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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Mitte des gewaltigen Raums ragte, mit filigranen Strebebögen an den Wänden abgestützt, eine dicke Säule nach oben. Thalia
    nahm an, dass das die Datenröhre sein musste, durch die Abstraktionsdienste und Abstimmungspakete zum Votenprozessor geschickt wurden. Die Bürger hier mochten nicht so gründlich in die Abstraktion integriert sein wie in
    New Seattle-Tacoma, aber ihre Begeisterung für den Ab-
    stimmungsprozess sorgte sicher dennoch für einen lebhaften Datenverkehr. Thalia stellte sich den Informationsstrom in der Röhre vor wie Wasser, das unter Hochdruck stand
    und nach einer lockeren Niete oder einem undichten Ventil suchte, um auszubrechen. Neben der Säule, aber durch ein paar Meter freien Raums von ihr getrennt, befand sich die dünnere Röhre eines Fahrstuhlschachts, um die sich in
    immer kleiner werdenden, Höhenangst erzeugenden Schlin-
    gen eine Spiraltreppe wand. Datenröhre, Fahrstuhlschacht und Wendeltreppe durchstießen die Decke und verschwanden in der Kugel darüber.
    Thalia war sich bewusst, dass sie gaffte wie ein Tourist, obwohl selbst dieser Turm in Chasm City wenig Aufse-hen erregt hätte, aber die Einheimischen schienen sich zu freuen, dass sie so beeindruckt war.
    »Ein wirklich riesiges hässliches Monstrum«, sagte Par-
    nasse, was wohl seine Art war, so etwas wie Bürgerstolz zu zeigen.
    »Fahren wir rauf?«, fragte Thalia.
    Paula Thory nickte. »Wir fahren rauf. Der Fahrstuhl müss-te bereits warten.«
    »Gut«, sagte Thalia. »Bringen wir die Arbeit hinter uns, wir wollen schließlich alle wieder nach Hause.«
    Nicht zum ersten Mal in seinem Leben verfluchte Sparver seine unbeholfenen Hände. Aus der Sicht eines Hyperschweins war zwar alles in Ordnung mit ihnen, aber er musste in einer Welt leben, die für geschickte Standardmenschen gemacht war, Menschen mit langen Fingern,
    einem Daumen und einer geradezu absurden Menge an
    sensomotorischem Kortex, um das alles zu steuern. Seine kurzen Hufe mit den Stummelfingern in den steifen Handschuhen trafen ständig zwei Tasten gleichzeitig, so dass er gezwungen war, die Befehlssequenz immer wieder neu
    einzugeben. Endlich hatte er es geschafft. Ein Piepsen in seinem Helm zeigte an, dass die Verbindung zu Panoplia

    hergestellt war, wenn auch auf einer Frequenz, die normalerweise nicht für die Kommunikation mit dem Außen-
    dienst genützt wurde.
    »Innendienstpräfekt Muang«, meldete sich eine Stimme. »Sie sprechen mit Panoplia. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«
    Sparver kannte Muang und mochte ihn gut leiden. Der
    kleine, untersetzte Mann sah selbst gelinde gesagt so ungewöhnlich aus, dass er mit Hyperschweinen keine größeren Probleme hatte.
    »Hier Sparver. Können Sie mich hören?«
    »Laut und deutlich. Ist etwas passiert?«
    »So könnte man sagen. Präfekt Dreyfus und ich unter-
    suchten im Zuge von Ermittlungen zu einem laufenden Fall einen frei schwebenden Felsen der Familie Nerwal-Lermontow. Beim Endanflug eröffnete der Felsen das Feuer auf
    unsere Korvette und zerstörte die Anlage für die Fernkommunikation.«
    »Der Felsen hat Sie angegriffen?«
    »Unter der Oberfläche waren schwere Antischiffswaffen
    verborgen. Die wurden ausgefahren und fingen an, uns zu beschießen.«
    »Mein Gott.«
    »Ich weiß. Sind solche Zwischenfälle nicht ärgerlich? Nun ist es so, dass wir hier draußen Unterstützung gebrauchen könnten.«
    »Wo sind Sie jetzt?«
    »Ich habe eine Verbindung über einen Sender im Innern
    des Felsens improvisiert, aber ich weiß nicht, wie lange sie hält.«
    »Verstanden, Sparver. Mit etwas Glück können wir einen
    Systemkreuzer auftreiben. Brauchen Sie medizinische Versorgung? Ist einer von Ihnen verletzt?«
    »Wir wurden getrennt, sind aber beide gesund und mun-
    ter. Ich würde Sie gern zu Dreyfus durchstellen, aber es ist nur eine Notverbindung, die über meinen Anzug läuft.«

    »Ist Ihr Schiff flugtauglich?«
    »Wir könnten nach Hause humpeln, wenn es nicht an-
    ders ginge, aber es wäre besser, wenn Panoplia zwei schwere Schiffe schicken könnte, um diesen Felsen auseinanderzu-nehmen.«
    »Haben Sie die Orbitaldaten?«
    »Nur auf dem Schiff. Aber Sie können in der Vermö-
    gensaufstellung der Familie Nerwal-Lermontow nachsehen.
    Wir sitzen auf einem unbearbeiteten Felsklumpen von
    zwei Kilometern Durchmesser auf einer der mittleren Um-
    laufbahnen. Sie müssten unsere Korvette orten können,
    selbst wenn Sie die Trümmerwolke vom Angriff nicht fin-
    den.«
    »Das müsste den Standort

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