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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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zusammenzuzählen.«
    »Sind sie bereits dahintergekommen, dass Ultras im Spiel gewesen sein müssen?«
    »Eindeutige Spekulationen in dieser Richtung. Eine Handvoll Beobachter hat das treibende Schiff bemerkt und denkt jetzt, es müsse mit der Gräueltat in Verbindung stehen.«
    »Großartig.«
    »Wenn die Welt vollkommen wäre, würde man das Schiff
    als Beweis dafür betrachten, dass ein Verbrechen begangen wurde und die Ultras so prompt wie nötig für die Bestra-fung der Täter gesorgt haben.«
    Dreyfus kratzte sich die Bartstoppeln. Er musste sich rasieren. »Aber in einer vollkommenen Welt wären Sie und
    ich arbeitslos.«
    »Jane meint, wir müssten damit rechnen, dass gewisse
    Gruppen auf eigene Faust Strafaktionen planen, wenn
    sie zu dem Schluss kommen, dass Ultras verantwortlich
    waren.«
    »Mit anderen Worten, wir könnten vor einem Krieg zwi-
    schen dem Glitzerband und den Ultras stehen.«
    »Ich hoffe immer noch, dass niemand ganz so dumm ist«, sagte Sparver. »Andererseits haben wir es mit Standardmenschen zu tun.«
    »Ich bin auch ein Standardmensch.«
    »Sie sind ein Sonderfall.«
    Captain Pell wandte sich von der Konsole ab, sah sich um und klappte seine Brille nach oben. »Wir befinden uns im Endanflug, Sir. Das Schiff stößt immer noch große Mengen Schutt und Gas aus, ich würde empfehlen, dreitausend Meter Abstand einzuhalten.«
    Pell hatte den größten Teil des Rumpfes transparent ge-
    macht, so dass die Von Schatten Begleitet längsseits zu sehen war. Dreyfus stellte fest, dass das Schiff schwer beschädigt war. Die Triebwerksholme endeten in scharfzackigen, zer-faserten Stümpfen, an denen sich ein heilloses Gewirr aus
    Metallstreben und Teilen der Rumpfverkleidung verfangen hatte. Keine Spur von den Triebwerken. Es war, als wären sie abgerissen, amputiert worden. Das Schiff bewegte sich seitwärts wie eine Krabbe, anstatt mit der Nase voran. Auch der Rumpf hatte eine Menge abbekommen: tiefe Risse und
    saugende Wunden, wo die Panzerung weggerissen worden
    war und das Innere freilag; Maschinenteile, die nach einem unspezifischen Angriff immer noch rot glühten. Hinter dem langsam dahintaumelnden Wrack bildeten bläulichgraue
    Dampfschwaden eine immer größer werdende Spirale und
    verteilten sich schließlich im All.
    Dreyfus begriff, dass das Schiff von innen heraus brannte.
    »Schätze, das ist ein Beispiel dafür, was man in Ultra-
    Kreisen unter Rechtsprechung versteht«, sagte Sparver.
    »Wie sie das nennen, ist mir egal«, fauchte Dreyfus. »Ich habe Zeugen verlangt, kein Schiff voll verkohlter Leichen.«
    Er wandte sich an Pell. »Wie lange noch, bis das Wrack auf das Glitzerband trifft?«
    »Vier Stunden und achtundzwanzig Minuten.«
    »Ich habe Jane zugesagt, es drei Stunden vor Erreichen
    des äußeren Habitat-Orbits zu zerstören. Das verschafft uns eine Frist von neunzig Minuten. Wie weit sind Sie mit den Atomraketen?«
    »Scharf gemacht und startbereit. Wir haben Einschlag-
    punkte festgelegt, aber es wäre uns lieber, wenn wir das Wrack zuvor stabilisieren könnten. Wir suchen gerade nach Befestigungsmöglichkeiten für die Schlepper.«
    »Bitte beeilen Sie sich.«
    Die Spezialisten verstanden ihr Handwerk, und bis Drey-
    fus seinen Kaffee ausgetrunken hatte, hatten sie drei Schlepper an spannungstoleranten Bereichen des Rumpfes ange-
    bracht.
    »Wir geben jetzt Korrekturschub, Sir«, meldete einer der Experten. »Es wird aber eine Weile dauern. Wir müssen

    vorsichtig eine Million Tonnen stabilisieren, damit uns das Schiff nicht auseinanderbricht wie ein dürrer Ast.«
    »Irgendwelche Bewegungen oder Aktivitäten an Bord?«,
    fragte Dreyfus.
    »Das Feuer ist aus«, sagte Captain Pell. »Inzwischen
    scheint auch die letzte Luft ins All entwichen zu sein.
    Um im Innern der Kiste nach Hotspots von Überleben-
    den zu suchen, ist noch zu viel Restwärme vorhanden,
    aber wir untersuchen weiterhin auf elektromagnetische
    Spuren. Wenn da drin noch ein Mensch am Leben ist, muss er einen Raumanzug tragen, und wir könnten EM-Ge-räusche von den lebenserhaltenden Systemen auffangen.
    Aber es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass wir fündig werden.«
    »Ich habe nicht nach Wahrscheinlichkeiten gefragt«, sag-te Dreyfus, der allmählich die Nerven verlor.
    Sie brauchten weitere dreißig Minuten, um das taumelnde Schiff unter Kontrolle zu bekommen. Die Spezialisten drehten den Rumpf, so dass die Längsachse senkrecht zum
    Glitzerband stand und der Kollisionsquerschnitt minimiert würde,

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