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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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antworten konnte, piepste ihr Armband. Sie schob den Ärmel hoch und sah es ärgerlich an. Was wollte Präfekt Muang denn ausgerechnet jetzt von ihr? Muang war keiner der Mistkerle, die ihr wegen ihres Vaters die Hölle heiß machten, aber er war auch nicht Dreyfus, Sparver oder einer der Oberpräfekten, die sie unbedingt beeindrucken wollte. Was immer der Grund für seinen Anruf war, er
    konnte so wichtig nicht sein. Sicherlich nicht wichtig genug, um dafür ein heikles Update zu unterbrechen, noch dazu, nachdem sie das Zugriffsfenster von sechshundert Sekunden bereits geöffnet hatte.
    Sie würde zurückrufen, sobald sie fertig war. Wenn Muang ein paar Minuten warten musste, würde die Welt nicht
    gleich untergehen.
    »Verzeihung«, sagte Thalia und drückte auf den Knopf,
    um den Anruf abzuweisen.
    Der Prozessor wiederholte seine Anfrage. »Die Diskette
    enthält ein Datenfragment. Wie soll ich mit diesem Datenfragment verfahren?«

    Thalia zog den Ärmel wieder über das Armband. »Bitte
    überschreibe mit diesem Fragment den Inhalt des ausführbaren Datensegments Alpha Alpha Fünf Eins Sechs.«
    »Einen Augenblick.« Lichter blinkten, die Säule überlegte.
    »Ich bin bereit, die Überschreibung auszuführen. Durch die Operation ist ein kurzer Verlust der Abstraktion über nicht mehr als drei Mikrosekunden zu erwarten. Bitte bestätigen Sie, dass die Überschreibung ausgeführt werden soll.«
    »Ich bestätige«, sagte Thalia.
    »Das ausführbare Datensegment wurde soeben überschrie-
    ben. Die Abstraktion war zwei Komma sechs acht Mikro-
    sekunden abgeschaltet. Alle betroffenen Vorgänge wurden gepuffert und inzwischen erfolgreich wiederaufgenommen.
    Eine Überprüfung der Stufe Eins zeigt, dass durch die Installation keine Softwarekonflikte entstanden sind. Haben Sie noch weitere Anweisungen?«
    »Nein«, sagte Thalia. »Das wäre alles.«
    »Von Ihrem Zugriffsfenster bleiben vierhundertelf Se-
    kunden. Wollen Sie das Fenster bis zur planmäßigen Schlie-
    ßung offen halten, oder soll ich die sofortige Schließung veranlassen?«
    »Du kannst schließen. Wir sind hier fertig.«
    »Der Zugriff ist hiermit beendet. Ich danke für Ihren Besuch, Unterpräfekt Ng.«
    »Es war mir ein Vergnügen.« Thalia zog die Update-Diskette aus der Säule, steckte sie in den Zylinder zurück und verschloss ihn. Sie bemühte sich um Gelassenheit, aber sie hatte ihren Auftrag erfüllt und war vor Glück so schwindlig, als hätte sie auf nüchternen Magen Alkohol getrunken. Ich habe es geschafft!, dachte sie. Sie hatte alle vier Installationen durchgeführt. Ganz allein, ohne dass ihr Dreyfus über die Schulter schaute, sogar ohne dass ihr ein zweiter Au-
    ßendienstagent bei der technischen Routinearbeit behilflich gewesen wäre. Wenn jemand an ihren Fähigkeiten ge-
    zweifelt oder sich gefragt hatte, wie gut sie wohl ohne ein Team im Rücken zurechtkäme, würde ihn das zum Schweigen bringen. Ich, Thalia Ng, habe den Sicherheitspatch nicht nur entworfen, sondern ihn auch selbst installiert, von Hand, nur von einem Kutter begleitet.
    Vier Habitate abgeschlossen. Der Plan war ausgeführt.
    Und nachdem sie das Update in vier Anlagen mit besonders schwierigen Bedingungen installiert hatte, um sich zu vergewissern, dass es stabil lief, sprach nichts mehr dagegen, im ganzen Glitzerband, in allen zehntausend Habitaten
    damit ans Netz zu gehen.
    Hängt sie an, dachte Thalia und gab sich alle Mühe, das selbstzufriedene Lächeln abzuschalten, als sie sich ihrem Publikum wieder zuwandte - es wäre der Würde eines Prä-
    fekten allzu abträglich gewesen.
    »Gibt es Probleme?«, fragte Jules Caillebot. Er saß noch immer in dem blauen Sessel, aber seine Haltung war nicht mehr so entspannt wie noch vor wenigen Minuten.
    »Nicht von meiner Seite«, sagte Thalia. »Alles lief wie am Schnürchen. Danke für Ihre Rücksichtnahme.« Vielleicht
    hatte Muang angerufen, um sie über einen vorübergehen-
    den Ausfall der Kommunikationsverbindungen zu infor-
    mieren, dachte sie. So etwas kam manchmal vor. Kein
    Grund zur Besorgnis. »Wissen Sie was? Nachdem wir jetzt fertig sind, mache ich vielleicht doch noch einen Spaziergang in Ihren Parkanlagen.«
    »Die Abstraktion ist ausgefallen«, sagte Caillebot leise.
    Thalia spürte ein erstes unheilvolles Kribbeln. »Wie
    bitte?«
    »Wir haben keine Abstraktion. Sie sagten, wir würden
    nur ein paar Mikrosekunden getrennt, nicht lange genug, um es zu bemerken. Aber sie ist immer noch weg.« Seine
    Stimme

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