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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Aumonier noch am Leben ist, sprechen Sie mit ihr.«
    »Was kann die Information denn noch ändern?«
    »Vielleicht ist sie hilfreich, um den Uhrmacher wieder in die Flasche zurückzubringen.«
    »Sie sind nicht schwer verletzt, Dreyfus. Sie brauchen
    nicht hier auf dem Planeten zu sterben.«
    »Jemand muss zum Tokamak hinuntersteigen. Jemand
    muss mit dem Wesen reden und es überzeugen, sein Mög-
    lichstes zu tun, um Aurora zurückzuschlagen.«
    »Und Sie glauben, den Uhrmacher überzeugen zu kön-
    nen?«
    »Ich werde es zumindest versuchen.«
    »Wie? Sie wissen doch noch nicht einmal, wie man sich
    mit ihm verständigt.«

    »Ich werde schon einen Weg finden. Selbst wenn ich den
    Tokamak öffnen und ihn herauslassen müsste.«
    »Dann würde er Sie höchstwahrscheinlich töten.«
    »Aber vielleicht will er vorher noch reden. Darauf muss ich setzen. Wenn ich ihm begreiflich machen kann, was
    Aurora für eine Gefahr darstellt... natürlich nur, falls er das selbst noch nicht erkannt haben sollte.«
    Saavedra nahm die Hände auseinander und legte einen
    Zeigefinger an die Lippen, um zu signalisieren, dass sie überlegte. »Es war ein Fehler, Ihnen nicht gleich bei der Ankunft zu vertrauen, nicht wahr? Ich hätte Ihnen besser zu-hören sollen; ich weiß viel zu wenig über Aurora.«
    »Sie können Ihren Fehler wiedergutmachen, wenn Sie
    Panoplia informieren.«
    »Ich werde tun, was nötig ist. Doch zuvor muss ich, nicht nur der Uhrmacher, mehr über Aurora erfahren. Sie sagten doch, sie wäre eine von den ursprünglichen Achtzig gewesen?«
    Dreyfus nickte verdrossen. Er fand es unnötig, das Thema nach allem, was er Saavedra bereits erzählt hatte, noch einmal zu beackern. »Mein Kollege weiß ebenso viel darüber wie ich.«
    »Aber ich frage Sie, nicht Ihren Unterpräfekten. Wie lautete ihr voller Name?«
    »Aurora Nerwal-Lermontow. Sie war fast noch ein Kind,
    als sie gescannt wurde. Ich glaube nicht, dass sie schon damals ein Ungeheuer war. Vielleicht wurde sie erst zu
    dem, was sie ist, als alle Welt erfuhr, was Calvin Sylveste da ins Leben gerufen hatte, und ihr der Hass und die
    Angst der Gesellschaft entgegenschlugen. Vielleicht trug sie den Keim dazu schon immer in sich, und er wartete
    nur darauf, sich zu entfalten. Und vielleicht war sie
    auch von Geburt an ein seelisch krankes kleines Mäd-
    chen. Wie auch immer, sie muss aufgehalten und ausge-
    löscht werden, bevor sie das ganze Glitzerband in ihre Gewalt bringt. Und sie wird es auch dabei nicht bewenden lassen.«
    »Wo befindet sie sich?«
    »Darüber hatten wir doch schon gesprochen, Paula. Wir
    wissen es nicht. Da oben gibt es an die zehntausend Habitate, und jedes könnte unwissentlich den Gastgeber für sie spielen.«
    »Könnte sie sich verteilen wie ein Programm, das auf
    einer massiv parallelen Architektur ausgeführt wird? Könnte ein Teil von ihr auf Tausenden von Habitaten laufen, so dass der Verlust eines einzelnen Rechenzentrums keine kata-strophalen Folgen hätte?«
    »Das wird sie, wie gesagt, nicht tun, weil die Zeitverzö-
    gerung ihre Denkprozesse auf Kriechgeschwindigkeit ver-
    langsamen würde.«
    »Trotzdem. Zur Koordination ihrer Eroberung muss sie
    die Infrastruktur des Netzwerks nützen, um Befehle zu ver-schicken und Informationen zu empfangen.«
    »Gewiss, aber sie hat offenbar gelernt, sich meisterhaft zu tarnen. Wir haben einfach nicht den nötigen Überblick, um aus dem Rauschen das Signal herauszufiltern.«
    »Während Sie das dem Uhrmacher zutrauen würden.«
    »Das war der Grundgedanke.« Er wurde zunehmend un-
    geduldiger. Musste er denn die ganze Argumentation wie-
    derholen, die er Saavedra und Veitch bereits vorgetragen hatte? »Paula, warum kauen wir das Ganze noch einmal
    durch? Wir haben nicht so viel Zeit. Wenn Sie nicht zustimmen wollen, dann lassen Sie es eben bleiben.«
    »Ich bin einverstanden«, sagte sie so leise, dass er es fast überhört hätte. »Es ist eure einzige Hoffnung zu überleben.
    Zwei Intelligenzen der Alpha-Stufe aufeinanderzuhetzen.
    Was könnte logischer sein?«
    Dreyfus kam zum ersten Mal der Verdacht, dass hier
    etwas Schreckliches geschehen sein könnte.
    »Paula?«, fragte er.

    Sie drehte sich zur Seite, so dass er ihr Gesicht im Profil sehen konnte. Vor der erleuchteten Wand zeichnete sich ihr Körper nun in der aufrechten Pose eines Tänzers ab, der zu einer anspruchsvollen Ballettübung ansetzte. Dreyfus sah an Hinterkopf, Nacken und Rücken eine fette Metallraupe mit vielen Segmenten

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