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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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ihm dicht auf den Fersen.
    Thyssen schleuderte seinen Kolben in die Wand und ließ
    eine Konsole entstehen. »Ich nehme mir jetzt die Logbücher vor. Wie weit soll ich zurückgehen?«
    Dreyfus überlegte, dass vor der Zerstörung der Ruskin-
    Sartorius-Blase wahrscheinlich reger Verkehr geherrscht hatte. Der Umzug des Uhrmachers und aller zugehörigen
    Stücke - samt der erforderlichen Instrumente zu ihrem Studium - hatte sicher mehr als einen Flug erfordert.
    »Zwei Monate sollten genügen.«
    »Fordern Sie sich einen Kaffee an, Präfekt. Das wird ein paar Minuten dauern.«
    Thalia erwachte mit den schlimmsten Kopfschmerzen aller Zeiten, es fühlte sich an, als hätte ihr jemand einen Eisen-haken in die Schläfe gerammt. Während sie überlegte, von welcher Stelle der Schmerz genau ausging, wurde ihr allmählich klar, dass sie fast am ganzen Körper mehr oder weniger starke Qualen litt. Das Atmen fiel ihr schwer, und ihre Arme wurden so weit nach hinten gezogen, dass ihr die
    Schultergelenke aus der Pfanne gerissen zu werden droh-
    ten. Etwas drückte ihr die Brust zusammen. Ein harter Gegenstand bohrte sich in ihren Rücken. Sie öffnete die Augen und sah sich um. Sie wusste nicht, wo sie war und was mit ihr geschehen war.
    »Ganz ruhig«, sagte Meriel Redon, die in ähnlicher Stellung - die Arme hinter dem Rücken überkreuzt und an eine der senkrechten Stangen gefesselt - neben ihr vor dem Ge-länder um den Votenprozessor auf dem Boden saß. »Es ist alles gut, Präfekt Ng. Sie haben einen bösen Schlag auf den Kopf bekommen, aber Sie bluten nicht. Wir werden Sie untersuchen, sobald wir das hier hinter uns haben.«
    Thalia redete gegen den Schmerz an wie gegen eine Wand.
    »Ich kann mich an nichts erinnern. Was ist passiert?«
    »Sie waren unten und wollten die Zeitschaltuhr auf ihrer Hundepeitsche einstellen.«
    »Richtig«, murmelte Thalia. Sie entsann sich vage, dass es irgendwelche Schwierigkeiten mit der Hundepeitsche gegeben hatte, aber die Einzelheiten blieben verschwommen.
    »Sie haben sich den Kopf an einer der Streben angeschlagen und das Bewusstsein verloren.«

    »Ich habe mir den Kopf angeschlagen?«
    »Sie waren völlig weggetreten. Bürger Parnasse hat Sie
    allein hier heraufgetragen.«
    Jetzt kehrte die Erinnerung zurück. Die zweite Scheibe
    der Zeitschaltuhr hatte sich verklemmt, sie hatte beschlossen, die Hundepeitsche manuell zu zünden. Und dann hatte sie diese andächtige Ruhe überkommen, als hätte der Vor-satz alle Bagatellen ihres Lebens einfach weggefegt und eine atemberaubende Klarheit des Geistes zurückgelassen, eine innere Leere so voller Verheißung wie ein wolkenloser Morgenhimmel. Und dann wusste sie nichts mehr, bis sie
    hier aufgewacht war.
    »Wo ist Parnasse?«
    »Er ist wieder hinuntergestiegen, um die Uhr zu stellen«, berichtete Redon. »Er sagte, Sie hätten ihm gezeigt, was er zu tun hatte.«
    »Nein...«, begann Thalia.
    »Wir erwarten ihn jeden Moment zurück. Er meinte, er
    hätte noch Zeit, sich festzubinden.«
    »Er wird nicht wiederkommen. Es gab Schwierigkeiten
    mit der Hundepeitsche, die Zeitverzögerung bis zur Zün-
    dung ließ sich nicht auf fünf Minuten einstellen. Ich habe mir auch den Kopf nicht angeschlagen. Parnasse muss mich ausgeknockt haben.«
    Redon sah sie verständnislos an. »Und warum hätte er
    das tun sollen?«
    »Weil ich allein unten bleiben und die Peitsche zünden
    wollte. Es war die einzige Möglichkeit. Aber er hat es nicht zugelassen. Stattdessen hat er sich entschlossen, es selbst zu tun.«
    Redon begriff, und ihr Entsetzen wuchs. »Heißt das, er
    wird da unten sterben?«
    »Er wird nicht wieder heraufkommen. Ich habe ihm ge-
    zeigt, wie man die Peitsche einstellt. Er weiß genau, wie er vorzugehen hat.«

    »Jemand muss hinuntergehen und ihn daran hindern«,
    rief Redon. »Er kann sich nicht einfach umbringen, um uns zu retten. Er ist doch nur ein Bürger wie wir.«
    »Wann ist er gegangen?«
    »Es ist schon eine Weile her.«
    »Die Zündung lässt sich nur bis auf hundert Sekunden
    einstellen. Und wenn er vor Ort ist, hat er keinen Grund, so lange zu warten.«
    »Sie meinen, es könnte jeden Moment losgehen?«
    »Wenn die Hundepeitsche funktioniert. Und wenn die Ma-
    schinen nicht schon durchgebrochen sind und ihn aufgehalten haben.« Sie wusste, dass sie Parnasse dankbar sein sollte, stattdessen fühlte sie sich verraten. »Zur Hölle mit ihm! Warum hat er mich hier heraufgetragen? Damit hat er nur Zeit verloren!«
    »Vielleicht

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