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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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müssen sich die elf noch ansehen, die ich verworfen habe, aber ich bin ziemlich sicher, dass wir sie ausschließen können. Die hier dagegen fällt auf wie der sprich-wörtliche bunte Hund.«
    »In welcher Beziehung?«
    »Der Absender ist mir völlig unbekannt, und da schrillen schon die Alarmglocken. Es ist nur ein frei schwebender Felsbrocken, ein unbearbeiteter Asteroid auf einer der mittleren Umlaufbahnen.«
    »Er muss aber jemandem gehören.«
    »Das Eigentumsrecht hat eine Familie oder ein Kartell mit Namen Nerwal-Lermontow. Ob das irgendetwas zu bedeuten hat, kann ich nicht sagen.«
    »Nerwal-Lermontow ...«, wiederholte Dreyfus langsam.
    »Den Namen habe ich schon irgendwo gehört.«
    »Sie kennen viele Familien.«
    »Vielleicht sind sie ja auch unschuldig. Gibt es irgendwelche Hinweise, dass es sich bei dem Felsen um mehr als nur um einen Router wie viele andere handelt?«
    »Vielleicht. Aber etwas ist seltsam. Wer immer die Nachricht geschickt, wer immer das Signal von diesem Nerwal-Lermontow-Felsen abgesetzt hat - ganz gleich, ob es nun von dort kam oder nur durchgeleitet wurde -, es war das einzige Mal, dass Ruskin-Sartorius über diesen speziellen Knoten kontaktiert wurde.«
    »Sie haben recht«, lobte Dreyfus. »Die Alarmglocken schrillen. Und wie!«
    Sparver stellte seine Teetasse mit zartem Klirren auf Dreyfus' Tisch zurück. »Da soll noch einer sagen, wir Schweine wären zu nichts zu gebrauchen.«
    Als Thalia im Stundenglas Chevelure-Sambuke eintraf, wurde sie von einem fliegenden Pferd erwartet. Es schlug traumhaft langsam mit seinen Schwingen und bewegte die schlanken Beine, als galoppierte es auf der Stelle. Seine Haut war durchsichtig, so dass die innere Anatomie, dicht zusammengedrängte Organe und stark modifizierte Knochen und
    Muskeln, deutlich zu sehen war. Die insektenähnlichen
    Flügel waren dünn wie Messerklingen und kompliziert ge-
    ädert, hatten aber kein sichtbares Skelett.
    Thalias Pegasus war nicht das einzige Wesen der Lüfte.
    In der Ferne schwebten, halb durchsichtig, mit langsamen Flügelschlägen, weitere Flugrosse vorbei. Manche trugen Reiter; einige waren wohl auf dem Weg, um jemanden ab-zuholen oder gingen eigenen Geschäften nach. Außerdem
    gab es sehr viel buntere Geschöpfe, die an Riesenfalter, gestreifte Fische oder chinesische Flugdrachen mit kunst-
    vollen Schwänzen erinnerten. Die Flugrosse mussten sich offenbar auf die Bereiche mit niedriger Schwerkraft beschränken (kein Wunder bei den zarten Flügeln), aber die anderen Wesen konnten sich überall im Habitat frei bewegen. Dazwischen, so klein, dass sie kaum zu erkennen
    waren, bewegten sternenförmige Flugmenschen ihre Flügel oder aerodynamischen Tragflächen. Thalia setzte probe-weise ihre Spezialbrille auf, aber das Overlay zeigte keine wesentlichen Unterschiede zur nackten Realität. Das bestä-tigte alles, was sie auf dem Flug über das Stundenglas gelesen hatte: Die Bewohner manipulierten lieber Materie als Informationen.
    Allmählich spürte sie, wie sie von der Schwerkraft tiefer in den Sattel gedrückt wurde. Der Pegasus flog auf ein wei-
    ßes Herrenhaus mit vielen Türmchen am höchsten Punkt
    einer Stadt zu, die sich über die Hänge an der engsten Stelle des Stundenglases erstreckte. Als sie sich dem Landedeck näherten, das wie eine Zunge vom Haus ins Freie ragte, sah sie, dass sich am Rand eine Gruppe von Bürgern zum Empfang aufgestellt hatte.
    Sobald die Hufe den Glasboden berührten, eilten zwei
    Repräsentanten des Habitats herbei, um Thalia beim Ab-
    steigen zu helfen. Die Schwerkraft konnte immer noch nicht mehr als ein Zehntel Ge betragen, aber das Pferd schlug unentwegt und mit hörbarem Rauschen mit den Schwingen.
    Die beiden Helfer - sie sahen mehr oder weniger wie Standardmenschen aus - traten beiseite, sobald Thalia sicher auf den Beinen stand.
    Ein riesiger Pandamann mit schwarzweißem Fell schlen-
    derte ihr entgegen. Trotz seiner Körpermasse bewegte er sich erstaunlich elegant. Sein riesiger Kopf war so groß wie ein Vakuumhelm, die Augen waren in der ovalen schwarzen Gesichtsmaske kaum zu erkennen. Er knabberte an
    einem dünnen grünlichen Stöckchen, das er nun einem der Helfer reichte.
    »Willkommen, Unterpräfekt Ng«, sagte er in salbungs-
    vollem Ton. »Ich bin Bürgermeister Graskop. Es ist mir ein Vergnügen, Sie auf unserer bescheidenen kleinen Welt zu begrüßen. Wir wünschen Ihnen einen angenehmen und erfolgreichen Aufenthalt.«
    Er reichte ihr seine Pranke. Thalias

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