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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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heraus.«

    »Richtig«, sagte Aumonier. »Erster Käferkontakt wird in ...
    fünfundfünfzig Minuten und elf Sekunden erwartet. Da die Gendarmen bei der Evakuierung an den Andockstationen
    behilflich sind, haben die Käfer freie Bahn zum Votenprozessor. Wenn alles weiterhin so läuft, wie wir es bisher erlebt haben, müsste die Anlage von Toriyuma-Murchison in weniger als zehn Stunden mit der Käferproduktion beginnen.«
    »Dann haben die Bewohner noch so lange Zeit«, sagte
    Dreyfus. »Wir können sie alle wegbringen.«
    »Es tut mir leid«, sagte Aumonier, und ihr Bild sah ihn an, als wäre niemand sonst im Raum. »Aber wir haben es hier mit einer Art Seuche zu tun. Soweit wir wissen, kann Aurora die Habitate über die Votenprozessoren unter ihre Kontrolle bringen. Was sie sonst noch an Trümpfen im Ärmel hat, erfahren wir erst, wenn wir ihr die Chance geben, sie auszuspielen. Ich kann nicht riskieren, dass sie auf anderen Wegen von Habitat zu Habitat springt. Und dazu zählen auch Evakuierungsschiffe.«
    »Aber Jane...«
    »Wir evakuieren bis zum allerletzten Moment«, unter-
    brach sie ihn. »Aber sobald die ersten Käfer auf Toriyuma-Murchison landen, ziehe ich die Schiffe ab.« Und um keinerlei Missverständnisse aufkommen zu lassen, fügte sie hinzu: »Sogar, wenn sich noch Menschen in den Andockröhren befinden.«
    »Und was dann?«, fragte Dreyfus, obwohl er wusste, was
    nun kam.
    »Dann zünden wir die Atomraketen. Und entfernen einen
    von Auroras Trittsteinen.«
    »Zu diesem Zeitpunkt befinden sich noch Zehntausende
    innerhalb der Spindel.«
    »Etwa fünfunddreißigtausend, wenn die Bellatrix eine weitere Runde schafft. Aber es gibt keine andere Möglichkeit, Tom. Natürlich nehmen wir die Produktionsanlage als Erstes ins Visier, aber um sie völlig lahmzulegen, müssen wir sie so schwer treffen, dass wir auch gleich das ganze Habitat angreifen können. Wir halten für alle Fälle Schiffe in Bereitschaft, aber ich rechne nicht mit Überlebenden.«
    »Es muss einen anderen Weg geben.«
    »Den gibt es. Wir könnten die sechs Habitate beschießen, die Aurora bereits kontrolliert, und die beiden, die sie gerade an sich bringt. Das würde sie aufhalten. Aber dann würden wir mehrere Millionen Menschen töten, nicht nur
    einige zehntausend.«
    »Mit dem Abschuss dieses einen Habitats werden wir sie
    nicht unbedingt aufhalten.«
    »Aber wir bereiten ihr Unannehmlichkeiten. Das genügt
    mir fürs Erste.«
    »Panoplia ist mit alledem überfordert«, rief Dreyfus verzweifelt. »Wir müssen um Unterstützung bitten. Wir müs-
    sen jeden ansprechen, der ein Schiff hat und helfen kann.«
    »Ich habe an alle gängigen Adressen Hilfeersuchen ge-
    richtet. Vielleicht meldet sich jemand, aber ich rechne nicht damit.« Sie zögerte, ihr Blick war auch weiterhin nur auf ihn gerichtet. Dreyfus hatte das Gefühl, ein Vieraugenge-spräch zu führen, von dem alle anderen im Raum ausge-
    schlossen waren. »Tom, da ist noch etwas.«
    »Nämlich?«, fragte er.
    »Ich muss die Abstimmungen aussetzen und die Abstrak-
    tion abschalten. Bandweit. Die Gefahr, dass Aurora das Netz für ihre Zwecke manipuliert, ist einfach zu groß.«
    »Sie breitet sich doch durch die Käfer aus.«
    »Die Käfer sind ihr wichtigstes Instrument, aber wir können nicht mit Sicherheit sagen, dass sie nicht auch andere Wege nützt. Man hat mir bereits das Mandat erteilt, alle vorhandenen Notstandsbefugnisse auszuschöpfen. Das heißt, ich kann Masseneuthanasien anordnen, wenn dadurch Menschenleben gerettet werden können. Und es heißt auch,
    dass ich die Netze abschalten kann.«

    »Wir brauchen aber die Netze, um unsere eigenen Maß-
    nahmen zu koordinieren.«
    »Genau dafür werden wir rudimentäre Datenverbindun-
    gen beibehalten. Aber alles andere muss weg. Nur so haben wir Gewissheit.«
    Dreyfus ging in sich und stellte überrascht fest, dass ihn der geplante Einsatz von Atomwaffen weniger schockierte als die Vorstellung, das gesamte Glitzerband vom Netz zu nehmen. Tatsache war freilich, dass für die meisten der zehntausend Habitate das Leben mehr oder weniger normal weiterlief. Einige Bürger würden registrieren, dass es eine Krise gab, aber viele waren vollkommen isoliert und hatten sich in den hermetisch abgeschlossenen Kokons
    ihrer privaten Fantasieuniversen eingerichtet. Daran würde sich nicht unbedingt etwas ändern, wenn Panoplia Raketen abfeuerte. Aber niemandem - bis auf die Bürger des Solipsistenstaats Bezile, des Komastaats oder der

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