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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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die er erlebt hatte. Da man sich jetzt bedenkenlos auf höheres Gelände wagen konnte, schaltete Dreyfus seine Helmlampe ein und blickte über die zerklüftete Landschaft. Hier und dort ließ ihn eine Geländeformation zusammenzucken, doch jedes
    Mal erkannte er rasch, dass es sich nur um ein Zusammenwirken von Eis und Fels, Licht und Schatten handelte und nicht etwa um den Uhrmacher, der sich verschanzt hatte. Er spürte, dass das Wesen nicht mehr in der Nähe war, sondern sich gerade möglichst weit von dem Magnetgefängnis des Tokamak entfernte.
    »Er muss immer noch irgendwo da draußen sein«, be-
    merkte Sparver.
    »Wer weiß?«
    »Er kann den Planeten nicht verlassen haben. Er ist
    schließlich kein Schiff, sondern nur eine Maschine.«
    »Er kann jede beliebige Gestalt annehmen«, gab Dreyfus
    zurück. »Wer sagt, dass er sich nicht in ein Schiff verwan-deln kann, wenn es nötig ist? Ich habe selbst erlebt, wie er seine Form veränderte. Nachdem er jetzt dem Käfig entkommen ist, traue ich ihm fast alles zu.«
    »Er ist immer noch ein Ding. Man kann ihn orten, auf-
    spüren und wieder einfangen.«
    »Mag sein.«
    »Worüber denken Sie nach?«, fragte Sparver.
    »Vielleicht hat er sich ein Beispiel an Aurora genommen.
    Eine Alpha-Intelligenz ist leicht festzuhalten, wenn sie sich selbst auf eine einzige Maschine, eine einzige Plattform beschränkt. Aber das muss nicht zwangsläufig so sein. Aurora hat es geschafft, die Orte zu wechseln und zu materialisie-ren, wo immer es ihr gerade gelegen kam. Wer weiß, ob der Uhrmacher nicht das Gleiche tut?«
    »Sie meinen, um sie mit ihren eigenen Waffen zu schla-
    gen?«
    »Wenn ich an seiner Stelle wäre und befürchten müsste,
    dass sie mich töten wollte, würde ich genau das tun.«

    »Damit würde er aber doch auch für uns schwerer zu fas-
    sen sein?«
    »Das wohl schon«, räumte Dreyfus ein.
    Dann warteten sie schweigend, dass etwas vom Himmel
    käme, um sie zu retten. Gelegentlich zuckte ein Lichtstrahl durch die Dunkelheit: ein Blitz oder - vielleicht - etwas, das nichts mit dem Wetter zu tun hatte, sondern um Yellowstone in den Orbit ging.
    Endlich ergriff Dreyfus wieder das Wort. »Ich hatte eine einfache Entscheidung zu treffen, Sparv. Die Atomraketen waren verfügbar und feuerbereit. Sie hätten das SIKM und den Uhrmacher zerstört. Jane hatten wir bereits herausgeholt, wir wussten also, wozu der Uhrmacher fähig war. Wir wussten, was er Menschen antun konnte, selbst wenn er
    darauf verzichtete, sie zu töten. Und wir wussten, dass es in der Anlage Überlebende gab, Menschen, an die er noch
    nicht herangekommen war. Valery war unter ihnen.«
    »Sie brauchen nicht jetzt darüber zu reden, Boss. Lassen Sie sich Zeit.«
    »Ich habe mir elf Jahre Zeit gelassen«, sagte Dreyfus.
    »Meinen Sie nicht auch, das wäre lange genug?«
    »Ich meine nur ... ich hatte Sie bedrängt. Aber ich hatte keine Ahnung, was ich von Ihnen verlangte.«
    »Natürlich war es nicht das allein. Wir wollten immer
    noch wissen, womit wir es zu tun hatten. Wenn wir das
    SIKM bombardierten, ohne uns weitere Informationen über den Uhrmacher zu beschaffen, würden wir nie erfahren,
    wie wir verhindern könnten, dass so etwas noch einmal
    passierte. Das war der entscheidende Punkt, Sparv. Als Prä-
    fekt konnte ich mich meiner Verantwortung für die künftige Sicherheit des Glitzerbandes nicht entziehen.«
    »Und was geschah dann?«
    »Aus den technischen Daten, die wir bereits gewonnen
    hatten, und aus Janes Aussage wussten wir, dass der Uhrmacher gegen starke Magnetfelder empfindlich war. Nichts sonst - keine physikalische Barriere, keine konventionelle Waffe - konnte ihn aufhalten oder bremsen. Mir wurde klar, dass wir die Überlebenden herausholen könnten, wenn es
    uns gelänge, den Uhrmacher festzusetzen und einzuschlie-
    ßen. Und dazu mussten wir die Atalanta hochfahren.«
    »Die Atalanta«, wiederholte Sparver.
    »Sie war ein Schiff, mit dem die Synthetiker im Raum-
    schiffbau ausgebootet werden sollten. Das neue Modell
    funktionierte, aber nie gut genug, um wirtschaftlich zu sein. Also wurde es eingemottet und sollte Yellowstone
    so lange umkreisen, bis man sich klar geworden wäre,
    was man damit anstellen wollte. Es war schon seit Jahr-
    zehnten im Orbit, aber immer noch unverändert, so völlig intakt wie zu dem Zeitpunkt, als man es heruntergefahren hatte.«
    »Was war so besonders an diesem Schiff?«
    »Es war ein interstellares Raumschiff mit Ramscoop-An-
    trieb«, erklärte

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