Verbindung zueinander
    hatten. Gruppen mit sehr verschiedenen Einsatzorten konnten jahrelang tätig sein, ohne dass ihre Mitglieder sich begegneten.
    Und doch kannte er diese acht Namen und konnte fünf
    von ihnen - zugegebenermaßen verschwommene - Gesich-
    ter zuordnen.
    Er las sie noch einmal, nur um sich zu vergewissern, dass ihm nichts Offensichtliches entgangen war.
    Lansing Chen (PA III)
    Xavier Valloton (UPA III)
    Eloise Dassault (UPA III)
    Riyoko Chadwick (PA I)
    Murray Vos (PA II)
    Simon Veitch (PA II)
    Paula Saavedra (PA III)
    Gilbert Knerr (UPA II)
    Nein, er hatte sich nicht getäuscht, und je länger er über die Namen nachdachte, desto mehr festigte sich seine Überzeugung, dass nicht nur fünf von ihnen, wie er zuerst gedacht hatte, sondern alle zumindest andeutungsweise ein Gesicht für ihn hatten. Besonders Veitch - aus irgendeinem Grund stach ihm der Name besonders ins Auge. Aber er
    konnte keinen Fall und auch keine Ausbildungsübung be-
    nennen, bei denen er mit einem von ihnen zusammengear-
    beitet hätte. Die Gesichter hingen beziehungslos im Nichts wie Porträts vor einem noch nicht ausgeführten Hintergrund.
    Was jetzt?, fragte er sich. Bis auf die Erinnerung, die beim Anblick von Veitchs Namen aufgeflackert war, lieferte ihm auf Anhieb kein einziger Präfekt irgendeinen Anhaltspunkt, mit dem er hätte weitermachen können. Aber vielleicht
    hielten sich ja zumindest einige von ihnen derzeit in Panoplia auf, das wäre eine große Hilfe.
    Dreyfus machte Gebrauch von seinem Pangolin-Privileg und pingte alle acht Namen über sein Armband an. Mit den Armbändern konnte man Präfekten innerhalb Panoplias aufspüren, und wenn sie unterwegs waren, bestimm-
    ten Dienst- und Flugpläne ihren Aufenthaltsort. Das

Weitere Kostenlose Bücher