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Aurum & Argentum (German Edition)

Aurum & Argentum (German Edition)

Titel: Aurum & Argentum (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia V. Burmeister
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grasgrüne Haut, die an manchen Stellen auch etwas dunkler und ledrig war. Es ließ die Zunge aus dem Mund hängen und kniff die ohnehin schon kleinen Schweinsäuglein zusammen. Calep war genauso wenig angetan wie Flux und Reinecke.
    „ Ein grüner Kobold“, angewidert verzog der Hobgoblin das Gesicht, „wie seid ihr denn zu dem gekommen?“
    Reinecke erzählte ihm sofort bereitwillig die ganze Geschichte und in seiner Version war er natürlich der große Held. Flux fand das gar nicht witzig, während sich Leon nicht im Geringsten darum scherte: er hatte andere Sorgen. Vergeblich versuchte er, sich mit guten Worten vor dem anhänglichen Minimonster zu trennen.
    „ Wenn Zuckerbrot nichts nutzt, muss eben die Peitsche her“, gab Calep eine alte Lebensweisheit zum Besten. Doch das kam für Leon gar nicht in Frage. Grüner Kobold hin, grüner Kobold her, es handelte sich um ein Kind und das würde er im Traum nicht schlagen. Er trug es mit Fassung, dass ihm das kleine Ungeheuer unangenehmer Weise seine spitzen Fingernägel in die Haut bohrte. Die halbe grüne Portion hatte eine Gänsehaut und zitterte wie Espenlaub und Leon versuchte sein Möglichstes, um das Nervenbündel zu beruhigen.
    Derweil war Flux hin und her gerissen zwischen Abscheu und Neugier. In der Schule hatte die Lehrerin den Kindern von Elfenheim Zeichnungen von ausgewachsenen grünen Kobolden präsentiert und sie darüber belehrt, dass diese Wesen fast genauso bösartig wie Dämonen waren. Sie lebten in Gruppen, waren schmutzig und sich für keine Schandtat zu fein. Kobolde schlugen sich immer auf die Seite des vermeintlich Stärkeren und somit meist auf die des Bösen, wie dem Drachenfürsten aus alter Zeit, dem ungnädigen Zauberer und auch anderen dunklen Herrschern und Heerführern, die im Laufe der Geschichte vergeblich versucht hatten, den höchsten Thron von >Aurum & Argentum< zu besteigen.
    „ Kaum bin ich weg, passiert so was“, Calep machte keinen Hehl daraus, dass er Leon nun wirklich nicht beneidete. Flux kratzte sich hinter dem rechten Ohr, irgendwie mussten sie das Ding doch wieder loswerden können. Eine Schönheit war der Winzling mit seinem aus dem Unterkiefer vorstehendem Eckzahnpaar nun wirklich nicht: „Vielleicht kauft ihn uns ein Wanderzirkus ab.“
    Leon sah sein Brüderchen strafend an, denn das war wirklich nicht nett, doch Calep war bereits auf die „Kutsche“ aufgesprungen: „Er hat völlig Recht, so einen grünen Kobold kriegt man nicht alle Tage zu sehen und die meisten von ihnen sterben lieber, als sich einsperren zu lassen. Ich weiß das, denn ich bin ein paar Tage mit so einem Zirkus mitgereist. Sie hatten dort eine Harpyie und eine Sirene. Außerdem eine kleinwüchsige Hydra und eine zweiköpfige Bulldogge.“
    Leon schnaubte, nun reichte es ihm aber! „Seid doch nicht so gemein!“, beschwerte er sich. „Er kann auch nichts dafür, als was er geboren wurde.“
    Etwas betreten schwiegen nun die Jungs.
     
    „ Wie geht es dir?“, Reinecke hatte sich längst abgewandt und war zur Höhle geeilt. Sein großes Vorbild hatte sich inzwischen wieder auf den Bauch gelegt. Der alte Dämonenjäger war erschöpft, aber ansonsten nicht weiter mitgenommen von der Hundeattacke.
    „ Ich brauche nur ein wenig Schlaf“, der Mantichora klang sehr müde, „morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus.“ Aus dem Augenwinkel heraus beobachtete er Leon, der sich ganz in der Nähe niederließ. Dieser schien ein wenig verstimmt zu sein, doch das ließ er nicht an seinem Findelkind aus. Nach langem Bitten und Betteln ließ es ihn schließlich doch noch los.
    „ Glück gehabt“, quakte Calep, der sich unterdessen dazu gesellt hatte, „du musst also doch nicht bis in alle Ewigkeit mit einem grünen Furunkel herumlaufen.“
    Leon fand das ganz und gar nicht komisch, wohingegen Flux die Augen verdrehte und sich die Nase zuhielt.
    „ Vom Gestank her würde es aber passen.“ Das grüne Scheusal roch nicht gerade nach Veilchen, sondern viel mehr nach kaltem Angstschweiß, Blut und Moder. In der Enge der Höhle breitete sich dieses unangenehme Aroma schneller aus, als allen lieb war. Den Kobold selbst schien das nicht zu stören, er begann an seinen schmutzigen Fußnägeln herumzukauen und seine Ohrspitzen zuckten.
    „ So dreckig hätten mich meine Eltern nie rumlaufen lassen“, Calep schüttelte unwillig mit dem Kopf, „aber es ist wohl kein Wunder. Grüne Kobolde sind so: verkommen, blutgierig und morallos. Sie sind

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