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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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hat.«
    »Sie haben also eine Niete gezogen.«
    Dreyfus lächelte. »Nicht ganz. Vernon hat eine aufschluss-reiche Bemerkung gemacht.«
    »Vernon?«, fragte Sparver.
    »Delphines Verehrer Vernon Tregent, eine der drei Beta-
    Kopien, die wir bergen und wiederherstellen konnten. Er sagte mir, das Werk sei ein Teil ihrer >Lascaille<-Serie. Der Name sagte mir etwas, aber ich konnte ihn nicht einordnen.«
    »Dann lassen Sie ihn doch durch die Turbinen laufen.«
    »Nicht nötig. Dadurch, dass ich hier sitze und mich mit Ihnen unterhalte, ist mir wieder eingefallen, woher ich ihn kenne.«
    Und so war es. Sooft er das Wort im Geiste wiederholte, sah er eine Finsternis, die alles Begreifen überstieg, eine sternenlose schwarze Wand, schwärzer als das All. Er sah Finsternis und sah etwas durch diese Finsternis schweben wie ein weißes Blütenblatt durch einen Ozean aus tiefschwarzer Tinte.
    »Werden Sie mich von den Qualen der Ungewissheit er-
    lösen?«, fragte Sparver.
    »Lascailles Schleier«, antwortete Dreyfus, als sei damit alles gesagt.

    Thalia sah sich den Aktenauszug über das Karussell New
    Seattle-Tacoma an, als der Anruf einging. Sie hob den Blick von ihrem Notepad und ließ das Gesicht ihres Vorgesetzten entstehen. Hinter dem trüben Displayschirm zogen, riesig und gebieterisch wie Eisberge, langsam die Habitate vorbei.
    »Ich störe doch nicht?«, fragte Dreyfus.
    Thalia bemühte sich, ruhig zu erscheinen. »Keineswegs,
    Sir.«
    »Niemand hat mir gesagt, dass Sie unterwegs sind.«
    »Es kam alles ziemlich plötzlich, Sir. Der Patch zur Korrektur des Fehlers im Votenprozessor, der es Caitlin Perigal ermöglichte, die Ergebnisse zu beeinflussen, ist fertig. Ich will erst einen Probelauf machen, bevor ich ihn auf alle zehntausend Anlagen überspiele.«
    »Gut. Ein Problem weniger, das uns Kopfschmerzen ver-
    ursacht. Wer ist bei Ihnen?«
    »Niemand, Sir. Ich führe die ersten Updates alleine durch.«
    Das Lid seines rechten Auges zuckte träge. »Um wie viele Updates geht es?«
    »Vier, Sir, am Ende steht Haus Aubusson. Ich habe den
    Oberpräfekten gesagt, ich kann sie in weniger als sechzig Stunden abschließen, aber das war bewusst vorsichtig geschätzt. Wenn alles gut geht, müsste ich es sehr viel früher geschafft haben.«
    »Es gefällt mir nicht, dass Sie das alleine stemmen, Thalia.«
    »Ich bin durchaus dazu fähig, Sir. Ein zweites Paar Hände wäre nur hinderlich.«
    »Das ist nicht die Frage. Die Frage ist vielmehr, wieso einer meiner Unterpräfekten ohne Begleitung rausgeht.«
    »Ich will dort keinen Ausschluss einleiten, Sir. Niemand wird Widerstand leisten.«
    »Wir sind bei den Bürgern nicht mit einem Schlag beliebt, nur weil wir gerade keine Ausschlüsse durchsetzen. Allenfalls wandeln sich Hass und Furcht zu vorsichtiger Duldung.
    Mehr können wir nicht erwarten.«
    »Ich mache solche Arbeiten seit fünf Jahren, Sir.«
    »Aber niemals allein.«
    »Ich war im Solipsistenstaat Bezile acht Monate lang
    allein.«
    »Aber dort hat Sie niemand wahrgenommen. Deshalb
    heißt Bezile auch der Solipsistenstaat.«
    »Ich muss beweisen, dass ich einen schwierigen Auftrag
    auch alleine durchführen kann, Sir. Das ist eine Chance für mich. Aber wenn Sie wirklich wollen, dass ich nach Panoplia zurückkomme...«
    »Natürlich nicht, wenn Sie schon einmal draußen sind.
    Aber ich bin Ihnen immer noch böse. Sie hätten das vorher mit mir absprechen sollen.«
    Thalia legte den Kopf schief. »Hätten Sie mich denn al-
    leine gehen lassen?«
    »Wohl eher nicht. Ich schicke mein Humankapital nicht
    ins Feuer, ohne dafür zu sorgen, dass es auch verdammt gut geschützt ist.«
    »Dann wissen Sie ja, warum ich Sie nicht angerufen
    habe.«
    Sie sah, wie sich seine Züge entspannten, als hätte er erkannt, dass er diesen Kampf nicht gewinnen konnte. Er
    hatte Thalia ausgewählt, weil sie klug war und selbstständig denken konnte. Da brauchte er sich nicht zu wundern,
    wenn sie anfing, an der Kette zu zerren.
    »Sie müssen mir eines versprechen«, sagte er. »Sobald irgendetwas vorfällt, was Ihnen nicht geheuer ist ... melden Sie sich hier. Verstanden?«
    »Baudry sagte, man könnte mir kein Hilfskommando
    schicken, falls ich in Schwierigkeiten käme.«
    »Vergessen Sie Baudry. Wenn ich wüsste, dass jemand
    von meinen Leuten in Schwierigkeiten steckt, würde ich
    notfalls ganz Panoplia in Marsch setzen.«

    »Ich werde mich melden, Sir.«
    Dreyfus schwieg einen Moment, dann sagte er: »Falls
    es Sie interessiert, ich

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