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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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aufrichtig
    gemeint hatte, waren jetzt leere Worte. Für den Mord an einem Mitpräfekten gab es keine Entschuldigung.
    »Selbst wenn ich Selbstmord beginge, würden Sie mei-
    nen Leichnam trawlen, um herauszufinden, wo der Uhrma-
    cher ist. Deshalb muss ich fort. Sehen Sie meine linke Hand, Präfekt?«
    Dreyfus nickte. »Ich nehme an, Sie halten sie nicht ohne Grund in dieser Stellung.«
    »Ich habe vier Hundepeitschen mit an Bord gebracht. Sie sind auf Granatenmodus mit maximaler Sprengkraft gestellt, und ich kann sie von dieser Konsole aus zünden. Fangen Sie gar nicht erst an zu suchen ... sie sind gut versteckt.«
    »Hundepeitschen detonieren nicht innerhalb Panoplias.
    Dafür gibt es den Positionsschutz.«
    »Den ich ohne Mühe ausgeschaltet habe.« Sie schüttelte
    enttäuscht den Kopf. »Ich bin ein Mitglied von Brandfackel, Präfekt. Was glauben Sie, zu welchen Mitteln wir greifen müssten, um in den letzten neun Jahren Leistungsfähigkeit und Geheimhaltung sicherzustellen? Es gibt keinen Trick, den wir nicht kennen.«
    »Tun Sie es nicht, Paula. Diese Rampe wird noch ge-
    braucht.«
    »Ich werde es nur tun, wenn Sie mich am Start hindern.
    Falls Sie das versuchen, werde ich allerdings nicht zögern.
    Die Explosion wird keine größeren Schäden an Panoplia anrichten - Sie könnten die Rampe verlieren, das ist richtig -, aber von mir wird sicher nichts übrig bleiben, was Sie trawlen könnten.«
    »Ich muss wissen, wo der Uhrmacher ist«, beharrte Drey-
    fus.
    »Und ich kann es Ihnen nicht sagen. Ich halte Panoplia
    schon jetzt nicht mehr für sicher. Brandfackel ist die einzige Abteilung, die noch fähig ist, die Arbeit fortzusetzen.«

    »Wenn Sie mich nicht für vertrauenswürdig halten, warum haben Sie mir dann verraten, dass der Uhrmacher noch am Leben ist?«
    »Ich habe Ihnen nichts verraten, was Aurora nicht bereits wüsste. Und jetzt verlassen Sie den Kutter, Präfekt.«
    »Wir werden Sie finden. Wo immer Sie auch sind. Sie zö-
    gern das Ende nur hinaus.«
    »In ganz Panoplia gibt es kein Schiff, das rechtzeitig startklar gemacht werden könnte, um mich zu verfolgen.« Sie
    gestattete sich ein kleines Lächeln der Genugtuung. »Ich weiß es: Ich habe mich vergewissert. Und Sie werden mich nicht aufspüren können. Dieser Kutter ist ZVK-getarnt. Wenn die bandweite Krise nicht alle unsere Kapazitäten aufs
    Äußerste beanspruchte, hätten Sie vielleicht eine Chance.
    Aber nicht in dieser Lage, also sparen Sie sich die Mühe.
    Ich verschwinde für immer. Sie werden nie wieder von mir hören.«
    »Aber Sie vielleicht von mir«, prophezeite Dreyfus.
    »Verlassen Sie dieses Schiff. Und sorgen Sie dafür, dass die Tore geöffnet werden. Ich gebe Ihnen zwei Minuten.«
    »Überlassen Sie uns Chens Leichnam.«
    »Damit Sie ihn trawlen und in Erfahrung bringen kön-
    nen, was er über den Uhrmacher wusste? Netter Versuch.«
    Nein, dachte Dreyfus: Das war nicht der Grund. Er hatte noch nie auf brauchbare Informationen von einem Toten
    gewartet. Aber Demikoffs Notfallteam konnte sicherlich
    Übung bei der Stabilisierung eines abgetrennten Kopfes gebrauchen, bevor es ernst wurde.
    »Wie Sie wollen, Paula.« Dreyfus sah sich nach Sparver
    um. »Wir ziehen ab. Mag sein, dass Sie mit diesen Hundepeitschen bluffen, aber wir können das Risiko nicht eingehen.«
    »Boss«, sagte Sparver leise, »ich habe sie im Visier. Ich kann sie mit meiner Hundepeitsche in weniger als einer Sekunde außer Gefecht setzen.«

    »Versuchen Sie es«, sagte Saavedra. »Vielleicht ist ja heute Ihr Glückstag. Sie haben jetzt übrigens noch etwa neunzig Sekunden.«
    »Sie machen einen schweren Fehler, Paula«, warnte Drey-
    fus.
    »Sie auch. Verlassen Sie das Schiff.«
    Dreyfus nickte Sparver zu, und die beiden zogen sich in die Andockröhre zurück. Die Luftschleuse schloss sich, das Schiff war isoliert. Dreyfus legte sein Armband frei und rief Thyssen, der für die Abfertigungen an dieser Rampe zuständig war. »Hier Dreyfus. Öffnen Sie die Tore. Sie kann starten.«
    »Präfekt, wir können uns nicht leisten, diesen Kutter zu verlieren«, sagte Thyssen.
    »Wenn wir den Kutter nicht aufgeben, verlieren wir die
    Rampe. Öffnen Sie die Tore!«
    Thyssen gehorchte. Wenig später glitten die gepanzerten Tore auf wie zwei mächtige Kiefer, zwischen den ineinander greifenden Zähnen zeigten sich ein Meer von falschen Sternen und, dunkelblau umrandet, Yellowstones gewölbte Nachtseite. Der Startschlitten wurde auf Kolben nach drau-
    ßen

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