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Aus Dem Dunkel

Aus Dem Dunkel

Titel: Aus Dem Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
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hochnehmen?«
    »Nein.« Sebastian schüttelte den Kopf in der typischen Art, wie es nur Latinos konnten.
    »Aber Sie haben einfach Ihren Bericht abgeliefert und sind gleich wieder in den Einsatz geschickt worden.«
    »Ich habe gelogen«, gestand der Master Chief. »Ich habe mich erst nach und nach erinnert, hauptsächlich in meinen Träumen. Eines Tages bin ich dann aufgewacht, und plötzlich war alles wieder da. Ihnen wird es genauso gehen.«
    »Was die drei Jahre angeht, kann ich einfach nicht lügen«, erklärte Gabe und fuhr sich mit den Händen durchs Haar. »Lovitt hätte mich beinahe aus dem Team geworfen.«
    »Falsch«, entgegnete Sebastian. »Der CO möchte Sie genauso schnell zurückhaben wie ich. Er kennt Sie, das ist alles. Er weiß, dass Sie hervorragend auf Herausforderungen reagieren.«
    »Ich muss ein SEAL sein, Sebastian«, krächzte Gabe, während ein Beben seinen Körper durchlief. »Ich muss mein Erinnerungsvermögen zurückbekommen.« Er packte die kalte Metallstange an seinem Bett und rüttelte daran.
    Der Master Chief nickte düster. »Es wird funktionieren, Jaguar. Aber nehmen Sie sich Zeit. Sie brauchen Ruhe«, fügte er noch hinzu. »Gehen Sie wieder ins Bett. Ich kann genauso gut auch hier duschen«, meinte er und wandte sich dem Badezimmer zu.
    »Warum sind Sie nicht zu Hause?«, erkundigte sich Gabe und schob ein nasses Kissen zur Seite.
    Der Master Chief warf ihm einen vielsagenden Blick zu. »Ich muss noch ein paar Papiere unterschreiben, bevor man Sie entlässt«, erklärte er.
    »Untauglichkeitsbescheinigungen«, vermutete Gabe.
    »Die Erlaubnis für eine medizinisch begründete Freistellung«, stellte Sebastian klar. Er ging ins Badezimmer und schloss die Tür hinter sich.
    Fluchend stieg Gabe zurück ins Bett.
    Im Badezimmer stützte sich Sebastian schwer auf das Waschbecken und versuchte, den Schock über Gabes Verfassung loszuwerden. Er starrte in den Spiegel und erinnerte sich an die leichten Entstellungen in Jaguars Gesicht, die von den Folterungen zurückgeblieben waren. Aber das Auffälligste war seine Überreaktion gewesen.
    Gabe war schwer traumatisiert.
    Während Sebastian sich das klatschnasse T-Shirt auszog, erinnerte er sich daran, wie er den Lieutenant das letzte Mal lebend gesehen hatte. Er hatte auf einer Raketenabschussrampe gestanden und zugesehen, wie die Männer vom Echo Platoon an Bord eines UH -60 Black Hawk gegangen waren, um zu dem Flugzeugträger im Pazifik zu fliegen. Während Jaguar in den Hubschrauber gestiegen war, gefolgt von Miller, dem befehlshabenden Offizier, hatte Sebastian eine seltsame Vorahnung gehabt. Und als er die Nachricht erhielt, dass der Lieutenant bei der Mission ums Leben gekommen war, war ihm diese Ahnung plötzlich wie eine übersinnliche Offenbarung erschienen.
    Aber Jaguar lebte. Nicht in seinen kühnsten Träumen hätte Sebastian es für möglich gehalten, dass er diesem Inferno, wie es von den Männern beschrieben worden war, hatte entkommen können. Monatelang hatte er um den Lieutenant getrauert. Zum Teufel, er trauerte immer noch um ihn, obwohl Jaguar aus der Dunkelheit zurückgekehrt war – schwer angeschlagen zwar, aber immerhin am Leben.
    Seltsamerweise hatte Sebastian dieses unbehagliche Gefühl, das ihn vor einem Jahr überkommen hatte, wieder eingeholt, und er fröstelte. Dass sein Vertrauter wieder aufgetaucht war, grenzte an ein Wunder – gracias a Dios. Aber es war auch ein Rätsel, ein Rätsel, das einige unangenehme Fragen aufwarf.
    Wenn Jaguar die Explosion überlebt hatte, was war dann mit der Rakete passiert, die sie eigentlich hatten abfangen sollen?
    Und es gab noch weitere Fragen, die beantwortet werden mussten: Warum war Jaguar zurückgeblieben, als die anderen SEAL s das Gebäude verlassen hatten? Wer waren die mysteriösen Schützen, die die SEAL s hinausgetrieben hatten? Der einzige Mann, der etwas dazu hätte sagen können, war Jaguar selbst, dessen Erinnerungen daran in ewiger Dunkelheit versunken waren, um ihn vor dem Entsetzlichen, das er durchlebt hatte, zu schützen.
    Sebastian drehte die Dusche so heiß auf, wie es ging. Wenn er vor einem Jahr auf seine Vorahnung gehört hätte, wäre Jaguar vielleicht der Albtraum seiner Gefangenschaft erspart geblieben. Sein Instinkt riet ihm, wachsam zu bleiben. Die offenen Fragen ließen ihn nicht los und beunruhigten ihn außerordentlich.
    »Mal sehen, ob du raten kannst, welches unser Haus ist«, rief Mallory vom Rücksitz des Jaguars – des Wagens, den

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