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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Woche - besagen, dass mit Tango der Skarabäus in null Komma vier neun sechs Sekunden zu entfernen ist. Die Simulationen schätzen auch, dass das etwas schneller ist, als der Skarabäus aktiv werden kann.«
    »Aber der Fehlerspielraum ist nicht groß.« Sie hatten sich schon vor langer Zeit darauf geeinigt, nichts zu unternehmen, bis die Extraktion in weniger als null Komma vier Sekunden zu machen wäre. Dreyfus fragte misstrauisch: »Und was ist die dritte Option?«
    »Wir nennen sie Zulu. Es ist das letzte Mittel.«
    »Und wie sieht es aus?«
    »Enthauptung«, sagte Demikoff.
    »Das kann nicht Ihr Ernst sein.«
    »Wir haben alles zu Tode analysiert. Wir haben einen
    Plan, und wir glauben, dass er gelingen wird.«
    »Sie glauben?«
    »Wir können keine Garantien geben, Tom. Wir reden von
    einer Operation an einem Patienten, an den wir seit elf Jahren nicht näher als auf siebeneinhalb Meter herankom-
    men.«
    Dreyfus sah ein, dass er nur seine Verzweiflung an dem
    bedauernswerten Demikoff ausließ, der die letzten elf Jahre seines Lebens selbstlos der Aufgabe gewidmet hatte, einen Weg zu Jane Aumoniers Rettung zu finden. »Schön. Sagen
    Sie mir, worum es geht. Wieso ist es gerade jetzt besser, ihr den Kopf abzuschneiden, anstatt einfach den Skarabäus abzuschießen? Und wie wollen Sie eigentlich ein Chirurgenteam einschleusen, das sie enthaupten könnte?«
    Demikoff schob Dreyfus vor eine der Zwischenwände,
    die den Zentralbereich des Schlaflabors unterteilten. Auf der Fläche leuchteten bunte Diagramme und Bilder der Patientin und des Objekts in ihrem Nacken. »Eins nach dem anderen. Wir haben die gewaltsame Entfernung des Skarabäus - den Abschuss, um mit Ihren Worten zu sprechen -
    vom ersten Tag an in Betracht gezogen. Aber es war zu be-fürchten, dass sich in seinem Innern ein Mechanismus
    verbirgt, der Jane auch dann noch verletzen könnte, wenn keine physische Verbindung mehr besteht.«
    Sie sprachen darüber nicht zum ersten Mal, aber Demi-
    koff musste Dreyfus' Gedächtnis immer noch nachhelfen.
    »Zum Beispiel?«
    »Eine Sprengvorrichtung. Wir sind überzeugt davon, dass der Uhrmacher keine Antimaterie verwendet haben kann,
    aber vielleicht sind in den Bereichen, die wir nicht abbil-den können, herkömmliche Sprengstoffe oder federgelager-te Schneidewerkzeuge versteckt.«
    »Und die könnten Jane verletzen?«
    »Ohne Weiteres. Sie haben gesehen, was der Uhrma-
    cher in einige dieser Uhren eingebaut hat. Wenn es uns dagegen gelingt, den Skarabäus durch irgendeinen Splitterschutz zu isolieren, kann der Patientin nichts geschehen.
    Auf diese Weise schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe, Tom.«
    »Zwei Fliegen? Ich verstehe kein Wort.«
    Demikoff tippte mit dem Finger auf eines der Diagramme.
    Dreyfus hatte das unbestimmte Gefühl, das Bild schon hun-dertmal gesehen, aber niemals richtig wahrgenommen zu
    haben. Es war ein Querschnitt durch Janes Bürosphäre.
    »Sie haben doch sicher die Ringleitung bemerkt, die um
    den Raum herumführt«, sagte Demikoff.

    »Ich dachte ...« Dreyfus verstummte. Er hatte sich gar
    nichts dabei gedacht, außer, dass dieser Ring nichts mit der eigentlichen Sphäre zu tun hatte.
    »Die Leitung wurde von uns installiert, Tom. Wir haben
    uns damit Zugang zur Sphäre verschafft, weil wir befürchteten, eines Tages nicht mehr um Zulu herumzukommen.«
    »Was befindet sich darin?«
    »Nichts. Es ist nur ein leerer Ring, der die Bürosphäre umschließt. Alles, was wir einbauen müssen, ist anderswo in Panoplia gelagert und einsatzbereit.«
    »Zeigen Sie es mir.«
    Auf einen Fingerdruck von Demikoff kippte das Dia-
    gramm, so dass sie nun von oben auf die Sphäre und den
    Ring hinabschauten. Durch eine Öffnung wurde eine Reihe von einzelnen Bauteilen in den Ring eingebracht und so
    lange zusammengeschoben, bis eine Art massives Stachel-
    halsband entstanden war.
    »Was ist das?«
    »Eine Guillotine«, erklärte Demikoff sachlich. »Wenn die Einzelteile an Ort und Stelle sind, werden diese Klingen-segmente durch die Wand der Bürosphäre geschoben. Wir
    haben die Außenhülle an den entsprechenden Stellen dün-
    ner gemacht, so dass an der Innenwand nichts mehr zu
    tun ist. Es wird sehr schnell gehen. Die Segmente brauchen zwei Zehntel einer Sekunde, um sich zu schließen und den Raum zweizuteilen: Das liegt weit genug innerhalb der Feh-lertoleranz.«
    Das Diagramm schaltete wieder auf die Querschnittan-
    sicht um. In der Mitte des Raumes schwebte eine Gestalt.
    Ihr Hals wurde

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