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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Flugdeck heran. »Und
    Sie - wir - haben ihm dabei geholfen?«
    »Es war ein Fehler. Als wir den Uhrmacher reaktivierten, war er verglichen mit seiner früheren Verkörperung noch schwach und unsicher. Dennoch hätte er uns beinahe überwältigt.«
    »Wie viel von alledem wusste Jane?«, fragte Dreyfus. All-mählich fragte er sich, warum Chen sich nicht am Gespräch beteiligte.
    »Sie wurde informiert, dass eines der Objekte Amok ge-
    laufen sei. Aber man sagte ihr nicht, dass der Uhrmacher selbst aus dem Grab erstanden war. Weil man fürchtete, die Nachricht würde sie allzu sehr belasten.«
    »Dennoch hat sie die Zelle aufgelöst.«

    »Vielleicht hatte sie recht. Aber wir waren anderer Meinung, versteht sich. Obwohl Brandfackel schwere Verluste erlitten hatte, glaubten wir, so dicht wie noch nie davor-zustehen, das wahre Wesen des Uhrmachers zu erkennen.
    Und wir Überlebenden waren überzeugt, dass von dieser
    Erkenntnis die künftige Sicherheit des Glitzerbandes ab-hinge. Wir müssten wissen, was der Uhrmacher war und
    woher er kam, um sicherstellen zu können, dass niemals
    wieder etwas dergleichen entstand. Das war unser moralischer Imperativ, Präfekt Dreyfus. Deshalb beschlossen wir, unsere Arbeit fortzusetzen. Wir waren bereits supergeheim; deshalb fiel es uns leicht, so weit unterzutauchen, dass wir selbst von Jane nicht mehr wahrgenommen wurden.«
    »Und was haben Sie herausgefunden, Paula?«
    »Bleiben Sie, wo Sie sind, Präfekt Dreyfus.«
    Doch bevor sie den Satz beendet hatte, war Dreyfus auf
    Sichtweite an das Flugdeck herangekommen. Die Verbin-
    dungstür stand jetzt offen. Eine scharlachrote Wolke aus winzigen von der Oberflächenspannung zu runden Ballons
    zusammengedrückten Blutströpfchen schwebte im Raum.
    Lansing Chen war tot. Er war in den rechten Pilotensitz geschnallt, sein Kopf hing unnatürlich schief und schwankte mit jedem Luftzug langsam hin und her. Paula Saavedra
    hielt die Hundepeitsche, mit der sie ihm die Kehle durch-geschnitten hatte, noch in der Hand. Sie selbst saß im linken Sessel, den sie nach hinten gedreht hatte, und sah Dreyfus und Sparver entgegen. Ein Bein hatte sie hochgezogen.
    Die Hundepeitsche hielt sie in der Rechten, die Linke
    schwebte über einem der blau leuchtenden Schalter an der Konsole.
    »Chen zu töten wäre nicht nötig gewesen«, sagte Dreyfus und umfasste seine eigene Hundepeitsche fester.
    Hinter ihm sprach Sparver in sein Armband: »Geben Sie
    mir Mercier. Wir brauchen medizinische Hilfe. Er soll ein Notfallteam zum Bug schicken.«

    »Ich wollte es auch nicht«, sagte Saavedra drohend. »Chen war ein guter Mann, Präfekt. Er hat Brandfackel bis zum Ende treu gedient. Es war nicht seine Schuld, dass er schließ-
    lich Zweifel bekam.«
    »Was für Zweifel?«
    »Niemandem von uns gefiel, was mit Ruskin-Sartorius
    passierte, aber die meisten hielten dieses tragische Schicksal für unvermeidlich. Ein Kriegsopfer, Präfekt. Chen sah das anders. Er fand, wir wären zu weit gegangen; neunhundert-
    sechzig Menschenleben wären ein zu hoher Preis für die Sicherheit. Er fand, es wäre Zeit, aus der Deckung zu treten.«
    »Er hätte recht gehabt.«
    Die Spitze ihrer Hundepeitsche glühte dunkelrot. »Nein.
    Den neuen Aufenthaltsort des Uhrmachers geheim zu hal-
    ten ist jetzt wichtiger als alles andere.«
    »Da bin ich ganz Ihrer Meinung. Aurora darf nicht erfahren, wo sich der Uhrmacher befindet. Aber Panoplia braucht diese Information dringender denn je.«
    »Unter normalen Umständen hätte ich Ihnen vielleicht
    beigepflichtet. Aber Panoplia ist nicht mehr sicher. Jemand schnüffelt seit Tagen hinter Brandfackel her. Wahrscheinlich dieselbe Person, die den Angriff auf Ruskin-Sartorius mit inszenierte.«
    »Das war Oberpräfekt Gaffney. Er ist nicht mehr im Spiel.
    Ich selbst habe ihn aus dem Verkehr gezogen, Sie können mir also vertrauen.«
    »Kann ich das wirklich? Es war eine beachtliche Leistung, uns aufzuspüren, Präfekt. Woher weiß ich, dass Sie nicht einfach weitermachen, wo Gaffney aufgehört hat?«
    »In gewissem Sinne tue ich das - ich musste Sie finden.
    Aber warum mussten Sie Chen töten, Paula?«
    »Ich sagte es bereits - er hat im letzten Moment kalte
    Füße bekommen. Wollte hier bleiben und die Suppe auslöffeln. Das konnte ich nicht zulassen, Präfekt. Und ich kann auch nicht zulassen, dass Sie mich hier festhalten.«

    »Sie haben nichts Schlimmes zu befürchten«, versprach
    Dreyfus noch einmal. Doch was er zuvor noch

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