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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Ausgangspunkt, nicht wahr?«
    »Oder wie ein Ort, um den man besser einen weiten
    Bogen machen sollte.«
    »Nichts lieber als das. Aber wir haben einen Auftrag zu erfüllen, Präfekt.«
    Sparver schwieg einen Moment, dann fragte er: »Meinten
    Sie nicht >Unterpräfekt<, Boss?«
    »Ich meinte Präfekt. Jane hat mich eben zum Oberpräfek-
    ten befördert, warum sollte ich meinen Stellvertreter also nicht in den Präfektenstatuts erheben? Wie fühlt man sich als Außendienstpräfekt Bancal?«
    »Großartig. Nur die Umstände hätte ich mir anders vorgestellt.«
    Dreyfus lächelte in sich hinein. »Sie meinen, nicht ganz so selbstmörderisch?«
    »Wenn Sie es schon sagen ...«
    »Ich dachte genau das Gleiche, als ich meine Beförderung bekam, Sie sind also nicht allein.«
    »Aber Beförderung bleibt Beförderung. Ich meine, der
    Titel wird doch im Nachruf aufgeführt, richtig?«
    »Sicher.« Dreyfus nickte. »Das Problem ist nur, dass ich als Einziger davon weiß. Abgesehen von Ihnen selbst natürlich.«
    »Das heißt mit anderen Worten, es wäre hilfreich, wenn
    wenigstens einer von uns überlebte.«
    »Ja. Am besten ich.«
    »Warum Sie, Boss?«
    »Wenn Sie überleben, brauchen Sie ja keinen Nachruf,
    oder?«

    »Das leuchtet ein«, sagte Sparver ein klein wenig ver-
    wirrt.
    Dreyfus umfasste das Breitenbach-Gewehr fester und
    senkte die Stimme. »Da vorne ist etwas.«
    Hellblaues Licht fiel um die Biegung und auf die sechs-
    eckigen Felder der Gitter. Dreyfus vermutete, dass sie sich der Zentrale näherten. Obwohl er wusste, dass sie ihre Ankunft kaum verheimlichen konnten, verlangsamte er seine Schritte und drückte sich an die schräge Innenwand, in der Hoffnung, so bis zum letzten Moment in Deckung bleiben
    zu können. Wenig später erblickte er am Ende des Korri-
    dors eine große Höhle, die mehrere Stockwerke weit in die Tiefe reichte. Der blaue Schein kam von einem Lichtraster, das zehn bis zwölf Meter über ihnen vom nackten Fels-gewölbe hing. Der Korridor mündete in eine Galerie, die um die gesamte Höhle herumführte. Die glatte Wandvertäfelung war in regelmäßigen Abständen von Türen mit
    aufgesprühten Nummern und rätselhaften Symbolen un-
    terbrochen, die sich wohl einmal auf die verschiedenen
    Verwaltungs- und Forschungsabteilungen des Stützpunkts
    bezogen hatten. Dreyfus schaute über die Brüstung. Un-
    ten war die Höhle wie ein Innenhof gestaltet, mit gefliesten Fußwegen, Blumenbeeten und kleinen Teichen. Jetzt
    enthielten die Beete freilich nur noch grauschwarze Asche, und die Teiche waren mit Staub gefüllt. Es gab sogar ein paar massive Steinbänke. In der Mitte erhob sich eine
    Plastik aus Metall, stark gegliedert und von hier oben nur schwer zu erkennen. Sie sah fast wie ein eiserner Kaktus aus.
    Dreyfus erkannte, wie voreingenommen er gegenüber
    den einstigen Bewohnern gewesen war. Die Amerikano-
    Kultur mochte ihm sehr weit entfernt und ihre Werte sehr fremd erscheinen, aber die Bewohner dieser Anlage hatten sich immerhin einen Bereich geschaffen, wo sie sich von ihrer Arbeit erholen und Kontakte pflegen konnten.

    Auf seine Art war dieser Stützpunkt nicht sehr viel anders als sein eigener Arbeitsplatz. Was für Geister würden wohl hundert Jahre nach seiner Zeit durch Panoplia spuken?
    Er trat vom Geländer zurück, weil er ein Kribbeln spürte.
    Sein Begleiter hatte bereits ein Viertel der Höhle umrundet und im Vorübergehen jede Tür zu öffnen versucht. Bisher waren alle verschlossen gewesen, doch jetzt stand Sparver vor einer Tür, die nur angelehnt war. Er stieß sie mit dem Gewehrlauf auf und winkte Dreyfus zu sich. Dreyfus nä-
    herte sich, gelegentlich einen Blick in den Innenhof wer-fend, seinem frisch gebackenen Außendienstpräfekten und sah sich an, was Sparver entdeckt hatte.
    »Schätze, Sie hatten recht, was Brandfackel angeht, Boss.«
    Der Raum musste einmal einem Amerikano als Wohnung
    gedient haben. Jetzt wurde er von einem von Saavedras
    Kollegen als provisorische Unterkunft genützt. Zwischen zwei Wänden hing eine Hängematte. Auf einer Gerätekiste sah Dreyfus Teile einer Panoplia-Uniform und einen Gürtel mit Halterung für die Hundepeitsche liegen. Die Peitsche selbst fehlte. Er fand auch einen Trinkkolben mit Kaffee, der allerdings kalt war. Auf keinem der Gegenstände hatte sich Staub abgesetzt.
    Sie fuhren mit der Inspektion des oberen Stockwerks
    fort und betraten alle Räume, die nicht verschlossen waren.
    Dabei fanden sie weitere persönliche

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