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Aus Dem Dunkel

Aus Dem Dunkel

Titel: Aus Dem Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
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seinen Entführern gelungen war, seinen Widerstand zu brechen?
    Der Anruf hatte Gabe in eine derart schlechte Laune versetzt, dass Mallory ihm den ganzen Vormittag aus dem Weg gegangen war. Schließlich hatte sie ihm dann aber angeboten, ihm zu zeigen, wo Helen arbeitete. Bei dem Gedanken daran, was er seiner Frau am vergangenen Abend angetan hatte, wurde Gabe klar, dass er sich noch einmal bei ihr entschuldigen musste. Er wollte nicht, dass Mallory ihn für einen Feigling hielt, also hatten sie sich auf den Weg gemacht.
    »Wollen wir die machen?«, fragte sie ihn, als sie die nächste Übungsstation erreichten. Alle anderen zuvor hatten die beiden gemeistert. Diese Station bestand aus zwei kleinen hölzernen Plattformen, die schräg und senkrecht ausgerichtet waren, ähnlich wie bei einer Sit-up-Bank für Dehnübungen oder zum Bauchmuskeltraining.
    »Auf keinen Fall«, erwiderte er. »Die Bank ist auf der einen Seite verzogen. Wenn man da Sit-ups macht, ruiniert man sich die Wirbelsäule. Es sei denn, sie haben das inzwischen repariert.« Er joggte darauf zu, um sich die Konstruktion aus der Nähe anzusehen. »Nein, siehst du, sie ist immer noch schief.«
    »Du erinnerst dich daran?«, wunderte sich Mallory.
    »Scheint so.« Er lief neben ihr her weiter. Seine Lungen brannten, obwohl sie erst knapp zwei Kilometer zurückgelegt hatten. Sein Mangel an Durchhaltevermögen erschreckte ihn. Er hatte während seiner Gefangenschaft offenbar Krafttraining betrieben, aber nichts ging über einen guten, anstrengenden Lauf. »Bist du schon müde?«, fragte er Mallory.
    »Nein.«
    Er warf ihr einen Seitenblick zu. Ihre Wangen waren gerötet. Schweißflecken zeichneten sich auf ihrem T-Shirt ab, und sie hatte die Hände zu Fäusten geballt. Sie war sehr wohl müde, aber sie war auch zu ehrgeizig, um es zuzugeben. Verdammt, sie war ihm so ähnlich.
    »Ich bin es aber«, gestand Gabe. »Wollen wir ein Stück gehen?«
    Sie wurde sofort langsamer und streckte eine Hand nach ihm aus, um auch ihn zu bremsen. »Das hättest du doch eher sagen können!« Sie schob sich eine Locke ihres schwarzen Haars aus dem Gesicht und funkelte ihn an. »Bist du sicher, dass du überhaupt trainieren solltest?«, wollte sie wissen.
    »Absolut. Training ist der … «
    »… Schlüssel zu einem langen Leben«, beendete sie den Satz für ihn.
    Sie lächelten einander an, und ein seltsames Gefühl überkam Gabe. Er hatte zu Mallorys Leben gehört, konnte sich jedoch nicht daran erinnern. Helen zufolge hatte er seine Stieftochter sogar die meiste Zeit über ignoriert.
    Wenn er bedachte, wie fanatisch er immer daran gearbeitet hatte, Erfolg zu haben, glaubte er das sogar. Aber es war nicht nur sein Bedürfnis gewesen, immer der Beste zu sein, das ihn davon abgehalten hatte, sich um Mallory zu kümmern, sondern auch die Angst, zu versagen. Was wusste er denn schon darüber, wie man eine Tochter erzog? Seine einzige Vaterfigur war Sergeant O’Mally gewesen, ein Polizist!
    Aber irgendwann während des letzten Jahres musste Gabe begriffen haben, was es bedeutete, Mals Vater zu sein. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er zu dieser Erkenntnis gekommen war oder wie. Er wusste nur, dass er sich nicht mehr davor fürchtete, sie großzuziehen. Zwar würde er sicher kein perfekter Vater sein, aber immer noch gut genug.
    Sein großes Glück bestand darin, dass Mal bereit war, ihm eine zweite Chance zu geben. Er mochte ihren Elan, ihren Sinn für Humor. Am liebsten hätte er jeden Tag mit ihr verbracht.
    »Sag mal, Mal«, begann er, als der Pfad eine Kurve machte. Er wollte sie fragen, wie es früher zwischen ihnen gewesen war.
    Fragend blickte sie ihn an.
    Doch Gabe blieben die Worte im Hals stecken. Er wollte ihr gegenwärtiges gutes Verhältnis nicht gefährden, indem er in der Vergangenheit herumwühlte. »Äh … « Schnell überlegte er sich etwas anderes, das er sie fragen konnte. »Welchen Job macht Mom eigentlich genau?«
    »Sie ist die Fitness-Koordinatorin«, erwiderte Mallory stolz.
    »Okay, und was bedeutet das genau?«
    »Sie hat ihr eigenes Büro und muss nicht nur schwitzen.«
    Mals Antwort verwirrte ihn nur noch mehr. »Was meinst du mit ›nur schwitzen‹?«, hakte er nach.
    Sie runzelte kurz die Stirn. »Die Frau eines Offiziers sollte sich ihren Lebensunterhalt nicht im Schweiße ihres Angesichts verdienen müssen«, fügte Mallory hinzu, und es klang sehr nach einem Satz, den sie irgendwo aufgeschnappt hatte. »Aber Mom braucht nicht nur zu

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