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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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vor.«
    »Sie sind ein sehr entschlossener Mann«, sagte sie mit
    einer Bewunderung in der Stimme, die ihn überraschte.
    »Ich bin jemand, der die Dinge vorantreibt.«
    »Sehen Sie, ich auch. Vielleicht haben wir beide mehr gemeinsam, als wir dachten.« Die Hand an der Hüfte verschob sich. Ihr Arm war spindeldürr, fast wie zwei Schwertschei-den, die mit einem Gelenk verbunden waren. Sie drehte
    sich so glatt und geschmeidig auf den Absätzen wie ein Geschützturm. Gaffney blinzelte. Er glaubte, an ihrem Rücken ein Gebilde bemerkt zu haben, das dem Verlauf ihrer Wirbelsäule folgte.
    »Ich möchte gern sehen, wo Sie ihn versteckt hatten.«
    »Das und noch mehr werde ich Ihnen zeigen. Ich kann
    Ihnen auch beweisen, dass er entkommen ist.« Sie winkte ihn heran. »Würde Ihnen das gefallen?«
    »Sehr sogar«, erwiderte er lächelnd.

    Dreyfus kam zum dritten Mal an diesem Tag zu sich. Er lag immer noch da, wo ihn der Uhrmacher niedergeschlagen
    hatte, und der Kopf dröhnte ihm. In jenem letzten, schick-salsschweren Augenblick, als die Faust der Maschine auf ihn herabgesaust war, hatte er mit dem Leben abgeschlossen. Nichts im Universum war ihm so sicher erschienen wie der eigene Tod. Doch er war noch da, und vor ihm stand
    Sparver.
    »Ich...«, begann er.
    »Ganz ruhig, Boss. Sparen Sie sich die Fragen für später auf. Wir müssen zusehen, dass wir Sie in Ihren Anzug stecken und nach draußen bringen. Die ganze Anlage steht vor dem Einsturz.« Sparver hatte seinen Anzug bereits angelegt, nur den Helm hielt er in der Armbeuge. Über seiner Schulter hing ein Breitenbach-Gewehr.
    »Mein Bein ist verletzt«, sagte Dreyfus. Er war immer
    noch heiser. »Das Gehen wird mir nicht leichtfallen.«
    »Sie haben es immerhin bis hierher geschafft. Wie sind
    Sie denn aus dem eingestürzten Raum herausgekommen?«
    »Gar nicht. Ich war ohne Besinnung. Jemand hat mich
    herausgetragen.«
    »Wer denn? Als ich wegging, war Saavedra verschwun-
    den und Veitch war bewusstlos. Ich wollte diesen Tisch
    wegheben, aber ohne Hilfe schaffte ich das nicht. Veitch ging es miserabel. Ich kann mir nicht vorstellen, dass er fähig war, Ihnen zu helfen.«

    »Es war nicht Veitch«, sagte Dreyfus und biss vor Schmerzen die Zähne zusammen, während ihm Sparver von der
    Liege half. »Ich wachte hier wieder auf und sprach mit Paula Saavedra. Aber sie war es auch nicht. Es war der Uhrmacher, Sparv. Ich war mit ihm in diesem Raum. Er war es, der mit mir redete. Er benützte dazu ihren Körper.«
    »Sind Sie sicher, dass das keine Halluzination war?«
    »Später sah ich ihn in seiner wahren Gestalt. Er gab sich zu erkennen, als ich erriet, was tatsächlich vorging. Ich dachte, er würde mich töten. Aber er hat es nicht getan.
    Als ich das nächste Mal zu mir kam, waren Sie da.« Als
    der Schmerz nachließ, kam Dreyfus ein böser Verdacht. »Er hatte Zeit, sich an mir zu schaffen zu machen. Bin ich irgendwie verändert, Sparv? Fehlt mir etwas?«
    Sparver musterte ihn aufmerksam. »Sie sehen noch ge-
    nauso aus wie vorhin, als ich wegging, Boss. Der einzige Unterschied ist das Ding an Ihrem Bein.«
    Dreyfus schaute erschrocken an sich hinab. »Was für ein Ding?«
    »Nur eine Schiene, Boss. Kein Grund zur Panik.«
    Um seine rechte Wade lag ein dünnes Gitter aus schma-
    len Chromstäben, die das Bein an mehreren Kontaktpunk-
    ten stabilisierten. Die Metallstäbe wirkten wie geschmolzen, als wären sie aus länglichen Quecksilbertropfen entstanden, die sich jeden Moment wieder verflüssigen konn-
    ten. Je länger Dreyfus das Gebilde studierte, desto deutlicher erkannte er, dass es nicht das Werk eines menschlichen Handwerkers, sondern eine Schöpfung des Uhrmachers
    war.
    »Ich dachte, er wollte mich töten oder noch Schlimme-
    res«, sagte er andächtig und bestürzt zugleich. »Und nun das.«
    »Das muss noch nicht heißen, dass wir ihn falsch einge-
    schätzt hätten«, sagte Sparver. »Manchmal hat er eben auch gute Tage.«

    »Ich glaube nicht, dass das der Grund war. Er wollte mich nur am Leben erhalten, damit ich einen Auftrag erfüllen kann.«
    Sparver half ihm zur Tür. »Und was soll das für ein Auftrag sein?«
    »Das Übliche«, sagte Dreyfus. Dann kam ihm noch ein
    beunruhigender Gedanke. »Gaffney«, fuhr er fort. »Veitch sagte...«
    »Um Gaffney habe ich mich gekümmert. Er macht uns
    keinen Ärger mehr.«
    »Sie haben ihn getötet?«
    »Ich habe sein Schiff abgeschossen. Er hat den Absturz
    überlebt und ist ins Innere von Ops Neun

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