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Aus Dem Dunkel

Aus Dem Dunkel

Titel: Aus Dem Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
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zu finden, sich aus Gabes Leben zurückzuziehen.
    »Es wird natürlich eine intensive begleitende Therapie geben«, fügte Shafer hinzu. »Dr. Terrien von der Psychiatrie wird von jetzt an die Behandlung Ihres Mannes übernehmen. Er hat ihn sich bereits einmal angesehen«, ergänzte er und nickte Gabe zu. »Ihr Mann kann zu ihm in die Oceana Clinic fahren, die, glaube ich, näher an Ihrem Haus ist. Seinen ersten Termin hat er … «, Shafer warf einen Blick auf das Klemmbrett am Fuß von Gabes Bett, »… am Mittwoch um vierzehn Uhr.«
    Helen sah Gabe an, weil sie sicher war, dass er sich einer Therapie widersetzen würde. In der Vergangenheit hatte er psychologische Tests immer gemieden wie die Pest.
    Gabe betrachtete sie aufmerksam. »Wärst du damit einverstanden?«, erkundigte er sich.
    Sie wusste nicht, was sie damit zu tun haben sollte. »Sicher«, erwiderte sie und zuckte mit den Schultern.
    »Sie werden ihn in die Klinik fahren müssen«, erklärte Dr. Shafer. »Zusätzlich zu den Posttraumatischen Belastungsstörungen leidet er unter einem Erschöpfungssyndrom – eine Folge von permanentem Schlafentzug. Und unter dem Einfluss der Medikamente, die er bekommt, um tagsüber wach zu bleiben, sollte er nicht Auto fahren. Was die Erinnerung angeht, wird diese wahrscheinlich bruchstückhaft zurückkommen, man nennt das Flashbacks. Sie können durch irgendeine Äußerlichkeit ausgelöst werden oder in seinen Träumen auftauchen. Nachts wird er wahrscheinlich Probleme haben, zu schlafen, deswegen hab ich ihm auch Schlaftabletten verschrieben.«
    Helen stellte sich vor, wie Gabe nachts durchs Haus streifte, und sie erschauderte.
    »Dr. Terrien wird Ihnen übermorgen noch weitere Ratschläge dazu geben können«, fügte der Arzt hinzu.
    Sie holte tief Luft. »Okay«, sagte sie und rieb sich die Stirn. »Es tut mir leid, um welche Uhrzeit war der Termin?«
    »Vierzehnhundert.«
    Um zwei. Sie würde früh von der Arbeit nach Hause kommen müssen, um Gabe am Mittwoch zu seinem Termin fahren zu können.
    Dr. Shafer war im Begriff, das Zimmer zu verlassen. »Es hat mich sehr gefreut, Sie und Ihre Tochter kennenzulernen, Mrs Renault. Ich lasse Sie jetzt allein, wir sehen uns morgen, wenn Sie kommen, um ihn abzuholen … Sagen wir neunhundert? Sie müssten dann noch ein paar Formulare unterschreiben.«
    »Okay«, sagte Helen erneut, obwohl ihr auf schmerzhafte Weise immer mehr bewusst wurde, dass ihr eigenes Leben definitiv vorbei war, genauso, wie sie es befürchtet hatte.
    Mit einem Klicken fiel die Tür hinter dem Arzt ins Schloss, und die drei waren allein.
    Gabe warf Helen einen fragenden Blick zu. Sie wich ihm aus und sah sich stattdessen im Zimmer um.
    »Jemand hat dir Blumen gebracht?«, fragte sie, als sie den großen Strauß Lilien auf dem Tisch entdeckte.
    »Commander Lovitt«, entgegnete Gabe und verzog leicht den Mund. »Er war gerade hier, um mich zu besuchen.«
    »Wie nett von ihm.«
    »Der Master Chief kommt noch heute Abend mit dem Flugzeug. Ich werde bald mit ihm sprechen können.«
    Gut , dachte Helen. Je mehr Unterstützung er von seinem Team bekam, desto besser. Das nahm ihr etwas von der Last, die auf ihren Schultern lag. »Sie hatten dich wohl an den Tropf angeschlossen«, sagte Helen, als sie den leeren Beutel neben dem Bett bemerkte.
    »Ja, ich habe eine Woche lang Zuckerlösung und Antibiotika bekommen. Heute konnte ich mich steigern und habe einen Toast gekriegt.« Wieder warf er ihr sein schiefes Lächeln zu und betrachtete dann fast schüchtern seine Füße.
    Überrascht bemerkte Helen, dass einer seiner Zähne fehlte. Das ruinierte die perfekte Symmetrie seines Lächelns und verlieh ihm stattdessen ein spitzbübisches Aussehen. »Du bist seit einer Woche im Krankenhaus?«, erkundigte sie sich und wiederholte einfach nur die Information, die er ihr gegeben hatte. »Wie kommt es dann, dass man mich erst heute angerufen hat?«
    »Ich war noch in Übersee. Ich hatte Fieber und habe tagelang geschlafen. Sie mussten erst meine zahnmedizinischen Unterlagen miteinander vergleichen, und diese waren offensichtlich falsch einsortiert. Niemand hat mir geglaubt, als ich gesagt habe, wer ich bin.«
    »Wir dachten, du wärst tot«, platzte es aus ihr heraus, bevor sie sich beherrschen konnte.
    Er warf ihr einen verletzten Blick zu – ein weiterer Ausdruck, den sie bei ihm noch nie zuvor gesehen hatte. Und wenn sie ihn genauer betrachtete, bemerkte sie noch andere Veränderungen. Um den Mund herum hatte er

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