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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Blockierung.«
    Er drehte daran. Vergeblich.
    »Die sitzt richtig fest, junge Frau.« Parnasse kniff die Augen zu und las die winzigen weißen Ziffern neben der
    Scheibe. »Sieht so aus, als bleibt es bei hundert Sekunden oder noch weniger.«
    »Das reicht nicht«, sagte Thalia. »In hundert Sekunden
    schaffen wir es niemals, wieder hinaufzusteigen und uns anzuschnallen.«
    »Eine andere Möglichkeit, den Zähler einzustellen, gibt es nicht?«
    »Nein.«
    Nun kam eine andächtige Ruhe über sie, eine Stille wie
    auf dem Meer nach einem großen Sturm. Sie hatte sich in ihrem ganzen Leben noch nie so heiter, so entschlossen ge-fühlt. Sie wusste, es war so weit. Auf diesen Punkt hatte sie immer gewartet, mit unterdrückter Spannung, wohl wissend, dass er irgendwann in ihrer Laufbahn kommen würde, dass sie ihn aber verpassen könnte, wenn sie nicht wach-sam blieb und die Augen offen hielt. Jetzt hatte sie die Chance, die Schuld ihres Vaters zu sühnen.

    »Junge Frau?«, fragte Parnasse, denn Thalia war wie in
    Trance.
    »Schon gut«, sagte sie. »Wir können es immer noch schaffen. Sie müssen jetzt gehen, Cyrus. Steigen Sie zu den anderen hinauf und binden Sie sich fest. Und schließen Sie unterwegs alle luftdichten Türen.«
    »Und Sie?«
    »Ich werde die dreihundert Sekunden abwarten. Dann
    werde ich vollenden, wozu ich gekommen bin.«
    »Und das wäre?«
    Ihre Stimme zitterte. »Ich werde das Wohl der Öffentlichkeit schützen.«
    »Ist das richtig?«, fragte Parnasse.
    »Ja«, antwortete sie.
    »Das glaube ich nicht, junge Frau.«
    Sie wollte protestieren, wollte ihn mit erhobenem Arm
    abwehren, aber Parnasse war schneller und stärker. Was
    immer er tat, sie sah es nicht kommen.

    Thyssen erschien mit kleinen Augen und verquollenem Ge-
    sicht auf Dreyfus' Notepad.
    »Ich weiß, es ist Ihre Schlafperiode, und ich entschuldige mich auch für die Störung. Aber etwas lässt mir keine Ruhe, ich muss mit Ihnen darüber sprechen.« Er verschwieg, dass er das, was ihn verfolgte, erst vollends erkannt hatte, als er selbst aus leichtem Schlaf erwacht war.
    »Ist es dringend, Präfekt?«
    »Sehr dringend.«
    »Dann treffen wir uns in fünf Minuten an der Rampe.«
    Thyssen wirkte erstaunlich wach, als Dreyfus, der selbst nicht gerade den klarsten Kopf hatte, dort eintraf. Der Dockaufseher redete mit Tezuka, seiner Ablösung, während die beiden durch ein Fenster die laufenden Arbeiten an den
    Schiffen beobachteten. Techniker waren mit Schweißarbeiten am beschädigten Rumpf eines Kutters beschäftigt. Beide Männer hielten Trinkkolben in den Händen, aus denen sie immer wieder einen Schluck nahmen.
    Thyssen unterbrach das Gespräch. »Präfekt Dreyfus«, sagte er. »Sie sehen so aus, als könnten Sie etwas davon vertra-gen.« Er hielt Dreyfus den Kolben hin, doch der lehnte ab.
    »Das Schiff, das Saavedra genommen hat«, begann Drey-
    fus.
    »Sie meinen Saavedra und Chen.«
    Dreyfus nickte. Er hatte vergessen, dass man Thyssen
    über den Mord an Chen nicht informiert hatte. »Ich frage mich nur, warum sie ausgerechnet dieses Schiff haben wollten, obwohl mehrere zur Auswahl standen. Es war doch ein Kutter Typ B, oder irre ich mich?«
    »Schon richtig«, bestätigte Thyssen. »Die meisten neuen Schiffe sind vom Typ C oder D. Sie sind nicht...«
    »Atmosphäretauglich«, vollendete Dreyfus. »Das dachte
    ich mir.«
    »Seit die Zuständigkeiten für die Sicherheit zwischen
    Chasm City und dem Glitzerband aufgeteilt wurden ...«
    »... braucht kaum noch ein Präfekt mit einem Schiff in
    die Atmosphäre von Yellowstone einzutreten. Und die ganze Aerodynamik am Rumpf bedeutet zusätzliche Masse, die
    Treibstoff frisst und für normale Einsätze nicht benötigt wird. Ich weiß. Trotzdem halten wir eine kleine Anzahl von Raumfähren in Bereitschaft, falls wir sie doch einmal brauchen.«
    In Thyssens Augen blitzte ein Funke auf. »Sie meinen,
    die beiden sind nach Yellowstone geflogen?«
    »Es wäre eine Möglichkeit. Ich muss mir Ihre Logbücher
    ansehen. Ich werde Ihnen jetzt die Namen einiger Präfekten geben, und Sie vergleichen diese Namen mit den Schiffen, die für Routineflüge angefordert wurden. Können Sie das für mich tun?«
    »Sicher, sofort.«
    »Dies sind die Namen.« Dreyfus reichte Thyssen sein
    Notepad und ließ ihn auf den Bereich mit den Identitäten der acht Brandfackel-Agenten zugreifen. Thyssen zog sich in ein Büro zurück und übertrug die Namen mit einem Tas-tendruck auf sein eigenes Notepad. Dreyfus folgte

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