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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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das Schiff wurde beschädigt. Wir hätten nach Panoplia zurückhumpeln können, aber wir wollten lieber in diesem Felsen nach einer schnelleren Möglichkeit suchen, die Organisation zu informieren. Mein Unterpräfekt ist gerade damit beschäftigt. Ich wollte auch sehen, was so schutzwürdig ist, dass es einen Angriff auf uns rechtfertigte.«
    Das Messer schrammte über seine Haut. Es fühlte sich
    kalt an. Ob er wohl schon blutete?
    »Jetzt haben Sie es gesehen«, sagte die Frau. Sie meinte offenbar das Schiff, in dem sie sich befanden. »Was haben Sie dazu zu sagen?«
    »Es ist ein Synthetiker-Raumschiff. Das hatte ich schon von außen erkannt. Und als ich an Bord komme, sehe ich
    das.« Er wies auf den Raum voller Schläfer, deren fehlende Körperteile die Frau nach eigener Aussage gegessen haben wollte. »Das ist alles. Ich hoffe, Sie werden mir erklären, was es bedeutet.«
    »Versuchen Sie, sich zu rühren«, sagte sie. »Bewegen Sie einen Arm oder ein Bein. Ich werde Sie nicht daran hindern.«

    Dreyfus gehorchte, und seine Muskeln reagierten auch,
    aber sein Raumanzug gab nicht nach. Damit war er wie ge-lähmt.
    »Ich kann nicht.«
    »Ich habe die motorischen und die Kommunikations-
    funktionen Ihres Anzugs deaktiviert. Ich kann sie jederzeit wie mit einem Lidschlag auch wieder zuschalten. Solange der Anzug steif ist, können Sie sich nicht bewegen und ihn auch nicht ablegen. Sie werden hier verhungern. Es würde lange dauern, und es wäre kein schöner Tod.«
    »Warum sagen Sie mir das?«
    »Damit Sie begreifen, in welcher Lage Sie sich befinden, Präfekt. Damit Sie erkennen, dass ich Sie in meiner Gewalt habe.« Der Druck des Messers ließ nach. »Damit Sie verstehen, dass ich das nicht brauche, um Sie zu töten.«
    Sie nahm die Hand weg.
    »Sie müssen Synthetikerin sein«, sagte Dreyfus. »Nie-
    mand sonst wäre zu so etwas fähig.« Als weder Zustim-
    mung noch Widerspruch kam, fuhr er fort. »Und Sie gehö-
    ren zu diesem Schiff. Habe ich recht?«
    »Logisches Denken ist Ihnen also doch nicht völlig fremd.
    Für einen Zurückgebliebenen müssen Sie sogar ziemlich
    schlau sein.«
    »Ich bin nur ein Präfekt, der seine Pflicht tun will. Hält man Sie hier gefangen?«
    »Wonach sieht es denn aus?«, fragte sie mit beißendem
    Sarkasmus.
    »Wir sollten ein paar Grundregeln festlegen. Ich bin nicht Ihr Feind. Wenn jemand Sie gegen Ihren Willen hier festhält, möchte ich herausfinden, wer derjenige ist und warum er es tut. Wir stehen auf derselben Seite. Wir sollten einander vertrauen.«
    »Soll ich Ihnen sagen, warum es mir schwerfällt, Ihnen zu vertrauen, Präfekt? Jemand wie Sie war schon vor Ihnen hier.
    Er sah, was man uns antat, und er hat nichts unternommen.«

    »Was meinen Sie mit >jemand wie ich    »Er trug den gleichen Anzug.«
    »Das hat gar nichts zu bedeuten.«
    »Ich meine genau, den gleichen. Wenn Sie Präfekt sind, dann ist dieser Mann auch Präfekt.«
    »Das kann nicht sein«, sagte Dreyfus. Doch zugleich
    fiel ihm wieder ein, dass Sparver eine Verbindung zwi-
    schen diesem Felsen und Panoplia entdeckt hatte. Könnte ein Kollege hierher gekommen sein, um auf eigene Faust
    Ermittlungen anzustellen? Ausgeschlossen wäre es nicht.
    Aber wieso hatte dann Jane Aumonier nichts davon gewusst?
    »Ich habe ihn selbst gesehen. Ich bin mir ganz sicher. Ich konnte nicht in seinen Kopf schauen, aber das kann ich
    auch bei Ihnen nicht. Leute wie Sie tragen wohl keine Neural implantate?«
    Etwas schnürte ihm die Kehle zu. Er hörte die eigene
    Stimme wie aus weiter Ferne. »Dieser Mann ... kommt er
    allein, oder sind da noch andere?«
    »Nur der Mann kommt leibhaftig. Aber es gibt andere Be-
    sucher.«
    »Sie verwirren mich.«
    »Und mich verwirren diese Besucher. Ich weiß, wann
    der Mann kommt, weil ich die elektromagnetischen Verän-
    derungen spüre, wenn sich die Luftschleusen öffnen und
    schließen. Ich kann auch seinen Anzug spüren, aber ich
    komme nie nahe genug heran, um ihn zu paralysieren. Bei den anderen ist es nicht so. Die sind mit einem Mal einfach da, es ist, wie wenn der Wind umschlägt. Besonders eine Persönlichkeit macht sich sehr deutlich bemerkbar. Sie geht in unseren Köpfen spazieren wie in einem Garten. Sie spielt mit uns. Sie weidet sich an unserer Gefangenschaft, unserem Elend.«
    »Sie sprechen von einer künstlichen Intelligenz? Einer Simulation der Beta-Stufe oder so? Von einer Kopie, die aussieht und sich verhält wie eine echte Person, aber keine Seele

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