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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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sah die Wand fast wieder so aus wie zuvor. Dabei, so sagte er sich, sah er nur einen kleinen, überschaubaren Teil des gesamten Router-Protokolls, über und unter dem sichtbaren Bereich gab es noch Millionen von weiteren Zeilen.
    »Jetzt filtern wir auf die gleiche Weise den Abstimmungs-verkehr heraus«, sagte Sparver. »Damit erledigt sich ein weiterer großer Datenblock. Der gleiche Kniff beim Verkehr zwischen den großen Handelsnetzen, und wieder ist ein
    Brocken weg. Man merkt vielleicht nicht viel, aber wir
    haben das Protokoll bereits auf die Hälfte reduziert. Und wir sind noch nicht am Ende. Wenn wir die gesamte Router-organisation herausnehmen, schrumpft es um weitere zehn Prozent. Schieben wir noch die Standardpakete für die Abstraktion weg, dann sind wir bei etwa zwanzig Prozent der ursprünglichen Datei angelangt.«
    Es müssten immer noch Zehntausende von Zeilen sein.
    »Selbst das ist noch nicht gut genug«, seufzte Dreyfus.
    »Wir können noch mehr. Jetzt filtern wir über die Ziel-
    adresse von Ruskin-Sartorius.« Sparver scrollte auf und ab, um zu zeigen, dass er das Protokoll auf etwa tausend Zeilen dezimiert hatte.
    Dreyfus kratzte sich die linke Augenbraue. »Warum sind
    wir nicht gleich hierher gesprungen?«
    »Weil das so nicht geht«, erklärte Sparver. »Wie fast jedes Habitat im Glitzerband hat sicher auch Ruskin-Sartorius Daten für Dritte weitergeleitet, ZVK-Leistungen etwa, Han-delsgespräche, Abstraktionspakete und so weiter. All das müssten wir immer noch von der Liste streichen, selbst
    wenn wir sie auf Nachrichten für Ruskin-Sartorius allein eingegrenzt hätten.«
    »Wäre aber schneller gegangen.«
    »Von der Logik her kein Unterschied. Dem System ist es
    egal, in welcher Reihenfolge man ausfiltert.«
    »Ich muss Ihnen wohl glauben. Aber die Datenmenge ist
    immer noch riesig.«
    »Wir sind auch noch nicht fertig. Jetzt setzen wir noch unsere Intelligenz ein.«
    »Ich dachte, das hätten wir bisher schon getan.«
    »Nicht genug«, erwiderte Sparver lächelnd. Er amü-
    sierte sich königlich. »Sehen Sie diese Zahl in der vierten Spalte?«

    »Ja«, nickte Dreyfus vorsichtig. »Zeitmarke für ausgehende Übertragung.«
    »Das ist unser Anhaltspunkt. Die Nachricht an Ruskin-
    Sartorius war doch eine reine Sprachnachricht, oder?«
    »Laut Vernon und Delphine, ja. Aber was hat das Nach-
    richtenformat zu bedeuten?«
    Sparver nahm einen Schluck aus seiner Tasse. »Eine
    ganze Menge. Wenn eine Übertragung durch den Router
    geht, durchläuft sie ein gewisses Maß an Verarbeitungsroutinen. Zyklische Redundanz-Prüfung und so weiter. Wird
    ein Fehler gefunden, dann schickt der Router die Nachricht an den letzten Absender zurück und verlangt eine Wiederholung.«
    Dreyfus nickte vorsichtig. »Leuchtet ein.«
    »Der springende Punkt ist, alle diese Fehlerprüfungen
    brauchen eine gewisse Zeit. Und je größer die Datenlast - je mehr Inhalt die Nachricht enthält -, desto länger dauert das Zahlenfressen.«
    »Aha. Ich glaube, ich weiß jetzt, worauf Sie hinauswol-
    len.«
    »Der Schlüssel liegt in der Zeitmarke der ausgehenden
    Übertragung, Boss. Verglichen mit dem größten Teil des
    Verkehrs, den der Router an Ruskin-Sartorius weitergeleitet haben müsste, ist reine Sprachkommunikation kaum der
    Rede wert. Die Verarbeitungsdauer müsste fast bei null liegen.«
    »Wenn wir also den kleinsten Zeitunterschied zwischen
    den Eingangs- und den Ausgangsmarken finden ...«
    »Haben wir wahrscheinlich unsere Nachricht. Zumindest
    einige mögliche Kandidaten.«
    »Los«, sagte Dreyfus aufgeregt.
    Sparver war ihm bereits zuvorgekommen. Jetzt zeigte
    die Wand nur noch ein Dutzend Übertragungen, alle in dem Zeitraum, in dem Delphine aufgefordert worden war, die
    Verhandlungen mit den Ultras abzubrechen.

    »Wir sind immer noch nicht auf eins herunter...«, begann Dreyfus.
    »Aber es wird schon verdammt warm. Jetzt können wir
    mit der guten alten Polizistenintuition weitermachen. Wir sehen uns die Herkunftsknoten an. Nehmen Sie sich die
    zweite Spalte vor, Boss - ich habe die Adressen in lesbare Namen konvertiert. Ich behaupte nun, dass die meisten zu Habitaten gehören, die entweder über lange Zeit Beziehungen zu Ruskin-Sartorius unterhielten oder halbwegs regel-mäßig irgendwelche Nachrichten an das gesamte Glitzer-
    band senden.«
    »Können Sie das nachprüfen?«
    »Schon geschehen. Sind Sie bereit?« Sparver schickte
    einen Befehl an die Wand. Nur eine Übertragung blieb noch übrig. »Sie

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