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Aurum und Argentum (2) - Die magischen Avatare (German Edition)

Aurum und Argentum (2) - Die magischen Avatare (German Edition)

Titel: Aurum und Argentum (2) - Die magischen Avatare (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia V. Burmeister
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Wimpern, der Jungdrache prustete und Orion wälzte in seinem Gedächtnis wie in einem Lexikon.
    „Aber natürlich! Man nennt es Kartazon.“
    „Und weiter?“, fragte Akiko. „Ist das alles?“
    Orion verzog ein wenig das Gesicht, „Nun, man sagt es wäre außerordentlich kräftig und gelegentlich auch recht wild.“
    „Wie Angst einflößend“, Akiko tat so, als würde sie schlottern. Sofort hob das Einhorn den Kopf und kam direkt auf sie zumarschiert, keine Handbreit entfernt stoppte es und da es recht groß war, schnaubte es der Amazone mitten ins Gesicht. „Was soll das, du hässliche Promenadenmischung?“ Tonlos holte das Tier aus und trat ihr mit dem rechten Vorderfuß gegen das Schienbein, sodann reckte es sein Haupt und stolzierte ebenso leichtfüßig wie schnell aus ihrer Reichweite. „Mistvieh!“, Akiko biss die Zähne aufeinander und Drac’o mahnte mit vollem Mund:
    „Eine Amazone kennt keinen Schmerz.“
    „Wenn ich dieses Biest noch einmal erwische, ziehe ich ihm das Fell über die Ohren!“
    „Das darfst du nicht“, protestierte Kleopatra prompt, „es bringt großes Unglück einem Einhorn Schaden zuzufügen, auch wenn es nur so ein seltsames Katertier ist.“
    „Kartazon“, verbesserte Orion. Aus der Ferne erklang ein warnender tiefer Laut, als Lebewohl.
    „Angeberin“, knurrte Akiko und ließ sich auf einem Stein zwischen hohen Binsen nieder. Verächtlich schielte sie zu Kratzefuß, die auf allen Vieren herumschlich und den Boden beschnupperte. Bald schon hatte sie zwei interessante „Wurzeln“ gefunden, die aus dem Boden ragten. Nach eingehender Begutachtung packte sie eine davon und zog kräftig daran. Mit lautem Zischen tauchte blitzartig ein Schlangenkopf aus dem Erdreich auf. Sofort zuckte die Harpyie zurück und entkam dabei den spitzen Giftzähnen nur um Haaresbreite. Schon wand sich auch der Rest des Reptils aus dem Untergrund und es wollte einen erneuten Angriff wagen, als es eine gehörige Ohrfeige bekam. Nun zischte Kratzefuß selbst wie eine Kobra und machte eine Art Katzenbuckel. Die Schlange mit den nach hinten gebogenen Hörnern zog den Kopf zurück, wiegte ihn von einer Seite zur anderen, öffnete dann abermals das Maul und spürte im selben Augenblick eine große Pranke, die sie im Genick packte.
    „Meine Mutter hätte so ein Tierchen zum Frühstück gefressen“, entsann sich Orion, blickte dem Jäger einmal kurz in die Augen und schleuderte ihn dann zur Seite. Zischend ringelte sich das Reptil noch einen Augenblick, dann grub es sich auch schon wieder im lockeren Boden ein. „Raffinierte Jagdstrategie, nicht wahr? Die Beutetiere halten die Hörner für Nahrung und die Cerastes selbst bekommt ein Mittagessen. Diese Schlangen sind derart beweglich, dass man früher glaubte, sie besäßen überhaupt kein Rückgrat.“
    „Wirklich hoch interessant, Professor“, platzte die Amazone dazwischen, „aber ich für meinen Teil bin schon wieder abreisebereit.“
    Über ihre Schulter schielte sie kurz zu der Cerastes, von der nunmehr nur noch die Hörner zu sehen waren: „Kurzsichtige Blindschleiche.“ Kratzefuß knurrte leise, die restlichen Pilger waren damit beschäftigt, die Siesta zu beenden.
    „Nicht so lahm, das ist doch keine Kaffeefahrt für alte Leute! Wenn Morgana das so sähe …“
    „Wäre sie sicher voller Stolz darauf, wie weit wir schon gekommen sind“, riss zur Abwechslung Orion das Wort an sich, „wenn alle bereit sind?“
    „Sind wir“, entschied Kleopatra, „edles Ross: Trage mich dorthin, wo die Wiesen grünen, die Bäume blühen und die Einhörner grasen!“ Jenen Ort aus Kleopatras Fantasie erreichten sie an diesem Tage allerdings nicht mehr, im Verlaufe des Nachmittags dafür jedoch eine Allee aus mannshohen Sockeln, auf denen steinerne Sphinxen thronten.
    Zwischen den Figuren stromerte das Kartazon, wühlte hier und da im Boden, erkannte dann die Besucher und stolzierte nun in die Richtung einer großen Pyramide davon. „Weise von dir, keine neue Konfrontation zu riskieren“, brummte Akiko und schielte zu den Marmorskulpturen, „hier werden wir sicherlich nicht den Dämon finden, den ich besiegen muss. Also sollten wir weitermarschieren.“ Doch sie prallte auf taube Ohren, denn Orion musste jedes einzelne Kunstwerk studieren. Die Sammlung war offenbar aus allerlei Epochen zusammengestellt. Sie hatten den typischen Löwenkörper und dazu einen Menschenkopf, einige schmückte zusätzlich ein Flügelpaar.
    „Faszinierend“, Orion

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