Aurum und Argentum (2) - Die magischen Avatare (German Edition)
und von der anderen Seite her kam ein freundliches Händeklatschen. „Weise Worte“, fand ein alter Zauberer mit gepflegtem Bart, „klug gesprochen. Es gibt viele Fassetten und man kann nicht ein ganzes Volk in einen Topf werfen.“
„Der alte Spinner“, brummelten die beiden Gelehrten und trollten sich, „hat nicht mehr alle Tassen im Schrank.“ Orion trat derweil an den Stand des betagten Herrn heran und Leon beschlich das komische Gefühl, ihn schon gesehen zu haben. Freundlich lächelte der Zauberer ihm zu, er trug einen spitzen Hut mit einer Phönixfeder daran, einen Umhang und ein dunkelblaues Gewand.
„Kann ich etwas für euch tun?“, fragte er freundlich. „Benötigt ihr einen kleinen Zauber? Vielleicht einen Talisman? Einen Weisheitstrank muss ich Ihnen ja nicht anbieten, mein Herr.“
Geschmeichelt winkte Orion ab. „Verstehen Sie sich auf Verwandlungszauber?“, fragte Leon vorsichtig.
Der Mann lächelte. „Kommt ganz darauf an, mein Junge.“ Nun räusperte sich der Greif und fuhr fort, er erklärte, dass sie auf der Suche nach jemandem waren, der seinem Begleiter seine wahre Gestalt zurückgeben konnte. „Interessant“, fand dies der Herr und betrachtete Leon von oben nach unten, in der Zwischenzeit nahten die anderen und Kleopatra erklärte sich kleinlaut schuldig für das Geschehene. „So, so“, brummte der Verkäufer, „ich denke, den Zauber einer so jungen Fee werde ich aufheben können. Tritt näher, mein Junge.“ Also stieg Leon ab und stand sehr bald auf wackligen Beinen vor ihm.
„Bist du dir ganz sicher?“, hakte Akiko noch einmal nach und zu ihrem Bedauern nickte Leon.
„Dann bitte ich um Ruhe, ich muss mich konzentrieren“, sprach der Zauberer, „es soll ja kein Unglück geschehen.“ Leon schoss die Augen, der Mann murmelte Formeln und schwang den Zauberstab. Er konnte spüren, wie die Veränderung an seinem Körper vor sich ging und endlich kehrte das Gefühl des Gleichgewichts zurück. Sofort öffnete Leon die Augen, an ihm war wieder alles dran, samt den großen Lauschern und dem langen Pferdeschweif. Flux atmete erleichtert auf, endlich war sein Bruder wieder fröhlich, das sah er. Der Zauberer starrte ihn derweil mit weit aufgerissenen Augen an.
„Oh weh, das gibt noch Ärger“, prophezeite Akiko, „warum hat dieser Idiot es nicht gelassen, wie es war?“
„Nein, wie erstaunlich!“, fuhr ihr der Alte dazwischen und lief einmal um Leon herum, was diesen sehr verwirrte. „Dies braune Fell und die grünen Augen! Das kann doch nicht? Das wird doch nicht? Leon?“ Nun zeigte sich selbst Orion höchst erstaunt.
„Bei den Göttern!“, stieß der Zauberer hervor. „Du bist es wirklich!“
Der Kentaur schluckte trocken, „Kennen wir uns vielleicht?“ Er war schon auf alles gefasst, auch darauf, mit Stockschlägen vertrieben zu werden.
„In der Tat“, kam es zurück, „aber das ist schon lange her. Trotzdem erinnere ich mich, als wäre es gestern gewesen. Du bist recht stattlich geworden, denn als ich dich das erste Mal sah, warst du nur ein kleines verschrecktes Häufchen Unglück.“
Entgeistert starrte Leon ihn an: „Sind Sie der Zauberer …?“
Der Angesprochene nickte. „Ja, nach dem tragischen Vorfall mit dem Drachen versuchte ich dir die Angst vor Flammen zu nehmen, doch mir gelang es nicht gänzlich, dafür saß diese Phobie viel zu tief, um sie komplett zu entfernen, hätte ich deine Persönlichkeit verändern müssen, was unverzeihlich wäre. So etwas tun nur Schwarzmagier. Ich nehme an, die Furcht vor dem Feuer ist noch immer ein Teil von dir.“ Leon starrte ihn weiterhin an und nickte dabei, er war viel zu jung gewesen, um sich an jene Zeit zu erinnern, trotzdem weckte das Gesicht in ihm ein Gefühl der Vertrautheit.
„Wir sind uns auch später begegnet“, murmelte er und der Zauberer nickte.
„Sehr richtig, mein Junge. Ich zog in der Welt herum und kam mehrmals an dem Kinderheim vorbei, in dem du untergebracht warst. Leider hast du dich vor mir gefürchtet und ich habe dich daher meist nur von weitem beobachtet.“ Nun entsann sich Leon daran, dieser Zauberer hatte damals die Kinderheimleiterin vor der Windhose gewarnt, die später das Zuhause der Waisen zerstörte. „Ich habe mehrfach deine Tante Brunhilde besucht und ihr von dir erzählt. Sie ist die Schwester deiner Mutter Leonora, beide Töchter von Bruno und Leonie. Dein Vater war Aron.“ Leon nickte, das wusste er inzwischen, nur dass seine Großmuter
Weitere Kostenlose Bücher