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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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aufrechterhielte, könnten Sie mich in zwei Minuten lokalisiert haben. Soll ich Ihnen die Mühe ersparen? Sie werden mich in Panoplia finden. Sicherlich einer Ihrer Verdächtigen.«
    Dreyfus sah den Analysten an. Dem wich das Blut aus
    den Wangen, und er nickte knapp.
    »Ich befinde mich nicht wirklich in Panoplia. Es ist eine Spiegelreflexion; eine harte Nuss in der Zeit, die ich Ihnen zugestehe.« Aurora lächelte ein wenig. »Nicht dass Ihnen womöglich noch einfällt, Ihre Raketen gegen sich selbst zu richten.«
    In Haus Aubusson war es nie richtig Tag geworden - dafür hatten die staubigen Fensterscheiben nicht genügend Licht eingelassen -, aber selbst das matte Grau ging nun in die Dämmerung über, und bald würde die Nacht hereinbrechen
    und den Maschinen Schutz bieten. Thalia fand, sie könn-
    ten stolz darauf sein, so lange durchgehalten zu haben, zog aber keinen großen Trost aus der Erkenntnis. Sie hatten es eigentlich nur darauf ankommen lassen. Wenn sie Aubusson nicht verließen, würden sie den nächsten Morgen nicht mehr erleben, und es gab nur eine einzige Fluchtmöglichkeit.
    Sie vermied eingehende Erklärungen, bis Jules Caillebot mit dem Barrikadentrupp zurückgekehrt war. Paula Thory
    tobte fast vor Wut und Unverständnis, und ihre Laune färb-te allmählich auf einige der anderen ab. Aber Thalia ließ sich nicht einschüchtern und baute sich mit verschränkten Armen vor ihr auf. Wenn sie jetzt auch nur die leiseste Unsicherheit zeigte, würde sie nichts erreichen. Sie musste Überlegenheit demonstrieren und vermitteln, dass sie vom Erfolg fest überzeugt war.
    »Wir ziehen ab«, sagte sie, sobald Parnasse und Redon
    für Ruhe gesorgt hatten. »Cyrus und ich haben alle Vorbereitungen getroffen. Andernfalls können wir nur noch warten, bis die Servomaten kommen. Denn retten wird uns bis dahin niemand.«
    »Wir können nicht weg«, erklärte Thory. »Wir befinden
    uns in einem Gebäude, Präfekt. Und Gebäude bewegen sich nicht von der Stelle.«
    Ohne ein Wort ging Thalia zum Architekturmodell, das
    jetzt auf der flachen, von Sprüngen durchzogenen Ober-
    seite der durchsichtigen Abdeckung stand. Meriel Redon
    und Thalia hatten die meisten Gebäude um den Turm des
    Votenprozessors entfernt, um nachzuvollziehen, was in der vergangenen Nacht zerstört worden war.
    Thalia holte den weißen Ball aus der Tasche, der die Votenprozessorkugel darstellte, rieb ihn am Schenkel ab und legte ihn vorsichtig auf den Turm. »Für alle, die nicht gut aufgepasst haben, wir befinden uns hier. Einige Maschinen versuchen, uns durch das Turminnere zu erreichen, und
    andere klettern sehr wahrscheinlich an der Außenseite empor.
    Wir müssen also weg. Und das geht folgendermaßen.«

    Sie stieß mit dem Finger gegen den Ball und schubste ihn vom Turm. Er landete etwas daneben und rollte über das
    kahle Gelände des Museums der Cybernetik, bis er über
    den Rand des Modells purzelte und auf den Boden fiel.
    »Oh mein Gott«, rief Thory. »Sie müssen verrückt sein.
    Das ist unmöglich.«
    »Ich ... ich kann mir nicht vorstellen, dass das zu überleben wäre«, sagte Jules Caillebot.
    »Es sieht schlimmer aus, als es ist«, beschwichtigte Thalia. »Zum einen werden wir nicht einfach einen halben Kilometer in die Tiefe stürzen, sondern wir kippen herunter und rollen. Die Kugel kullert seitlich am Turm nach unten, aber sie prallt nicht auf den Boden. Der Turm wird zum Fuß hin breiter, und der Sockel flacht sich ab, bis er fast eben ist.
    Wir werden ziemlich schnell sein, aber das wird uns nicht daran hindern, die Biegung zu nehmen und in der Horizon-talen weiterzurollen. Natürlich wird es holpern, aber wir werden so viel Schwung haben, dass wir ziemlich weit kommen müssten, besonders, weil es da draußen nicht mehr
    viel gibt, was uns aufhalten könnte. Dafür können wir uns bei den Robotern bedanken. Wenn sie die kleineren Türme stehen gelassen hätten, könnten wir jede Hoffnung begraben.«
    »Die junge Frau hat recht.« Parnasse stand mit verschränkten Armen neben Thalia und schmetterte mit seinem grim-
    migen Blick jeden Widerspruch ab. »Von der Statik her wird die Kugel halten. Wir können damit rechnen, zwei bis drei Kilometer zu rollen, bis der Schwung aufgebraucht ist.«
    »Aber wir werden doch sicher nicht so ohne weiteres vom Turm herunterrollen«, sagte der junge Mann im stahlblauen Anzug. »Was sollen wir denn tun? Hin und her rennen, bis die Kugel kippt?«
    »Darum kümmern wir uns«, beruhigte ihn

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