Aurora
eingrenzen. Bleiben Sie, wo
Sie sind, ich setze die Räder in Bewegung.«
»Die Schiffe sollen sich beim Anflug in Acht nehmen.
Und machen Sie ihnen klar, dass Dreyfus und ich im In-
nern von dem Ding sitzen, falls jemand schießwütig wer-
den sollte.«
»Ich gebe die Nachricht sofort weiter. Sie sollten nicht länger als eine Stunde warten müssen.«
»Ich laufe nicht weg«, versprach Sparver.
Er schloss die Verbindung und nahm wieder Kontakt zu
Dreyfus auf. Erleichtert hörte er die schweren Atemzüge seines Vorgesetzten klar und regelmäßig aus dem Helmlautsprecher dringen. Es klang, als würde sich Dreyfus durch einen Andocktunnel ziehen.
»Ich bin durchgekommen, Boss. Die Kavallerie ist unter-
wegs.«
»Gut.«
»Das heißt, Sie könnten sich jetzt noch einmal überlegen, ob Sie wirklich an Bord dieses Schiffes gehen wollen.«
»Ich bin fast da. Und nachdem ich es bis hierhin geschafft habe, kann ich die Sache auch zu Ende bringen.« Dreyfus holte zwischen den Sätzen tief Luft. »Wer weiß, was für Mechanismen anspringen, um Beweise zu vernichten, wenn
der Felsen uns erst als Eindringlinge identifiziert hat.«
»Oder um uns zu vernichten. Auch diese Möglichkeit sollte man bedenken.«
»Ich gehe trotzdem rein. Ich schlage vor, Sie kehren auf die Korvette zurück und warten auf die Unterstützung.«
Sparver fand die Idee ganz ausgezeichnet, aber er hatte nicht die Absicht, Dreyfus allein im Innern des Felsens zu-rückzulassen. Außerdem galten die Bedenken, die sein Boss soeben geäußert hatte, auch für die im Routerprotokoll des Felsens gespeicherten Daten.
Nachdem er jetzt wusste, wie er die Architektur umge-
hen konnte, brauchte er nicht lange. Dennoch glaubte er, einen Fehler gemacht zu haben, als die Liste ausgehender Nachrichtenadressen auf seinem Helmvisier erschien. Er
hätte für die letzten hundert Tage Hunderte wenn nicht
Tausende von Einträgen erwartet, aber es waren nur ein
paar Dutzend. Wer immer den Nerwal-Lermontow-Felsen
kontrollierte, hatte nur sehr sparsam davon Gebrauch gemacht.
Beim Durchsehen der Liste entdeckte er die Adresse der
Ruskin-Sartorius-Blase, laut Zeitmarke war die Nachricht unmittelbar vor dem Angriff durch die Von Schatten Begleitet abgesetzt worden. Das musste der Anruf sein, der Delphine bewogen hatte, die Verhandlungen mit Dravidian abzubrechen. Doch so befriedigend es war, ihn im Protokoll zu finden - eine Bestätigung, dass sie der richtigen Fährte gefolgt waren -, so bestürzend waren einige der anderen Einträge.
Etwa ein Dutzend Adressen waren Sparver nicht auf An-
hieb bekannt. Aber einige weitere Einträge waren ihm erschreckend vertraut.
Es handelte sich um zwei verschiedene Adressen, die
willkürlich zwischen den anderen verteilt waren. Eine davon hatte bis auf die letzten drei Ziffern das gleiche Kontakt-format, das er soeben benützt hatte, um mit Muang zu sprechen.
Jemand hatte mehrfach den Nerwal-Lermontow-Felsen
benützt, um Panoplia anzurufen.
Aber die zweite der beiden Adressen verunsicherte Spar-
ver noch mehr. Er erkannte sie sofort wieder, sie war
ihm von der letzten Ermittlung her noch frisch im Gedächtnis. In dieser Ermittlung hatte sie allerdings nichts zu suchen.
Es war die Adresse von Haus Perigal.
»Das kann nicht sein«, flüsterte er vor sich hin. »Es gibt keine Verbindung. Die Fälle haben nichts miteinander zu tun.«
Aber er hatte sich nicht geirrt. Die Zahlen blieben, wie sie waren.
»Sind Sie noch da, Boss?«
»Ich bin fast an der Schleuse. Was gibt es denn?«
»Ich weiß nicht. Ich habe soeben etwas entdeckt, was ich nicht verstehe.«
»Berichten Sie.«
»Jemand hat von diesem Felsen aus Haus Perigal ange-
rufen.«
»Sie meinen Ruskin-Sartorius«, sagte Dreyfus gereizt.
»Nein, ich meine genau das, was ich eben sagte. Im Aus-
gang stehen nur eine Handvoll Nachrichten, aber darunter sind neben dem Anruf bei Ruskin-Sartorius auch Sendungen an Panoplia und an Haus Perigal. Das heißt, es gibt eine Verbindung zwischen unseren beiden Fällen und eine Verbindung zu Panoplia.«
»Ausgeschlossen«, behauptete Dreyfus.
»Die Beweise starren mir ins Gesicht. Die Verbindung
existiert.«
»Aber Perigal war ein klarer Fall von Abstimmungsbe-
trug. Er hat mit den Morden von Ruskin-Sartorius nichts zu tun.«
»Boss, es könnte sein, dass wir die Verbindung nicht verstehen, aber ich versichere Ihnen, sie ist vorhanden. Wir wissen bereits, dass es sich hier nicht nur um einen Racheakt oder einen
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