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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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bewegt wird. Aber früher oder später wird die Linie an die richtige Stelle kommen.« Er sah Dreyfus fest an. »Meine eigene Hand wird am Auslöser sein.
    Ich werde entscheiden, wann die Klingen eindringen, nicht irgendeine Maschine. Ich muss spüren, dass der Zeitpunkt da ist.«
    »Was ist mit dem Notfallteam?«
    »Ich habe drei Schichten besetzt. Ein Team ist immer in Bereitschaft.«
    Dreyfus war wie benommen. Er sah die Logik des Plans.
    Aber deshalb musste er ihm noch lange nicht gefallen.
    »Haben Sie mit den anderen Oberpräfekten gesprochen?«
    »Sie sind informiert. Sie haben mir grünes Licht gege-
    ben.«
    »Dann brauchen Sie meine Einwilligung ja nicht mehr.«
    »Ich brauche sie nicht, aber ich will sie haben. Sie stehen Jane näher als jeder andere in der Organisation, Tom. Auch näher als ich. Mir war von Anfang an klar, dass für diesen Plan Ihre Zustimmung erforderlich wäre. Sie vertraut Ihnen, als wären Sie ihr einziger Sohn. Wie viele Außendienstprä-
    fekten haben das Pangolin-Privileg?«
    »Meines Wissens keiner«, sagte Dreyfus freimütig.

    »Sie würde wollen, dass Sie das letzte Wort haben, Tom.«
    Demikoff hob resigniert die Schultern, als hätte er sein Möglichstes getan. »Ich habe Ihnen die medizinische Seite erläutert. Wenn Sie einverstanden sind, können wir den
    Einbau der Klingen in dreizehn Stunden abschließen. In
    dreizehn Stunden und zehn Minuten könnte sie diesen Raum verlassen haben und stabil sein.«
    »Und wenn ich nein sage?«
    »Setzen wir auf Tango. Ich kann nicht riskieren, gar nichts zu tun. Das wäre wirklich fahrlässig.«
    »Ich brauche Zeit, um mir darüber klar zu werden«, sagte Dreyfus. »Sie hätten mich schon vor Jahren informieren
    müssen, dann hätte ich länger nachdenken können.«
    »Glauben Sie, das hätte Ihnen geholfen? Sie hätten mich angehört, mir bestätigt, die ganze Sache sei herzlich unerfreulich, und dann hätten Sie die Frage gründlich verdrängt, weil es nicht erforderlich war, sich sofort damit auseinan-derzusetzen.«
    Dreyfus wollte widersprechen, aber er sah ein, dass De-
    mikoff recht hatte. Bei manchen Schreckgespenstern nützte es nichts, wenn man sie schon am Horizont auftauchen
    sah. Man konnte sich erst mit ihnen befassen, wenn man
    ihnen Auge in Auge gegenüberstand.
    »Trotzdem brauche ich Zeit. Geben Sie mir eine Stunde.
    Dann können Sie mit dem Einbau beginnen.«
    »Ich habe Sie belogen«, sagte Demikoff leise. »Wir haben bereits begonnen. Aber Sie sollen Ihre Stunde haben, Tom.«
    Er wandte sich ab und griff nach einem der zerlegten Plas-tikmodelle des Skarabäus. Ein wächsernes graues Bauteil in seinem Innern hatte sein Interesse geweckt, ein schneckenförmiges Gebilde, das ihm anscheinend eben zum ers-
    ten Mal aufgefallen war. »Sie wissen, wo Sie mich finden können. Ich werde wach sein, genau wie Jane.«

    Als Dreyfus das Schlaflabor verließ, piepste sein Armband.
    Es war Sparver.
    »Sie sollten mal zum Bug kommen, Boss. Ich habe
    zwei Fische gefangen, die gerade wegschwimmen woll-
    ten.«
    »Danke«, sagte Dreyfus. Nur gut, dass er seinen Unter-
    präfekten beauftragt hatte, Chen und Saavedra zu beschatten. »Ich komme sofort.«
    Sparver hatte die beiden an der Andockrampe festgehal-
    ten, die wie eine Nase aus dem Panoplia-Kürbis hervorragte.
    An dieser Rampe wurden Kutter und Korvetten abgefertigt, aber keine Zivilschiffe und auch keine Systemkreuzer. Als Außendienstpräfekten benützten die Brandfackel-Agenten
    regelmäßig die leichten und mittleren Einsatzschiffe und waren den Technikern an der Rampe sicherlich vertraut.
    Obwohl sie keine entsprechende Genehmigung vorweisen
    konnten, war es ihnen daher gelungen, sich einen Kutter zu sichern, der soeben zum Auftanken und zur Neubewaffung
    eingelaufen war. Als Sparver die Haupttore schloss und
    ihnen damit den Fluchtweg versperrte, waren sie mitten in den Checks vor dem Abflug gewesen. Dreyfus würde die
    Mannschaft abmahnen müssen, die die Präfekten ohne ord-
    nungsgemäße Freigabe an Bord gelassen hatte, aber im Moment ging es ihm vor allem darum, von den beiden ver-
    hinderten Flüchtlingen Informationen zu bekommen. Sie
    befanden sich noch an Bord des Kutters, und das Schiff

    stand auf dem Startschlitten, nur die Türen versperrten ihm den Weg ins Freie.
    »War nicht leicht, ihnen auf den Fersen zu bleiben«, sagte Sparver, der neben der Anzugwand in der luftgefüllten Ver-bindungsröhre schwebte. Zu beiden Seiten von ihm schwebten zwei

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