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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Vorgesetzter war.
    »Oh ja. Es ist etwas geschehen. Und in sechzig Minuten
    werden wir uns darüber unterhalten.« Er wandte sich der Frau zu. »Das gilt auch für Sie, Außendienstpräfekt Saavedra.« Die beiden ließen die Tabletts mit den Speisen stehen und stürmten aus dem Kasino. Er sah ihnen nach.
    »Tut mir leid, dass ich stören musste«, sagte Demikoff, während Dreyfus sein Wasserglas leerte und den Rest des Apfels auf Chens Tablett warf. »Aber bitte glauben Sie mir -
    ich hätte Sie nicht behelligt, wenn die Sache nicht in höchs-tem Maße beunruhigend wäre.«
    Im Schlaflabor angekommen, sagte Demikoff: »Wie ging es Jane, als Sie das letzte Mal mit ihr sprachen?«
    Dreyfus rieb sich den Nacken. »Verglichen womit?«
    »Mit Ihrem letzten Besuch. Oder mit ihrem Zustand ver-
    gangene Woche.«
    »Sie war nicht gerade in Hochstimmung. Verständlich,
    schließlich hatte man sie ihres Amtes enthoben.« Er hob beschwichtigend die Hand. »Keine Sorge, Doktor. Ich mache nicht Sie dafür verantwortlich. Sie haben nur Ihre Arbeit getan und sich um Janes Gesundheitszustand gekümmert.
    Ich kann mir vorstellen, dass Gaffney alle Register gezogen hat.«
    »Nicht nur Gaffney allein. Crissel und Baudry waren auch beteiligt.«
    »Nun, Crissel hat seinen Fehler gebüßt. Und Baudry drängt uns zwar zu Entscheidungen, die ich nicht unbedingt gut-heiße, aber ich muss zugeben, dass sie nur versucht, ihren Verpflichtungen gerecht zu werden.«
    »Zurück zu Jane - ist Ihnen sonst noch etwas aufgefallen?
    Stand sie mehr unter Druck als sonst?«
    »Sehen wir uns doch die Situation an. Wir haben die Kontrolle über sechs Habitate verloren, von denen vier über die nötigen Einrichtungen zur Herstellung von Käfern verfü-
    gen. Die Instanz, von der sie jetzt kontrolliert werden, ist im Begriff, in den nächsten sechsundzwanzig Stunden, vielleicht auch schon früher, vier weitere Habitate an sich zu reißen. Bald werden wir bei zweistelligen Zahlen angelangt sein, und danach ist es bis zu den dreistelligen nicht mehr weit. Wir haben eine Massenevakuierung eingeleitet, um
    eine Feuerschneise um die befallenen Habitate zu schlagen und anschließend die Objekte zu bombardieren, die wir eigentlich schützen sollten. Wahrscheinlich werden sich dort immer noch Menschen befinden, wenn wir auf den Knopf
    drücken. Währenddessen verlieren wir Agenten und Schiffe schneller, als wir denken können. Alles in allem, ja, man könnte schon sagen, dass Jane etwas mehr unter Druck
    steht als üblich.«
    Demikoff verscheuchte Dreyfus' Sarkasmus wie eine läs-
    tige Fliege. »Ich denke, es ist so weit. Wir müssen einschreiten.«
    »Doch nicht jetzt. Erst wenn wir mit Aurora fertig sind.«
    »Der Skarabäus hat sich noch einmal verändert. Hat Ih-
    nen Jane das nicht gesagt?«
    »Nein«, gab Dreyfus vorsichtig zu.
    »Er hat eine seiner Sonden tiefer in ihren Nacken geschoben und übt jetzt Druck auf ihr Rückenmark aus. Jane kann es spüren.«
    Dreyfus dachte an sein letztes Gespräch mit Aumonier
    zurück. »Sie schien keine Schmerzen zu haben.«
    »Dann hat sie sich gut verstellt. Es sind keine unerträglichen Qualen - noch nicht. Aber der Uhrmacher verändert sich in letzter Zeit immer schneller. Er will uns warnen, Tom. Wir haben nicht mehr viel Zeit.«
    »Aber wir haben doch erst vor ein paar Tagen zum letzten Mal miteinander gesprochen. Damals hatten Sie noch keinen Plan; kein Verfahren, mit dem sich das Ding in weniger als vier Zehnteln einer Sekunde entfernen ließ. Soll das hei-
    ßen, Sie hätten seither eine neue Idee gehabt?«
    Demikoff konnte ihm nicht in die Augen sehen. »Ich war
    nicht ganz aufrichtig zu Ihnen, Tom. Wir haben längst einen Plan, bei dem wir sicher sein können, den Skarabäus zu
    entfernen, bevor er zum Gegenschlag ausholen kann. Aber wir wollten zuvor alle anderen Alternativen ausschöpfen.«
    Dreyfus schüttelte den Kopf. »Tango war Ihre beste Alternative. Dennoch kamen Sie damit nicht auf unter vier Zehntel.«

    »Es gibt eine schnellere Variante. Wir haben sie nur in der Hinterhand behalten und kaum darüber gesprochen,
    nachdem die Grundlagen gelegt waren. Wir hofften immer
    noch, eine bessere Lösung zu finden. Aber das ist uns nicht gelungen. Nun läuft uns die Zeit davon. Damit bleiben uns drei Möglichkeiten, Tom.«
    »Nämlich?«
    »Option eins ist, nichts zu tun und zu hoffen, dass der Skarabäus niemals explodiert. Option zwei ist Tango. Alle Simulationen - einschließlich der Arbeiten der vergangenen

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