Aurum und Argentum (2) - Die magischen Avatare (German Edition)
heimsuchten.“
„Für einen gezähmten Löwenvogel bist du wirklich sehr gescheit“, lobte der Satyr, „und das war auch nicht der Grund. Die Wahrheit ist, dass die finstere Schar zu uns kam, um uns zu rekrutieren. Sie faselten irgendetwas von einer schönen neuen Zukunft, in der jeder tun und lassen könne, was er wollte, in der sich alle unterdrückten Völker erhoben, unter der Leitung eines neuen Herrschers, der aus >Aurum & Argentum< wieder das machen würde, was es einmal war: Das ruhmreiche wie gefürchtete Goldland, die prächtigste und mächtigste aller Welten. Gold ist Macht und sie sprachen, dass Morgana in ihrer Torheit jenes Edelmetall in ihrem einzigen großen Staatsakt in den Tiefen des Salzsees versenkte ... Mit Geld wollten sie uns locken. Doch wir lieben unsere Freiheit über alles und sind für keine Armee der Welt zu haben, egal unter welcher Führung. Das sagten wir auch den Dämonen und ihr wisst bereits, wie die Strafe ausfiel.“
„Keine Wirkung ohne Ursache“, brummte Orion.
„So war das also“, Calep war halb erleichtert, halb wütend, nun aber nicht länger auf seine entfernten Verwandten, sondern die Dämonen.
„Und was ist mit den Kentauren?“, fragte Leon leise.
„Sie weigerten sich ebenso“, antwortete der Boss, „ich hatte Glück und bin mit dem Leben davon gekommen, ihr ruhmreicher Anführer hingegen fiel gleich als erster. Die Überlebenden kamen mit uns, doch nach dem Raubzug bei den Wichteln, zogen sie weiter. Sie suchen nach einer neuen Heimat, geführt werden sie dabei von der Gattin des verblichenen Anführers. Sie hat große Ähnlichkeit mit dir, Junge. Auch ihr Fell ist braun, ihre buschigen Fesseln sind weiß und wenn ich mich recht entsinne, sind sogar ihre Augen so grün wie deine.“
Erschrocken fuhr Leon zusammen, sein Bruder starrte ihn an, „Ist es denn die Möglichkeit? Könnte es denn sein …?“ Leon wusste nichts über den Verbleib seiner leiblichen Eltern, es lag also im Bereich des Möglichen. „Vielleicht ist sie deine Mutter!“
„Wir sollten sie auf jeden Fall aufsuchen und befragen“, entschied Orion, schon wollten alle aufspringen.
„Ihr noch nicht gehen! Ihr doch nicht wollt sein unhöflich.“ Das kam ihnen natürlich nicht in den Sinn, außerdem gab es noch etwas Versöhnliches zu berichten.
„Auch wenn wir grob und verwünschenswert erscheinen, so haben wir doch ein Herz“, brüstete sich der Faun, „wir vergessen nicht, wer unsere Freunde sind, auch wenn uns der Alkohol manchmal den Verstand raubt. Erst gestern haben wir einen Boten geschickt, er bringt die gestohlenen Diamanten zu den Bes zurück.“
„Glasklar“, zischte Kleopatra, „sie sind die Steinchen einfach nicht losgeworden! Kein vernünftiges Wesen würde sie ihnen abkaufen, stattdessen würde man diese Wilden vom Fleck weg verhaften und in den Kerker werfen.“
Wieder brach der Oberbonze in schallendes Gelächter aus. „Diese Fee gefällt mir! Sie ist genauso frech wie meine Tochter!“
„Unerhört“, kam es da von einer Silenin, die gerade Trinkhörner heranbrachte. „Wehe, du vergleichst mich noch einmal mit einer hochnäsigen Fee!“ Pikiert rümpfte sie die Nase.
„Was heißt hier hochnäsig?“, keifte Kleopatra.
„Zickenterror“, grinste Calep und schon war die Hölle los, alle schimpften und zankten sich, nur wenige waren außen vor.
„So unterschiedlich sind wir irgendwie alle nicht“, murmelte Leon halblaut.
„Recht hast du, für ein Wortgefecht finden alle stets Gelegenheit“, stimmte Orion zu, sogleich wurden sie zum Ziel wilder Flüche.
„Darauf müssen wir anstoßen!“, grölte der Satyr. „Ihr seid ja noch alle minderjährig, aber was ist mit dir, Greif?“ Natürlich lehnte Orion zunächst dankend ab, gezwungenermaßen musste er aber dann doch den Met wenigstens probieren.
„Nein, ist das peinlich!“, Kleopatra versank fast im Boden. Die Ziegenelben führten eine wilde Polonaise auf und Orion erhob sich auf die Hinterbeine, um mitzutanzen.
„Der Honigwein ist ihm zu Kopf gestiegen“, seufzte auch Flux, nun riss der Greif auch noch die Vorderbeine in die Höhe und ließ die Hüften kreisen, in diesem beschwipsten Zustand konnte man ihn natürlich nicht lassen. Dank eines Schlückchens von Morganas Stärkungstank kam er schnell wieder zu sich.
„Nein, wie unangenehm“, jammerte er.
„Unsinn“, kam es von dem Faun, „im Wein steckt Wahrheit. Daher sind wir eigentlich auch gar nicht so übel, wer betrunken ist,
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