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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Thalia. »Cyrus
    und ich haben die Verbindung zwischen dem Turm und der
    Kugel geschwächt. Sie würde trotzdem noch hundert Jahre halten, aber ich werde der Kugel mit meiner Hundepeitsche einen kleinen Stoß in die gewünschte Richtung versetzen.
    Dazu stelle ich die Waffe auf Granatenmodus mit maxima-
    ler Sprengkraft. Das gibt einen ziemlich heftigen Knall, der die verbliebenen Streben kappen und uns in die richtige Richtung schubsen sollte. Dann kippen wir.«
    »Wir werden herumgeschleudert werden wie Eier in einer
    Kiste«, wandte Caillebot ein.
    »Deshalb müssen wir uns vorher sichern.« Thalia zeigte
    auf das Metallgeländer, das den Votenprozessor umgab.
    »Sie werden sich so fest wie möglich an diese Stangen binden. Meriel wird dafür sorgen, dass jeder genügend Kleidungsstücke zur Verfügung hat. Die Fesseln müssen die
    ganze Rollphase über halten. Ich will nicht, dass sie genau dann reißen, wenn wir auf dem Kopf landen.«
    »Vielleicht habe ich etwas überhört«, sagte Caillebot. »Sie sagten doch, wir würden zwei bis drei Kilometer weit rollen.«
    »Richtig«, sagte Parnasse.
    »Aber das nützt uns doch nicht viel? Bis wir es geschafft haben, uns loszubinden, haben uns die Roboter längst wieder eingeholt.«
    Parnasse warf einen Blick auf Thalia. »Schätze, Sie müssen ihnen auch den Rest noch erzählen, junge Frau.«
    »Die Roboter werden uns nicht einholen«, sagte sie.
    Caillebot runzelte die Stirn. »Warum nicht?«
    »Weil wir nicht anhalten. Wir sprachen von zwei bis drei Kilometern. Das müsste genügen, um auf das nächste Fensterband zu kommen.«
    »Oh nein!« Thory schüttelte den Kopf. »Daran dürfen Sie nicht einmal denken...«
    Thalia schnitt eine Grimasse, ging auf die Frau zu und
    schaute auf sie hinab. »Die Situation ist folgende, Bürgerin.
    Meine Hundepeitsche funktioniert nicht mehr richtig, sonst würde ich Ihnen zeigen, was man damit für interessante

    Dinge machen kann. Aber ich habe noch zwei Hände, und
    wenn Sie noch ein Wort sagen, wenn Sie auch nur den
    Mund aufmachen oder mich komisch ansehen, dann lege
    ich diese Hände um Ihren fetten Hals und drücke so lange zu, bis Ihnen die Augäpfel in den Schoß springen.«
    »Sie sollten auf die junge Frau hören«, riet ihr Parnasse.
    Thalia kehrte an ihren alten Platz zurück. »Danke, Cyrus.
    Ja, wir werden über das Fensterband rollen. Zugegeben, das Glas ist ziemlich hart, aber es hat bereits den atmosphärischen Druck der Luft auszuhalten. Es ist zwar darauf ausgelegt, hin und wieder Spannungen über der normalen Belastung zu verkraften. Bei einer Kollision mit einem kleinen Raumschiff oder einem Volantor oder wenn ein Zug von
    einer Brücke stürzte, würde es deshalb nicht zertrümmert.
    Aber ein Objekt von der Masse der Kugel ist des Guten zu viel. Parnasse und ich sind uns einig, dass das Band unter unserem Gewicht brechen wird, so dass wir ins All stürzen.«
    »Um dort zu ersticken«, sagte Caillebot. »Dicht gefolgt von allen anderen, weil die Luft durch das hundert Meter große Loch rauscht, das wir ins Glas geschlagen haben.«
    »Es gibt keine anderen mehr, an die wir denken müss-
    ten«, sagte Thalia. »Wir haben es bisher vor Ihnen verheim-licht, aber nach allem, was wir wissen, haben die Maschinen längst damit begonnen, sämtliche Bürger systematisch zu ermorden. Sie wurden zusammengetrieben, euthanasiert und zu den Produktionsanlagen gebracht, um dort
    ausgeschlachtet und soweit wie möglich wiederverwertet
    zu werden.«
    »Sie können nicht wissen, dass es keine Überlebenden
    gibt«, protestierte die Frau im roten Kleid. Sie war bleich geworden.
    Thalia nickte. »Nein, das ist richtig. Vielleicht gibt es andere Gruppen, die sich noch eine Weile halten konnten. Aber wir sind die Einzigen, die dank ihrer Nähe zum Votenprozessor zumindest teilweise geschützt waren. Diesen Vorteil hatte sonst niemand. Bei den anderen gab es nichts, was die Maschinen an einem Massensturm gehindert hätte.«
    »Aber was wird aus uns?«, fragte Cuthbertson. Er trug
    seine mechanische Eule immer noch auf der Schulter. »Auch wenn alle anderen tot sind, wir brauchen Luft!«
    »Und die haben wir«, versicherte ihm Thalia. »Hier drin ist genügend Luft, um uns am Leben zu erhalten, bis wir gerettet werden. Die Kugel ist hermetisch versiegelt, es kann also nichts entweichen. Solange die Bullaugen halten, ist alles gut. Die Innentüren verhindern, dass im unteren Bereich der Kugel, da wo sie auf dem Turm aufsitzt, Luft

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