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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Stelle, wo Saavedra ihr eigenes Schiff angedockt und versteckt haben musste. Als Sparver das Wrack erreichte, sah er, dass sich die Nase drei Meter tief in den Frostboden gebohrt hatte. Rings um den Aufschlagpunkt
    floss geschmolzener Methan-Ammoniak-Schnee in uringel-
    ben Rinnsalen über den Boden. Die Luftschleuse stand
    offen, die Außentür war abgesprengt worden und lag ein
    paar Meter daneben. Auch die Innentür stand offen, so
    dass man in den schwach erleuchteten Fahrgastraum sehen konnte. Sparvers Anzug warnte, die Strahlungswerte lägen über der zulässigen Norm. Ohne auf die Proteste zu achten, stieg der Präfekt auf einen Felsblock, der vor der Öffnung lag, richtete das Gewehr geradeaus und schaute mit der entsprechenden Visiereinrichtung um die Ecke. Ein Blick ge-nügte, um ihm zu zeigen, dass der Kutter leer war.
    Gaffney war verschwunden.
    »Du bist verdammt zäh, selbst für eine Kakerlake«, seufzte Sparver.
    Dreyfus schreckte jäh auf. Er hatte nicht bemerkt, dass er wieder weggedriftet war, aber er wusste noch, dass er einen weiteren Versuch unternommen hatte, sich von dem
    Tisch zu befreien. Vielleicht waren der Schmerz oder die Anstrengung so groß gewesen, dass er sich nicht mehr
    hatte wach halten können. Wie auch immer, er hatte auch diesmal keine klare Vorstellung, wie viel Zeit vergangen war, es mochten Sekunden, Minuten oder auch Stunden
    sein.
    »Stillhalten«, befahl eine Frauenstimme. »Sie sind jetzt in Sicherheit.«
    Er stellte fest, dass ihn der Tisch nicht mehr am Boden festhielt und dass der Schmerz, der ihn wie eine Decke eingehüllt hatte, einer dumpfen Benommenheit gewichen war.
    Noch immer dröhnten ihm die Ohren, und die Augen trän-
    ten, aber er fühlte sich nicht schlechter als bei dem Gespräch mit Veitch.

    »Paula?«, fragte er. Er hatte Saavedras Stimme erkannt. Er lag auf einem Bett oder einer Liege, und sie stand daneben.
    »Was ist geschehen? Wo bin ich?«
    »Ich habe Sie aus dem eingestürzten Raum gerettet. Sie
    sind in einem Teil der Anlage, der sich so tief in der Erde befindet, dass er verschont blieb.«
    Saavedra verschwand fast in den Schatten, nur ein matt-
    roter Lichtschein umriss ihre Gestalt. Sie stand in gebückter Haltung mit gefalteten Händen vor einem rötlich leuchtenden Wandpaneel.
    »Haben Sie auch nach Veitch gesehen?«
    Sie nickte krampfhaft. »Er war bereits tot, als ich zurückkam.«
    Dreyfus hob den Kopf an, um seinen Körper zu be-
    trachten. Bei den schlechten Lichtverhältnissen war das schwierig. Sein rechtes Hosenbein war im unteren Teil
    steif von geronnenem Blut, aber es hatte sich kein Kno-
    chenteil durch den Stoff gebohrt. Der Schmerz hatte nachgelassen: Die Uniform hatte wohl sofort Antiseptika und Schmerzmittel abgesondert, sobald sie die Wunde entdeckt hatte, und inzwischen war auch die Wirkung ein-
    getreten. Sein rechter Arm war immer noch empfindlich -
    die Uniform ließ ihn gerade so viel von den Schmer-
    zen spüren, dass er sich vor weiteren Verletzungen hü-
    tete -, aber auch hier hätte der Schaden viel größer sein können.
    »Ich weiß nicht, was aus Gaffney geworden ist, aber wahrscheinlich sollten wir zusehen, dass wir hier rauskommen«, sagte Dreyfus. »Bevor Veitch das Bewusstsein verlor, sagte er mir, der Einschluss hätte versagt. Er war überzeugt davon, dass der Uhrmacher entkommen wäre.«
    »Und Sie glauben, es hätte einen Sinn, vor ihm fliehen zu wollen?«
    »Ich laufe lieber weg, anstatt hier zu sitzen und auf Publikum zu warten.«

    »Nun, noch haben Sie nichts zu befürchten. Der Ein-
    schluss hat zwar versagt, aber nicht lange genug, um dem Uhrmacher die Flucht zu ermöglichen. Er befindet sich
    noch im Innern des Tokamak. Die Ersatzgeneratoren kön-
    nen ihn nicht ewig dort festhalten, aber etwa eine Stunde sind wir noch sicher.«
    »Das freut mich. Aber Sie sollten trotzdem schleunigst
    weg von hier.«
    Sie legte den Kopf schief, als könnte sie seine Reaktion nicht verstehen. »Ich, Dreyfus? Nach allem, was geschehen ist?«
    »Sie sind mit einem Schiff gekommen, Paula. Suchen Sie
    Sparver und holen Sie dann Ihren Kutter. Wenn Sie genü-
    gend Treibstoff haben, gehen Sie in den Orbit. Ansonsten kehren Sie nach Chasm City zurück und wenden sich an die Behörden. Dort kann man Sie wahrscheinlich mit Panoplia verbinden, falls es noch existiert.«
    »Und was dann?«
    »Dann erzählen Sie, was ich Ihnen über den Uhrmacher
    sagte. Sorgen Sie dafür, dass irgendjemand die Geschichte erfährt. Wenn Jane

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