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Aurum & Argentum (German Edition)

Aurum & Argentum (German Edition)

Titel: Aurum & Argentum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia V. Burmeister
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Raubtieres vor sich geht? Wie lange seid ihr schon mit dem Greif bekannt?“
    Das gab nun auch Calep zu denken, denn eigentlich hatte der Fremde Recht, keiner von ihnen konnte Gedanken lesen. Außerdem war es weithin bekannt, dass nicht jene die Schlimmsten waren, die ihre Bösartigkeit offen zeigten, sondern jene mit einer tiefschwarzen Seele, die nach außen hin aber vollkommen harmlos und freundlich wirkten.
    „ Seid auf der Hut, das rate ich euch.“ Lässig hatte der Braune Mann die Beine übereinander geschlagen. „Die größte Gefahr droht meist nicht von den Feinden, sondern aus den eigenen Reihen.“
    Langsam aber sicher verlor Flux die Geduld: „Verschwinde endlich und rede irgendwen anders madig!“
    Sein Bruder legte ihm die Hand auf die Schulter, damit er sich wieder beruhigte, es war nie ratsam, ein Naturwesen zu verärgern, denn man konnte nie wissen, über welch verborgene Kräfte sie verfügten.
    „ Orion gehört zu unserer Gruppe“, versuchte Leon es wie stets im Guten, „wir können ihm vertrauen, er ist unser Freund.“
    Vor lauter Rührung hatte der Greif die Ohren angelegt, während der Fremde die Mundwinkel verzog, als wäre ihm plötzlich übel.
    „ Na schön“, krächzte er noch, „ihr werdet ja sehen, ob euer Vertrauen auch begründet ist. Wenn nicht, wird es für diese Einsicht zu spät sein.“ Nun grinste er wieder tückisch, „Und vorerst seid ihr in guter Gesellschaft. Willkommen in meinem Moor, seid achtsam, hier lauert so manches Monster im Verborgenen.“
    Über die entsetzten Gesichter der Besucher freute er sich noch ganz offensichtlich, bevor er von einer Sekunde auf die andere verschwand, ganz so, als hätte er sich unsichtbar gemacht.
    „ Wenn der noch einmal auftaucht und dumme Sprüche klopft, darfst du ihn gerne fressen“, waren sich Flux und Calep einig, Orion senkte den Kopf, es würde ihm eine Ehre sein.
    Auch ohne den Fremdling war das Moor schon unheimlich genug und durch den Nebel war ein sicherer Weg hindurch gar nicht leicht zu finden. Sie kamen nur langsam voran, Orion wäre mehrfach beinahe in eine schlammige Untiefe getreten. Schon steckte er wieder mit dem linken Hinterbein im Morast, Leon half ihm eilig, da heraus zu kommen. Dankbar senkte der Greif den Kopf und stapfte weiter. Die Erlen mit ihren fingerartig gewachsenen Ästen wurden langsam von zahlreichen Papyrusstauden abgelöst. Der Stiel dieser eigentümlichen Pflanzen erhob sich mitunter mehr als drei Meter hoch über dem Boden. Ihr Schopf bestand aus langen grasähnlichen Blättern.
    Zu dem unwegsamen Gelände kam auch noch erschwerend ein abartiger Gestank hinzu, der immer stärker zu werden schien.
    „ Morgana hin, Morgana her“, begann Calep alsbald zu schimpfen, „hier in diesem Moor werden wir sicherlich nichts Interessantes finden! Kannst du uns nicht hinausfliegen?“
    Orion musste kurz überlegen, dann nickte er, wenn er mehrmals flog, war dies wohl möglich.
    „ Wunderbar!“, Calep war schon drauf und dran, wieder auf Orions Rücken zu steigen, als lautes Gepolter erklang, wie nahendes Hufgetrampel. Von Leon kam es nicht, der war stehen geblieben. Das Getöse schwoll weiter an, dann durchbrach mit einem mal ein tiefschwarzes Pferd ein Papyrusdickicht zu ihrer Linken. Es verharrte auf dem Weg vor ihnen und schnaubte, wobei glühende Funken aus seinen Nüstern sprühten. Noch unheimlicher als der Gaul war jedoch sein Reiter. Der Mann war dunkel gekleidet, mit wehendem Umhang und hochgeschlagenen Kragen. Sein Kopf befand sich nicht an der üblichen Stelle, sondern er trug ihn in der erhobenen rechten Hand an den langen Haaren wie eine Laterne. Das runzlige Gesicht mit dem Bart wirkte besonders abschreckend durch seine kleinen, schwarzen Augen und der ganze abgetrennte Kopf leuchtete in einem unnatürlichen Giftgrün. Ein grässliches Grinsen entstellte das Gesicht des Geistes noch mehr.
    „ Man nennt es Dullahan und es gilt als ein Vorbote des Todes“, hauchte Orion und spreizte drohend die Flügel. Den Schnabel öffnete er warnend, da wurde das Lächeln des Gespenstes noch breiter. Es bestand kein Zweifel daran, es war hier, um den Namen eines Todgeweihten zu verkünden. Das Geisterross schnaubte verstimmt und schielte zu der Gerte seines Reiters, die einem menschlichen Rückgrat glich.
    Die Aura des Geistes war kalt und ließ sie die Luft anhalten, der Dullahan warf seinen Kopf empor, fing ihn wieder auf und verkündete mit Freude den Namen des nächsten Sterbenden, doch dabei

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