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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Dravidian. »Ich suchte Schutz im Parkenden Schwarm, weil ich hoffte, dort in Sicherheit zu sein und für meine Verteidigung wohlwollende Zuhörer zu finden. Ich hätte nicht fliehen sollen. Ich hätte mich besser Ihrer Rechtsprechung unterworfen als der meines Volkes.«
    »Was immer Sie zu sagen hatten, ich hätte Sie angehört«, sagte Dreyfus.

    »Es ... war nicht so, wie es schien.«
    »Ihr Triebwerk hat dieses Habitat zerstört.«
    »Ja, das gebe ich zu.«
    »Sie waren im Zorn gegangen, nachdem man sie um ein
    lukratives Geschäft gebracht hatte.«
    »Ich bedauerte, dass die Familie die Verhandlungen nicht zu Ende führen wollte. Aber das heißt nicht, dass ich Mord-pläne schmiedete.«
    »Es war kein Unfall, Dravidian. Das nimmt Ihnen nie-
    mand ab.«
    »Das habe ich auch nie behauptet. Es war ein gezielter
    Mordanschlag auf ein unschuldiges Habitat. Aber ich hatte nichts damit zu tun.« Mit plötzlichem Nachdruck fügte er hinzu: »Und meine Besatzung auch nicht.«
    »Ist es nun geschehen, oder ist es nicht geschehen?«
    »Jemand hat es geschehen lassen, Präfekt. Jemand hat sich auf die Von Schatten Begleitet geschlichen und mit ihr die Ruskin-Sartorius-Blase angegriffen. Wir waren nicht der Mörder, wir waren die Waffe.«
    »Sie meinen, jemand ist an Bord gekommen und hat es
    geschafft, genau im richtigen Moment die Triebwerke an-
    und wieder abzuschalten, um die Blase zu zerstören?«
    »Ja«, sagte Dravidian so resigniert, als hätte sich soeben seine letzte Hoffnung zerschlagen, ein geneigtes Ohr zu finden.
    »Ich wünschte, ich könnte Ihnen glauben.«
    »Präfekt, stellen Sie sich doch folgende Frage: Was hätte ich denn mit einer Lüge jetzt noch zu gewinnen? Meine Besatzung wurde ermordet, sie verbrannte bei lebendigem
    Leibe auf dem eigenen Schiff. Ich musste ihre Schreie, ihr Flehen um Gnade mit anhören. Mein Schiff wurde in Stü-
    cke gerissen, man hat es den Wölfen vorgeworfen wie ein tollwütiges Tier. Ich wurde gefoltert und an den Rumpf geschweißt. Und mein eigener Tod steht unmittelbar bevor.«
    »Dennoch...«, begann Dreyfus.

    »Ich weiß nicht, warum jemand dieses Unglück herbei-
    führen wollte, Präfekt. Die Antwort auf diese Frage zu finden ist nicht meine Aufgabe, sondern die Ihre. Aber ich schwöre Ihnen, dass meine Besatzung kein Verbrechen begangen hat.«
    »Wir müssen von dieser Kiste allmählich runter«, mahnte Sparver leise.
    Dreyfus hob abwehrend die Hand. Zu Dravidian sagte er:
    »Aber jemand aus Ihrer Crew muss doch dafür verantwort-
    lich gewesen sein.«
    »Niemand, der mein Vertrauen hatte. Niemand, den ich
    wirklich zu den Unseren zählte. Aber vielleicht ... jemand anderer.«
    »Und wer?«
    »Wir hatten neue Leute angeworben, als wir Yellowstone
    erreichten. Etliche von uns wechselten auf andere Schiffe; sie müssten ersetzt werden. Es könnte sein, dass einer von den Neuen...«
    »Captain?«
    Dravidians Ton veränderte sich, als wäre ihm plötzlich
    ein neuer Gedanke gekommen. »Es gab einen merkwürdi-
    gen Zwischenfall. Unser Shuttle funktionierte nicht mehr richtig. Deshalb müssten wir mit dem ganzen Schiff nahe an Ruskin-Sartorius heranfliegen, anstatt im Schwarm zu bleiben und die Fähre zu benützen. Wir wollten das Geschäft abschließen und hatten keine Zeit, der Störung auf den Grund zu gehen. Aber je länger ich zurückschaue ...
    ohne von anderen Dingen abgelenkt zu sein ... desto mehr bin ich überzeugt, dass die Shuttle-Panne nur Sabotage gewesen sein kann.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Jemand hat die Langstreckenfähre unbrauchbar ge-
    macht, Präfekt. Jemand, der erreichen wollte, dass die Von Schatten Begleitet auf tödliche Distanz an die Blase heranfliegen musste. Bisher dachte ich, was immer in unserem Namen angerichtet wurde, wäre im Zorn geschehen, weil
    das Geschäft so unvermittelt geplatzt war. Vielleicht hätte jemand auf dem Schiff Ruskin-Sartorius dafür bestrafen
    wollen. Jetzt bin ich mir nicht mehr sicher.« Der Captain verstummte, sein Gesicht unter dem Visier war vollkommen starr. Dreyfus dachte schon, er sei tot oder hätte das Bewusstsein verloren, doch dann bewegte er von neuem

die Lippen. »Jetzt frage ich mich, ob nicht alles von langer Hand geplant war.«
    »Nicht nur Mord, sondern kaltblütiger Mord?«
    »Ich kann Ihnen nur sagen, was sich zugetragen hat.«
    »Diese neuen Besatzungsmitglieder ... können Sie mir
    etwas über sie erzählen?«
    »Es waren sechs oder sieben. Die übliche Mischung. Alte Hasen, die bereits

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