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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Panoplias gebrochen. Ich will sie lebend haben, damit sie dafür zur Verantwortung gezogen werden können.«
    Dreyfus streifte die gelbe Eiskruste von einer Platte neben der Tür, unter der sie eben durchgekrochen waren. Auf der Platte befanden sich mehrere einfache manuelle Schalter, die mit Amerikano-Symbolen beschriftet waren. Er drückte auf einen Knopf mit einem nach unten gerichteten Pfeil und hörte den unsichtbaren Mechanismus gequält aufwinseln.

    Das Rolltor schob sich, gelbe Eisbrocken aus den Schienen spuckend, langsam dem Boden entgegen.
    »Sieht so aus, als hätte jemand die Stromrechnung be-
    zahlt«, sagte Sparver.
    Dreyfus nickte. Wenn er noch Zweifel gehegt hatte, dass Ops Neun tatsächlich von Brandfackel als Versteck genützt wurde, so waren sie eben ein für alle Mal beseitigt worden.
    Die Anlage war mit Energie versorgt und zumindest unter sehr spartanischen Bedingungen nutzbar. Amerikano-Technik war robust, aber nicht so robust, dass sich auch nach zweihundert Jahren noch die Türen öffneten.
    Dreyfus zuckte zusammen, als sich plötzlich mit lautem
    Klirren Lamellen in den Wänden öffneten. Hinter Gittern in der Decke flackerten rote Lichter auf, und mächtige Ventilatoren begannen zu rauschen. Der Umgebungssensor sei-
    nes Anzugs registrierte Veränderungen in Gasgemisch und Druck. Die Luft im Raum wurde gegen eine atembare Atmosphäre ausgetauscht. Es dauerte weniger als drei Minuten. Dann verstummten die Ventilatoren, und die Lamellen fielen rasselnd wieder zu.
    »Ich denke, wir können das Tor jetzt öffnen«, sagte Sparver.
    Dreyfus wusste, dass mit Abwarten nichts zu gewinnen
    wäre. »Dann los!«, sagte er und wappnete sich im Geiste gegen alles, was ihn auf der anderen Seite erwarten könn-te. Sparver drückte auf den Schalter, dann stellte er sich, das Breitenbach-Gewehr in beiden Händen, neben Dreyfus.
    Doch als das Tor hochfuhr, war weit und breit niemand zu sehen. Dreyfus ließ den Lauf seiner eigenen Waffe ein wenig sinken, blieb aber in Bereitschaft. Die beiden Präfekten traten über die Schwelle.
    Ein gekrümmter Korridor, dreieckig im Querschnitt, mit
    Metallgittern anstelle von Wänden und Fußboden, erstreck-te sich nach beiden Seiten. Wo die schrägen Wände anei-
    nander stießen, verlief ein roter Leuchtstreifen. Hinter den Gittern schlängelten sich korrodierte und von Schimmel
    überzogene Rohre und Maschinenteile, vieles davon ange-
    nagt, wahrscheinlich von Ratten. Aus gebrochenen Leitungen zischte heißer Dampf, ohne die Anzüge hätten sie sich daran verbrüht. Aber Dreyfus bemerkte auch, dass einige der Anschlüsse nagelneu waren. Brandfackel hatte gerade genug getan, um die Anlage wieder bewohnbar zu machen.
    Auf Bequemlichkeit oder gar Behaglichkeit hatte man keinen Wert gelegt.
    »Soll ich eine Münze werfen?«, fragte Sparver.
    »Wir gehen nach rechts«, sagte Dreyfus und übernahm
    die Führung.
    Das Fußbodengitter klirrte dumpf unter ihren Stiefeln,
    das Echo wurde um die Krümmung herumgetragen. Drey-
    fus hatte keine genaue Vorstellung von den Ausmaßen der Anlage, aber er konnte sich unschwer ausmalen, dass die Geräusche weit genug zu hören wären, um eventuelle Anwesende von ihrer Ankunft in Kenntnis zu setzen, falls sie nicht schon durch die Betätigung der Luftschleuse gewarnt worden sein sollten. Sein Anzug versicherte ihm, die Au-
    ßenluft sei jetzt atembar, und so wagte er es, den Helm abzunehmen. Er hängte ihn an den Gürtel, genau wie er es
    damals unvorsichtigerweise im Nerwal-Lermontow-Felsen
    getan hatte, bevor ihm Clepsydra das Messer an die Kehle drückte. Aber hier, so dachte er, wären Messer wohl eher ein untergeordnetes Problem.
    »Ja, es wird ziemlich stickig hier drin.« Sparver nahm
    ebenfalls den Helm ab und sog in tiefen Zügen die kalte, metallisch riechende Luft ein, die Dreyfus eben schon gekostet hatte. »Da fühlt man sich doch gleich besser.«
    »Passen Sie auf die Dampfstrahlen auf«, mahnte Dreyfus.
    »Und halten Sie sich bereit, den Deckel wieder aufzusetzen.«
    Sie folgten der flachen Krümmung des Korridors. Als sie an eine Kreuzung kamen, blieben sie stehen und überleg-ten, welchen Weg sie nehmen sollten. Aus einer durchtrennten Leitung schoss wie aus Drachennüstern rosaroter Dampf. Dreyfus richtete seine Lampe auf eine blanke Metallplatte mit Amerikano-Aufschrift. »Zur Zentrale geht es dorthin«, sagte er laut, um das zornige Fauchen des Dampfstrahls zu übertönen. »Klingt so, als wäre das ein guter

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