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Aus Dem Dunkel

Aus Dem Dunkel

Titel: Aus Dem Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
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die Treppe hinauf und zog sich hastig an. Sein Telefon klingelte, als er sich gerade die Zähne putzte. »Vinny!«, rief er, da er diesen am anderen Ende erwartete.
    »Nein«, sagte eine Frau mit unsicherem Tonfall.
    Sebastians Herzschlag schien für einen Moment auszusetzen. Es war Leila. Madre de Dios, ihr Timing hätte nicht schlimmer sein können. »Leila«, sagte er und versuchte, möglichst ruhig zu klingen. »Es tut mir leid, aber ich kann jetzt nicht reden. Kannst du zu Helen fahren und bei ihr und Mallory bleiben? Die Polizei hat eine Wache bei ihnen postiert, aber ich muss Vinny abziehen, und es wäre mir lieb, wenn jemand bei den beiden bliebe.«
    Leila antwortete, ohne zu zögern. »Ja. Stimmt irgendwas nicht?«
    »Es gibt ein Problem. Ich kann es jetzt nicht erklären. Fahr nur bitte so schnell du kannst zu Helen und Mallory. Ich ruf dich später an«, fügte er noch hinzu, froh darüber, sich die Möglichkeit zu einer Fortsetzung ihres Gesprächs offenzuhalten. Er warf das Telefon aufs Bett, zog eilig seine Stiefel an und schnürte sie in Rekordzeit.
    Sein Handy klingelte, als er seinen Falcon anließ.
    »Ich habe versucht, Sie zu Hause anzurufen, aber es war besetzt«, erklärte Vinny.
    Sebastian gab Gas. Sand wirbelte hinter seinem Wagen auf, so eilig hatte er es, zum hinteren Tor zu kommen. Zum Glück waren die Straßen an diesem bewölkten Morgen relativ leer. Der Himmel sah aus, als könnte er jeden Moment seine Schleusen öffnen. »Ist Rodriguez bei Jaguar?«, stieß er hervor.
    »Ja«, antwortete Vinny. »Was ist los?«
    »Lovitt steckt hinter den verschwundenen Waffenlieferungen.« Er wich einer Mülltonne aus, die auf die Straße gerollt war. »Kontaktieren Sie alle Mitglieder des Trupps. Wir treffen uns in zehn Minuten im Hauptquartier. Leila ist unterwegs zu dir. Sie wird sich um Helen und Mallory kümmern.«
    Trotz der Andeutung, dass sie sich gegen ihren eigenen Commander stellen würden – eine Verletzung des Uniform Code of Military Justice , des »einheitlichen Gesetzes der Militärgerichtsbarkeit« – , bestätigte Vinny den Befehl klar und deutlich. »Jawohl, Master Chief. Ich muss Ihnen noch mitteilen, dass Jaguars Psychiater angerufen hat. Irgendjemand hat Gabes Medikamente ausgetauscht, wodurch er Gedächtnisblocker eingenommen hat. Der Arzt glaubt, es sei Lovitt gewesen. Er meint, der CO befürchte offenbar, Jaguar könnte sich an etwas erinnern, an das er sich nicht erinnern soll.«
    Mehr Beweise brauchte Sebastian nicht mehr. »Verstanden«, sagte er grimmig. »Wir sehen uns in zehn Minuten.«
    Er steckte das Handy ein und konzentrierte sich wieder auf die Straße. Genau in diesem Augenblick begann es zu regnen. Die Tropfen prasselten auf den Wagen, hämmerten gegen die Windschutzscheiben und nahmen ihm die Sicht, bevor die Scheibenwischer ihre Arbeit aufnahmen. Dann donnerte es so stark, dass der Falcon regelrecht zu vibrieren schien.
    Sebastian verfluchte sich dafür, dass er sich dermaßen mit sich selbst beschäftigt hatte und blind dafür gewesen war, dass Lovitt die ganze Zeit über hinter allem gesteckt hatte. Sie waren nur hinter Miller her gewesen, doch der besaß zu wenig Rückgrat, um so ein Unterfangen auf eigene Faust durchzuziehen.
    Hoffentlich wusste Lovitt noch nicht, dass er im Begriff war, aufzufliegen. Vielleicht führte er mit seinem Lieutenant ja nur ein höfliches Gespräch, in dem Jaguar ihm mitteilte, worüber er das FBI informiert hatte. In dem Fall würde Lovitt ihn loben, dass er derart wichtige Erkenntnisse weitergeleitet hatte, und Jaguar würde aus seinem Büro spazieren, sicher und unversehrt.
    Aber die Ereignisse zwei Nächte zuvor wiesen eher darauf hin, dass Lovitt verzweifelt war. Er wusste, dass es bei seinem Schwarzhandel eine potenzielle undichte Stelle gab: Gabriel Renault. Und deshalb befürchtete er, dass sein Lieutenant sich an mehr erinnerte, als er zugab. Beim letzten Mal hatte Lovitt seine Schergen geschickt, um Jaguar auszuschalten. Diesmal würde er die Sache selbst in die Hand nehmen wollen.
    Helen bekam Vinnys hastige Telefonate mit und wusste, dass es Schwierigkeiten gab. Er hatte sämtliche Mitglieder des Ersten Trupps kontaktiert und angewiesen, sich umgehend im Hauptquartier der Spec Ops einzufinden. Wäre das alles gewesen, hätte Helen sich nicht solche Sorgen darüber gemacht, dass auch Gabe dort war. Was ihr Angst machte, war die Nachricht, dass Lovitt in Übersee Waffen gestohlen haben sollte. Man brauchte kein Genie

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