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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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habe sie nicht angerufen, um Ihnen die Hölle heiß zu machen. Ich brauche einen technischen Rat.«
    »Ich höre, Sir.«
    »Bei Haus Perigal konnten Sie doch alle Übertragungen
    zurückverfolgen, die in den letzten tausend Tagen durch den Prozessor gegangen waren, richtig?«
    »Ja«, sagte Thalia.
    »Angenommen, das wäre auch bei der Ruskin-Sartorius-
    Blase erforderlich?«
    »Wenn nicht einmal die Beta-Kopien heil geblieben sind, habe ich für die Übertragungsprotokolle wenig Hoffnung.«
    »Das dachte ich mir. Aber eine Nachricht kommt doch
    von irgendwoher. Das heißt, beim Sender muss es ein Ausgangsprotokoll geben. Und wenn sie mehr als ein paar hundert Kilometer zurückgelegt hat, musste sie wahrscheinlich einen oder auch mehrere Router und Knoten passieren. Und Router und Knoten protokollieren den gesamten durchlau-fenden Datenverkehr.«
    »Aber nicht den Inhalt.«
    »Mir würde schon der Herkunftsort genügen. Können Sie
    mir helfen?«
    Thalia überlegte. »Das ist machbar, Sir, aber dazu brauche ich eine Vollversion des Systemmodells.«
    »Könnten Sie auf Ihrem Schiff eine Kopie laufen las-
    sen?«
    »Nicht auf einem leichten Kreuzer. Ich fürchte, die Sache muss warten, bis ich zurückkomme.«
    »Ungern.«
    Thalia überlegte noch angestrengter. »Dann... dann müs-
    sen Sie das Modell etwa auf den Zeitpunkt der betreffenden Übertragung zurückstellen, falls er bekannt ist.«
    »Ich denke, ich kann ihn eingrenzen«, sagte Dreyfus.

    »Wir brauchen ihn auf ein paar Minuten genau. In die-
    sem Abstand aktualisiert sich das Router-Netzwerk. Wenn Sie das schaffen, können Sie mir einen Schnappschuss
    des Modells schicken. Ziehen Sie Ruskin-Sartorius und alle Router oder Knoten im Umkreis von zehntausend Kilometern heraus. Ich werde sehen, was ich tun kann.«
    Dreyfus wirkte so zufrieden, wie sie ihn selten erlebt
    hatte. »Ich danke Ihnen, Thalia.«
    »Ich kann nichts versprechen, Sir. Vielleicht funktioniert es gar nicht.«
    »Es ist immerhin ein Anfang. Und wenn man sonst nichts
    hat, nimmt man eben, was man kriegt.«
    Sparver holte sich sein Essen von der Theke und ging damit an einen leeren Tisch in der Ecke des Kasinos. Der niedrige, sanft gekrümmte Raum war hell erleuchtet und recht gut
    besucht. Eine Gruppe von Außendienstpräfekten war vor
    kurzem von einem Einsatz auf einem der interplanetaren
    Raumschiffe zurückgekehrt. Um drei Tische in der Mitte
    drängten sich etwa hundert Kadetten in grauen Uniformen, die meisten trugen die Hundepeitschenattrappen am Gürtel, mit denen sie in der Grundausbildung eben noch geübt hatten. Die übereifrigen, ernsten Gesichter der jungen Leute waren ihm fremd. Dreyfus unterrichtete gelegentlich und ließ sich manchmal von Sparver vertreten, aber das geschah so selten, dass ihm nie einer der Kadetten in Erinnerung blieb.
    Allerdings zweifelte er nicht daran, dass alle hier seinen Namen kannten. Er spürte die verstohlenen Blicke, als er sich nach den anderen Gästen umsah. Als einziges Hyperschwein, das es in den letzten zwanzig Jahren über den
    Rang eines Unterpräfekten der Stufe II hinaus geschafft hatte, war Sparver in ganz Panoplia bekannt. Vor einigen Jahren hatte es noch einen vielversprechenden Kandidaten in der Organisation gegeben, aber der war bei einem Aus-schlusseinsatz mit unglücklichem Ausgang ums Leben ge-
    kommen. Sparver sah auch unter den Kadetten keine Hy-
    perschweine, und das wunderte ihn nicht. Dreyfus hatte
    ihn ohne Wenn und Aber in sein Team aufgenommen, er
    hatte sogar seine Beziehungen spielen lassen, damit Sparver ihm und nicht jemand anderem zugewiesen wurde,
    aber meistens schlug seinesgleichen immer noch tiefes
    Misstrauen entgegen. Hyperschweine waren einst von Standardmenschen geschaffen worden, die finstere Pläne ver-
    folgten, und nun musste die Gesellschaft mit den Auswirkungen dieses Verbrechens leben. Seine Existenz erregte allein schon deshalb Anstoß, weil sie die Menschen an die dunklen Triebe ihrer Vorfahren erinnerte.
    Er begann zu essen, mit einem Spezialbesteck, das der
    Form seiner Hände angepasst war.
    Die Blicke der anderen brannten ihm im Nacken.
    Er legte sein Notepad vor sich auf den Tisch und rief das Ergebnis der Datenabfrage auf, die er kurz vor dem Betreten der Messe an die Turbinen geschickt hatte. Lascailles Schleier, hatte Dreyfus gesagt. Aber was wussten Sparver - oder auch Dreyfus - von den Schleiern? Nicht mehr und nicht weniger als jeder Durchschnittsbürger im Glitzerband.
    Das Notepad half

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