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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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wurde fester und lauter. »Die Abstraktion ist ausgefallen, Präfekt. Die Abstraktion ist ausgefallen.«.
    Thalia schüttelte den Kopf. »Das ist ein Irrtum. Das kann nicht sein.«

    »Wir sind ohne Abstraktion.« Paula Thory erhob sich aus ihrem Sessel. »Die Verbindung ist abgerissen, Präfekt. Irgendetwas muss wohl doch schiefgelaufen sein.«
    »Das System hat einen Selbsttest durchgeführt. Es hat
    mir bestätigt, dass die Abstraktion nur für einen Moment unterbrochen war. Das System macht keine Fehler.«
    »Wieso sind Sie dann überhaupt hier, wenn nicht, um
    einen Fehler in der Anlage zu beheben?«, fragte Caillebot.
    »Vielleicht liegt es nur an uns«, überlegte Broderick Cuthbertson. Seine mechanische Eule zuckte mit dem Kopf hin und her, als folge sie dem Flug einer unsichtbaren Wespe.
    »Ihr Vogel ist auch verwirrt«, sagte Cyrus Parnasse.
    »Schätze, er braucht die Abstraktion, um sich zu orientieren.«
    Cuthbertson streichelte das Geschöpf beruhigend mit
    einem Finger. »Nicht aufregen, mein Junge.«
    »Damit ist zumindest jeder - alles - in diesem Gebäude betroffen«, folgerte Thory, und das Blut wich ihr aus den Wangen. »Wenn es nun nicht nur das Gebäude wäre? Wenn
    wir einen großen Ausfall im gesamten Gelände hätten?«
    »Schauen wir doch aus dem Fenster«, schlug Meriel
    Redon vor. »Von hier aus kann man halb Aubusson sehen.«
    Niemand achtete mehr auf Thalia. So als wäre sie nur ein Möbelstück. Jedenfalls vorläufig. Als alle - soweit sie noch gesessen hatten - von ihren Sesseln, Sofas und Hockern
    aufstanden, zu den Bullaugen eilten und sich zu zweit oder zu dritt an die runden Scheiben drängten, stellte sie sich dahinter.
    »Da unten im Park sind Leute«, bemerkte ein glatt rasierter junger Mann, dessen Namen Thalia vergessen hatte. Er trug einen stahlblauen Anzug mit schwarzen Rüschenman-schetten. »Sie benehmen sich merkwürdig. Stecken auf einmal alle die Köpfe zusammen, als wollten sie miteinander reden. Jetzt rennen einige auf die Ausgänge zu. Sie schauen zu uns herauf.«

    »Sie wissen, dass etwas nicht stimmt«, sagte Thory. »Kein Wunder, dass sie zum Votenprozessor heraufschauen. Sie
    fragen sich, was zum Teufel eigentlich los ist.«
    »Ein Zug ist auf den Schienen stehen geblieben«, stellte eine Frau in einem feuerroten Kleid fest, die an einem anderen Bullauge stand. »Und zwar auf der anderen Seite des nächsten Fensterbandes. Was immer es ist, es geschieht
    nicht nur hier. Es betrifft nicht nur uns oder das Museum.«
    »Ich sehe einen Volantor«, meldete sich eine weitere
    Stimme. »Er macht eine Notlandung auf der Zikkurat von
    Bailte. Das ist volle zwei Reihen weiter in Richtung vordere Endkappe. Fast zehn Kilometer!«
    »Es hat das ganze Habitat erwischt«, jammerte Thory, als hätte sie soeben ein schreckliches Omen gesehen. »Das
    gesamte Haus Aubusson, alle sechzig Kilometer. Achthun-
    derttausend Menschen haben soeben zum ersten Mal in
    ihrem Leben den Kontakt zur Abstraktion verloren.«
    »Das kann nicht sein«, flüsterte Thalia.
    Das Messer drückte immer noch schmerzhaft gegen Drey-
    fus' Kehle. Er verfluchte sich selbst. Warum hatte er den Helm nicht aufgesetzt, als er noch die Möglichkeit dazu hatte? Er sagte sich, die Frau hätte ihn längst töten können, wenn das ihre Absicht war, aber ihm fielen viele Gründe ein, warum sie ihn jetzt am Reden halten wollte, um ihn erst hinterher zu töten.
    »Was haben wir für ein Jahr?«, fragte sie, als sei ihr die Frage eben in den Sinn gekommen.
    »Was für ein Jahr?«
    Der Druck des Messers verstärkte sich. »War meine For-
    mulierung irgendwie unklar?«
    »Nein«, sagte Dreyfus hastig. »Keineswegs. Wir haben
    das Jahr zweitausendvierhundertsiebenundzwanzig. Warum
    fragen Sie?«
    »Weil ich schon sehr lange hier eingeschlossen bin.«

    »Lange genug, um den Überblick über die Jahreszahlen
    zu verlieren?«
    »Lange genug, um jeden Überblick zu verlieren. Aber
    ich hatte einen Verdacht.« Trotziger Stolz klang aus ihrer Stimme. »Ich lag gar nicht so weit daneben.«
    Er hatte bisher nur die behandschuhte Hand mit dem
    Messer gesehen, weder ihr Gesicht noch sonst etwas von ihr.
    »Gehören Sie zur Familie Nerwal-Lermontow?«, fragte er.
    »Suchen Sie nach denen?«
    »Ich suche niemand Bestimmten. Ich bin Polizist. Ich untersuche ein Verbrechen. Die Ermittlungen führten mich zu diesem Asteroiden.«
    »Allein?«
    »Ich kam in einem Schiff mit meinem Unterpräfekten.
    Wir wurden beim Anflug angegriffen, und

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