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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Maschinen weiterhin aktiv waren. Sie hörten sich womöglich noch lauter und näher an. Thalia
    hatte ganz stark den Eindruck, dass sie das Hindernis jeden Moment durchbrechen würden. Die Maschinen klangen er-zürnt, was sie eben getan hatte, schien ihre dumpfe mechanische Wut nur verdoppelt zu haben.
    »Dann heißt es also rollen«, sagte Parnasse.

    »Sieht so aus.«
    Sie strebten im Laufschritt von der Barrikade weg und
    der nächsten Treppe zu.
    »Können Sie sich vorstellen, warum die Dinger sich im-
    mer noch bewegen, obwohl wir den Prozessor eben abge-
    schaltet haben?«
    »Genauso wenig wie Sie, Cyrus. Vielleicht sind sie so weit auf Autonomie programmiert, dass sie auch ohne direkte
    Steuerung weiter funktionieren können. Könnte auch sein, dass ich den Prozessor nicht schwer genug beschädigt habe.
    Oder man hat anderswo einen zweiten aufgebaut. Wenn
    man die Protokolle kennt, ist das nicht allzu schwierig.«
    Sie hatten das Stockwerk darunter erreicht. Die Klappe
    im Fußboden stand noch offen. Parnasse krempelte die
    Ärmel auf und wollte sich vor Thalia durch die Öffnung
    schieben.
    »Lassen Sie nur«, wehrte sie ab. »Ich habe mir beim letzten Mal den Weg gut eingeprägt. Sie haben mir gezeigt, wo ich die Hundepeitsche deponieren muss. Ich schaffe das sicher auch ohne Sie.«
    »Trotzdem komme ich mit, junge Frau.«
    »Ich wüsste Sie lieber oben bei den anderen, Cyrus, dann wäre ich sicher, dass sie auch tun, was ich ihnen gesagt habe.«
    »Redon hat sie gut im Griff. Ich glaube, sie haben eingesehen, dass es keinen anderen Ausweg gibt.«
    Thalia hatte sich bemüht, nach außen hin zuversichtlich zu wirken, aber mit einem Mal wurden die Zweifel übermächtig. »Den gibt es doch auch nicht?«
    »Natürlich nicht.«
    »Und wenn ich mich nun irre?«
    »Nichts könnte schlimmer sein, als darauf zu warten,
    dass diese Drecksmaschinen durchbrechen. Selbst wenn
    der Plan nicht klappt, sind wir verdammt viel besser dran, als wenn wir von den Killer-Robotern in Stücke gerissen werden. Wenigstens haben wir einen würdevollen Ab-
    gang.«
    »Auch wenn niemand da ist, um uns zu applaudieren?«
    »Wir selbst wissen, was wir getan haben, junge Frau. Und nur darauf kommt es an.« Er kniff sie aufmunternd in den Arm. »Und jetzt bringen wir diese Hundepeitsche an Ort
    und Stelle.«
    Sie kletterten durch das Gewirr von Stützen bis zu dem
    Bereich, wo die Streben angesägt oder ganz durchgeschnitten waren.
    »Danken wir unseren Sternen, dass das keine Aktivmaterie ist«, sagte Parnasse, »sonst hätten sich die Schnitte längst wieder geschlossen. Aber laut Vorschrift darf in der Nähe eines Votenprozessors keine Aktivmaterie verwendet werden.«
    »Ich liebe Vorschriften«, sagte Thalia. »Vorschriften sind gut.«
    »Dann wickeln wir das Baby mal aus.«
    Thalia holte die Peitsche aus den schützenden Hüllen.
    Sie vibrierte, und Teile des Gehäuses begannen unter der Hitze zu schmelzen. Der Geruch nach verschmorenden
    Bauteilen stieg ihr in die Nase. »Okay«, sagte sie und drehte die erste Scheibe. »Sprengkraft auf Maximum. Sieht so aus, als hätte sie die Eingabe akzeptiert. So weit, so gut.« Sie hielt inne, um die Finger abkühlen zu lassen.
    »Und jetzt die Zeitschaltuhr«, sagte Parnasse.
    Thalia nickte und drehte die erste der beiden Scheiben.
    Es ging schwer, aber irgendwann bewegte sie sich bis zu einer Sperre. Der Doppelscheibenmechanismus sollte verhindern, dass die Hundepeitsche versehentlich auf Granatenmodus gestellt wurde. »Fünf Minuten«, sagte sie.
    »Sie fängt zu zählen an, sobald Sie die zweite Scheibe
    drehen?«
    Thalia nickte. »Wir müssten genügend Zeit haben, um hi-
    naufzusteigen und uns festzubinden. Sie können schon vo-rausgehen, zur Sicherheit...«

    »Ohne Sie gehe ich nirgendwo hin. Stellen Sie die Zeit-
    schaltung ein.«
    Thalia fasste die Peitsche am Ende und drehte die zweite Scheibe. Verglichen mit der ersten bewegte sie sich leicht und klickte durch alle Stufen. Doch dann blieb sie stecken, obwohl sie die korrekte Stellung noch lange nicht erreicht hatte. Thalia versuchte es noch einmal, aber die Scheibe hatte sich verklemmt und rührte sich nicht mehr von der Stelle.
    »Da stimmt etwas nicht«, sagte sie. »Ich kann die zweite Scheibe nicht einrasten lassen. Beide Scheiben müssen auf dreihundert Sekunden zeigen, sonst wird der Countdown
    nicht ausgelöst.«
    »Darf ich es probieren?«
    Sie reichte ihm die Peitsche. »Vielleicht bringen Sie die Scheibe über die

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