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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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geschoben und beförderte Saavedras Kutter ins All. Die Triebwerke zündeten und stießen nadelfeine Abgasstreifen aus. Der Kutter schoss mit voller Beschleunigung davon.
    »Können wir ein anderes Schiff hinterherschicken?«, frag-te Dreyfus.
    »Nicht schnell genug, um den Kutter abzufangen«, sagte
    Thyssen. »Wir werden ihre Spur verfolgen, so gut es geht, aber ich kann nichts versprechen.«
    Vor dem Fenster der Andockröhre stürzte Saavedras Schiff in das Sternenmeer. Dreyfus folgte ihm mit den Augen, bis er es nicht mehr von den Lichtern der fernen Habitate unterscheiden konnte.
    »Die Lage ist verzweifelt.« Jane Aumoniers Gesicht schwebte vor Dreyfus und den versammelten Oberpräfekten. Das

    Systemmodell zeigte sechs rote Lichter in einem Meer von blinkenden Smaragden. »Vor neun Stunden und dreißig
    Minuten drangen Käfer in das Karussell New Brazilia ein und besetzten es. Vor zwei Stunden konnten wir feststellen, dass die Produktionsanlagen anliefen. Vor achtzehn Minuten gingen die Türen auf, und neue Käfer strömten heraus.
    Die Dichte und der Durchfluss der Geschwader entsprechen den Beobachtungen in Aubusson und Szlumper Oneill.« Sie hielt inne, um die Informationen einsinken zu lassen, bevor sie ihren Bericht mit einer bitteren Pille beendete. »Nicht lange nach Brazilia verloren wir Flammarion. Auch dort
    laufen die Produktionsanlagen. Nach allem, was wir in den anderen Habitaten beobachtet haben, können wir damit
    rechnen, dass der Käferausstoß in zehn bis fünfzehn Mi-
    nuten beginnt. Wir konnten den Strom von Aubusson und
    Szlumper Oneill nicht aufhalten, aber wir konnten zumindest die Zahl der Käfer reduzieren, und das müsste sich messbar auf Auroras Ausbreitungsgeschwindigkeit ausgewirkt haben. Jetzt ist ein Nuklearangriff auf die Produktionsstätten unsere einzige Chance. Aber dadurch werden natürlich die bereits gestarteten Käfer nicht aufgehalten.«
    »Auf welche Habitate steuern die neuen Käfer zu?«, fragte Clearmountain.
    »Wenn sich in alledem ein Fünkchen Trost finden lässt«, antwortete Aumonier, »dann ist es der Umstand, dass Lillians Simulation Auroras Absichten offenbar präzise vor-hersagen kann. Das mag sich ändern, wenn Aurora erkennt, dass wir ihre Manöver erraten, aber im Moment gestattet es uns wenigstens, unsere Evakuierungsbemühungen dort
    zu konzentrieren, wo sie am sinnvollsten sind. Der Käferstrom von Brazilia zielt auf die Toriyuma-Murchison-
    Spindel, eines der zehn Habitate, die auf unserer Liste stehen.«
    »Wie läuft denn die Evakuierung?«, fragte Dreyfus und
    rieb sich die Augen.

    »Wenn Sie erlauben ...«, begann Baudry, die ein Notepad umklammerte, als wäre es das Einzige im Universum, was
    ihr noch Halt bot. »Die Toriyuma-Murchison-Spindel ent-
    hält - enthielt - fünfhundertelftausend Bürger. Nach Aus-kunft der Andockbesatzung wurden vierhundertsechzig-
    tausend abgefertigt, damit bleibt ein Rest von ...«
    »Einundfünfzigtausend«, sagte Dreyfus, bevor Baudry zu
    Wort kam. »Wie lange dauert es, um sie herauszuholen?«
    »Die dortigen Gendarmen melden einen Anteil von Ver-
    weigerern von einem Prozent. Ich fürchte, die werden wir einfach zurücklassen müssen - wir haben nicht die Zeit, uns mit Leuten herumzustreiten, die nicht gerettet werden wollen. Für all jene, die noch auf Abtransport warten, kann die Evakuierung nach unseren derzeitigen Schätzungen in vier Stunden und zwanzig Minuten vollständig abgeschlossen sein, vorausgesetzt, die Schiffe können ohne Zwischenfälle an- und abfliegen.«
    »Ist im Moment ein Schiff angedockt?«, fragte Dreyfus.
    »Kein Hochleistungsliner. Das größte Schiff, das wir vor Ort haben, ist die High Catherine , ein mittelgroßes Passagierschiff. Sie fasst sechstausend Personen, aber das Beladen dauert lange. Das größere Schiff, das wir im Einsatz haben, die Bellatrix, fasst zehntausend Personen, aber sie lädt auch die Bürger aus dem Komastaat ein.«
    »Warum setzen wir die Existenz von lebenden Bürgern
    aufs Spiel, um einen Haufen Leute zu retten, die auf eigenen Wunsch nur noch Gemüse sind?«, fragte Clearmoun-
    tain.
    »Weil auch sie Bürger sind«, fauchte Aumonier. »Hier bekommt niemand eine Vorzugsbehandlung, solange ich das
    Heft in der Hand habe.«
    »Es spielt sowieso keine Rolle«, sagte Baudry, an Clearmountain gewandt. »Selbst wenn wir die Bellatrix lediglich für Evakuierungen von der Toriyuma-Murchison-Spindel einsetzten, bekämen wir nicht alle Bewohner rechtzeitig

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