Aurora
hierher kommt.«
Veitch fasste sich mit der Hand an den Schenkel. Als er sie wieder wegnahm, waren seine Fingerspitzen feucht und dunkel, als hätte er sie in flüssige Schokolade getaucht. »Mir scheint, meine Chancen stehen nicht schlecht. Wie ist es mit Ihnen? Vielleicht versuchen Sie, den Atem anzuhalten.
Mal sehen, wie weit Sie damit kommen.«
»Sagen Sie mir eines, Veitch«, bat Dreyfus in einem Ton, der verriet, dass er von dem Thema genug hatte und über etwas anderes sprechen wollte.
»Was?«
»Als Jane mir die Liste der Brandfackel-Agenten gab, war mir Ihr Name aus irgendeinem Grund vertraut.«
»Ich komme viel herum.«
»Das war es nicht allein. Er hat eine Saite angeschlagen.
Es dauerte nur eine Weile, bis ich mich auch an alles Übrige erinnern konnte.«
»Nämlich?«
»Sie hatten mit dem Fall Jason Ng zu tun, nicht wahr?«
Die Stille, die nun folgte, war Dreyfus Antwort genug.
»Simon?«, fragte er.
»Ich bin noch da.«
»Sie werden bald sterben. Ich wahrscheinlich auch. Aber lassen Sie uns das noch klarstellen. Thalias Vater war unschuldig. Sein Verbrechen bestand darin, dass er Ihrer Operation zu nahe kam. Er ermittelte gegen Brandfackel, lange nachdem die Zelle angeblich geschlossen worden war, und dagegen müssten Sie etwas unternehmen.«
»Klingt ganz so, als hätten Sie sich Ihre Meinung bereits gebildet.«
»Ich setze nur Mosaiksteinchen zusammen. Sie haben
Jason Ng zum Verräter gestempelt, um Brandfackel hand-
lungsfähig zu erhalten, nicht wahr? Sie haben Beweise ge-fälscht und tatenlos zugesehen, wie ein guter Mann unterging. Und dann ließen Sie ihn ermorden, sorgten aber da-für, dass es wie Selbstmord aussah, weil Sie nicht riskieren konnten, dass er in einem Panoplia-Verfahren aussagte.
Damit sind Sie nicht besser als die Mörder von Philip Lascaille. Ich würde Sie auf die gleiche moralische Stufe stellen.«
»Fahren Sie zur Hölle, Dreyfus. Sie und Panoplia.«
»Ich werde mir den Vorschlag überlegen. Aber bevor Sie
mir wegsterben, beantworten Sie mir noch eine Frage. Wo sind die anderen?«
Diesmal kam die Antwort langsamer, die Worte klangen
verwaschen, als würde Veitch gleich das Bewusstsein verlieren. »Ich bin einmal aufgewacht, da war Ihr Schwein noch da. Saavedra nicht mehr. Als ich zum zweiten Mal zu mir kam, war auch das Schwein verschwunden. Bevor ich das
erste Mal in Ohnmacht fiel, sagte er, er wolle sich um Gaffney kümmern.«
Die Antwort gab Dreyfus zu denken. So froh er war, dass Sparver noch am Leben sein sollte, so sehr beunruhigten ihn die Absichten seines früheren Untergebenen. »Wo wollte Saavedra hin?«
»Ich weiß es nicht. Fragen Sie sie doch selbst!«
»Veitch?«, fragte Dreyfus wenig später wieder.
Diesmal bekam er keine Antwort mehr.
»Glück gehabt«, flüsterte Dreyfus.
Als Sparver endlich den Weg zur Oberfläche wiedergefun-
den hatte, war es Nacht. Er war hastig in den Anzug gestiegen und hatte auf die Panzerung verzichtet, die er nur mit fremder Hilfe hätte befestigen können. Während des Angriffs waren große Teile von Ops Neun zusammengebro-
chen, aber der schräge Tunnel, durch den er und Dreyfus die Anlage betreten hatten, war noch intakt, und mit einiger Vorsicht hatte er es geschafft, nach oben zu steigen, sich an den Hindernissen vorbeizuzwängen und mit der Energie
seines Anzugs die Türen an der Oberfläche aufzudrücken.
Ausnahmsweise war er als Hyperschwein einmal im Vorteil gewesen. Er zweifelte sehr daran, dass ein voll gepanzerter Standardmensch im Raumanzug durch einige der Kriechgänge gekommen wäre, die er passiert hatte, schon gar
nicht mit einem Breitenbach-Gewehr auf dem Rücken.
Als er zum ersten Mal aufgewacht war, hatte Saavedra gerade den eingestürzten Raum verlassen wollen, um irgendwie den Einschluss des Uhrmachers wiederherzustellen.
Damit war für Sparver klar, dass auch er hinaus musste, selbst wenn das hieß, dass Dreyfus vorübergehend allein zurückblieb. Er hatte Saavedra erklärt, er wolle versuchen, Gaffney - oder wer immer der Angreifer war - zur Strecke zu bringen, und sie überredet, ihm die Munitionszellen
auszuhändigen, die sie ihm zuvor abgenommen und an
ihren Gürtel gehängt hatte. Saavedra hatte ihm nur ungern eine Waffe anvertraut, aber dass der Angreifer ungestraft davonkommen sollte, gefiel ihr vermutlich noch weniger.
Irgendwann hatte sie nachgegeben, Sparver hatte die Zellen genommen und gewartet, bis Saavedra gegangen war. Dann
hatte sich die Decke
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