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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Aurora hatte Informationen aus der Zukunft gesaugt und das Ende tatsächlich gesehen: nicht als vage, verschwommene Katastrophe, sondern als klar umrissenes Er-
    eignis, das fast schon auf ein bestimmtes Datum festgelegt werden konnte.
    Eine große Seuche. Eine Epoche übelster Verderbnis.

    Das Unheil rückte näher, und man konnte sich nirgendwo
    davor verstecken.
    Aber sie hatten gemeinsam etwas dagegen unternom-
    men: vielleicht nicht genug, um die Krise abzuwenden, aber wenigstens so viel, um einen Teil der Auswirkungen zu entschärfen, wenn sie denn kam. Schon sehr bald würde das
    Glitzerband von der Bürde der Selbstbestimmung erlöst sein.
    Gaffney wusste, dass dies die gefährlichste Periode war.
    Kr hatte sich um fast alles gekümmert. Doch das Einzige, was Aurora in Schwierigkeiten bringen könnte, war noch
    immer nicht neutralisiert. Jetzt musste er sich obendrein mit dem heiklen Problem der Beta-Kopien auseinandersetzen. Gaffney hatte gehofft, dass sie den Angriff nicht überleben würden und die in anderen Habitaten hinterlegten
    Sicherungskopien zu veraltet wären, um Dreyfus zu zeigen, was wirklich geschehen war.
    Dennoch hatte Dreyfus Witterung aufgenommen.
    Gaffney hatte sich die Protokolle der Abfragen angese-
    hen, die andere Präfekten an die Suchturbinen geschickt hatten. Dieser Dreyfus legte ein geradezu krankhaftes Interesse für Delphines Kunstwerke an den Tag, so als ahnte er, dass hinter der Zerstörung des Habitats mehr steckte, als auf den ersten Blick zu erkennen war. Noch mochte Dreyfus von der Verbindung zum Uhrmacher nichts wissen,
    aber der Mann bewies eine so feine Spürnase, dass es wo-möglich nur eine Frage der Zeit war, bis er diesen Schritt machte.
    Man musste ihm einige Knüppel zwischen die Beine wer-
    fen.
    Gaffney verfasste einen Befehl, und seine Finger gaben
    ihn ein. Eine wahre Schatzgrube an Daten lag offen vor ihm.
    Er holte ein langsam wirkendes, stark getarntes Cybervirus aus ihren Tiefen. Gegen eine ordentlich abgeschirmte Anlage hätte die uralte Softwarewaffe keine Chance gehabt.
    Hei den Beta-Kopien war das anders.

    Er schleuste Kopien des Virus auf eine Ebene ihrer Architekturen ein, wo sie bei einer flüchtigen Überprüfung nicht entdeckt würden. Zunächst geschah gar nichts. Das Virus war inaktiv und wartete auf seinen Einsatz.
    Es wartete darauf, dass die Zeugen wieder von den Toten auferweckt würden.
    Während Dreyfus Tee einschenkte, schnaubte sich Sparver den flachen, nach oben gewölbten Rüssel in seinen Ärmel.
    Dem Atmungssystem des Hyperschweins behagte die Luft
    auf den Kuttern noch weniger, als es bei Dreyfus der Fall war.
    »Sie waren schneller, als ich gedacht hätte«, bemerkte
    Dreyfus. »Irgendwelche Probleme?«
    Sparver starrte seinen Ärmel so lange an, bis der sich
    selbst reinigte. »Nicht im Geringsten. Ich kam ohne Schwierigkeiten rein und wieder raus.«
    »Was haben Sie gefunden?«
    »Nichts Weltbewegendes. Ein Stück frei schwebender
    Schrott, etwa so groß wie der Kutter. Ich hakte mich mit einem Greifer fest und machte einen Weltraumspaziergang.
    Nach zwei Minuten hatte ich das richtige Modul gefunden und konnte die Faseroptik anschließen. Danach war es ein Kinderspiel.« Seine schräg stehenden grünen Augen waren rosa gerändert, als hätte er die ganze Nacht Wodka getrunken, anstatt zu schlafen. »Hat sich Thalia gemeldet, solange ich weg war, Boss?«
    Dreyfus schüttelte den Kopf. »Ich dachte, sie käme schneller voran, wenn ich ihr nicht alle fünf Minuten über die Schulter schaue.«
    »Sie schafft das schon, machen Sie sich deshalb keine
    Sorgen.«
    »Ich hoffe es aufrichtig.«
    »Haben Sie Zweifel?«
    »Ich bin einfach unruhig. Sie ist ein guter Unterpräfekt, aber sie hat kaum die Schule hinter sich. Ich weiß, sie will uns allen beweisen, wie tüchtig sie ist, aber manchmal
    scheint mir, sie versucht das, was ihr Vater getan hat, zehn-fach wiedergutzumachen.«
    »Wie dachten Sie damals darüber?«
    »Ich kannte Jason Ng nicht allzu gut. Aber nach allem,
    was ich von ihm wusste, hatte ich keinen Anlass, an seinen Fähigkeiten oder seiner Loyalität zu Panoplia zu zweifeln.«
    »Sie waren also überrascht?«
    »Wie wir alle.«
    »Haben Sie jemals mit Thalia darüber gesprochen?«
    »Wir kamen bisher nicht auf das Thema.«
    Sparver lächelte. »Sie hätte es wohl auch kaum ange-
    schnitten, nicht wahr?«
    »Was immer ich von ihrem Vater halten mag, meine Mei-
    nung über Thalia wird davon nicht beeinflusst. Ich hätte

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