Aurum und Argentum (2) - Die magischen Avatare (German Edition)

und zollte ihm seine Hochachtung, im selben Moment flog ein Stein und traf den Kentaur am Hinterbein. Irgendwer forderte ihn unmissverständlich dazu auf, die Fliege zu machen. Akiko blieb bei ihrer Meinung, dass er ein Idiot war.
    „Nimm’ es den Unwissenden nicht krumm. Es muss immer Sündenböcke geben. Kentauren, Dämonen und Ziegenelben eigenen sich leider hervorragend für diese Rolle“, seufzte der Alte. Erneut flog ein Stein und die Unmutsbekundungen wurden lauter. „Bedauerlicherweise kommt noch hinzu, dass gestern offenbar eine Horde von Kentauren durch den Bauernmarkt marschiert ist und einige Lebensmittel mitgenommen hat. Wäre ich schon hier gewesen, hätte ich ihnen eine Strafpredigt gehalten, doch ich bin erst heute früh angelangt.“
    „Das müssen die Rohlinge sein, die in der Savanne lagerten“, grollte Akiko, „meine Mutter erzählte, auf dem Rückweg von der Chimären-Eleminierung wären sie dort vorbeigegangen um sie aufzumischen, doch das Lager war bereits verlassen. Wäre der Terminplan der Frauen nicht so randvoll gewesen, hätten sie sich schon früher um diese Unholde gekümmert.“ Orion funkelte sie an und gebot ihr ruhig zu sein, schließlich waren auch Brunhilde und Leons Cousine Camilla Teil der besagten Herde.
    „Die Katze lässt das Mausen nicht“, kam es nun ausgerechnet von Leon selbst, er nahm den Vorratsbeutel und förderte kiloweise Obst, Schinken, Brot, Kartoffeln und Salami hervor, mit der Bitte, es den Geschädigten auszuhändigen. Der Zauberer versprach es und wünschte ihm alles Gute, denn auch wenn die beiden sich gerne noch länger unterhalten hätten, war dies nun nicht mehr möglich. Das Geschrei wurde noch lauter und die Geschosse größer. „Verschwinden wir lieber“, fand Leon, verabschiedete sich und galoppierte mit Kleopatra und Flux auf dem Rücken davon.
    Ein paar erzürnte Einwohner mit Forken versperrten ihm den Weg, mit einem Satz sprang er über sie hinweg, kurz darauf hechtete er noch über einen Marktstand und während der alte Zauberer klatschte und ihm nachwinkte, beschwerten sich die anderen Personen lautstark.
    „Wir sehen uns sicher wieder“, rief der Alte, während sich Orion in die Lüfte erhob, zusammen mit Akiko und deren Teppich.
    „Was für ein Abgang“, grollte sie, „das wird sicher noch ‚lustig’, mit dem unterwegs zu sein.“

    Einige Bewohner und Marktschreier folgten ihnen noch ein Stück, aber nur so lange, bis Leon mit einem Sprung an einer schmalen Stelle über den Fluss hinübersetzte. Sie verhaarten am anderen Ufer, rieten ihm aber noch, ja nicht zurückzukommen. Anstatt sich zu ärgern, feixte Flux, den nächsten Hürdenlauf im Heimatdorf würden sie ganz sicher gewinnen. „Was für eine Aktion“, ächzte Kleopatra und Leon dachte an einige Fragen, die offengeblieben waren. Er schwor sich, den Alten wieder aufzusuchen, wenn diese Reise beendet war. Vorerst wies ihnen der Kompass aber noch beharrlich den Weg durch die immer spärlichere Savanne und noch bevor der Abend nahte stellten sie fest, dass sie nun in einer Wüste gelandet waren. Die Vegetation wurde karg, der Boden staubig und von Schutt bedeckt. Ein Nebenarm des überquerten Flusses schlängelte sich durch den trockenen Boden, das Wasser war undurchsichtig und die Tiefe nicht auszumachen.
    „Gut, dass wir den Wasserschlauch dabei haben“, brummte Orion, der keinerlei Bedarf hatte, von diesem Strom zu trinken.
    „Klares Wasser hätten wir auch so bald genug“, stellte Akiko nur kurze Zeit später fest, alle hoben die Köpfe und von der Seite nahte eine dunkle Wolkenfront. „Ich habe nichts damit zu schaffen!“, wehrte die Amazone ab, als alle sie anstarrten. „Es bringt Unglück, die Natur zu verändern! Ich bin viel zu gewissenhaft, um mit dem Wetter zu spielen, es ist schon riskant genug, die Elemente zu beschwören, um einen Dämon unschädlich zu machen.“
    „Und nun?“, fragte Flux, als die ersten kalten Windböen über das Land fegten, der Greif wusste natürlich, dass Unwetter in der Wüste besonders heftig waren, dafür aber selten. Doch dieses Wissen half ihnen auch nicht weiter, einen Unterstand zu finden. Weit und breit nur Einöde, keine Felsen oder gar Höhlen.
    „Und das Zelt?“, fiel es Kleopatra ein. „Es ist magisch, vielleicht schützt es uns.“ Da niemand sonst eine Idee hatte, wurde diese gleich ausprobiert. Natürlich durften die Mädchen zuerst die trockene Stube betreten, dann folgten Flux und Orion, Leon trat als