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Aus Dem Dunkel

Aus Dem Dunkel

Titel: Aus Dem Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
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Gabe hob den Kopf. Er bekam schlagartig wieder einen klaren Kopf, als ihm bewusst wurde, wo sie waren. Mit einem Ausdruck des Bedauerns in den Augen zog er sich auf den Beifahrersitz zurück.
    Helen kämpfte damit, ihre Enttäuschung in den Griff zu bekommen. Das war ein ganz mieser Trick , dachte sie und strich ihr zerknittertes Oberteil glatt.
    »Ich muss gehen«, sagte er mit einem Blick auf die Digitaluhr im Armaturenbrett. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, stieß er die Beifahrertür auf und war verschwunden.
    Sie saß da, immer noch ganz benommen von seinen Berührungen. Mistkerl , dachte sie und ließ noch einmal jeden Moment des Kusses Revue passieren. In weniger als zehn Sekunden war es dem Mann gelungen, sie vor Verlangen verrückt zu machen. Sie hatte gewusst, dass er eine Gefahr für ihr inneres Gleichgewicht darstellte, aber wie gefährlich er tatsächlich war, hatte sie nicht annähernd geahnt.
    Ein Jahr sexueller Enthaltsamkeit war da auch nicht gerade hilfreich. Ihre Nervenenden schienen förmlich nach einer Fortführung dieses Kusses zu schreien, so gespannt waren sie. Gott möge ihr helfen, aber sie wusste nun mal, was Gabe ihr geben konnte, und sie wollte es haben. Das war nicht gut. Wenn er sie erst auf diese Weise wieder im Griff hatte, würde es doppelt so schwer sein, diese Ehe hinter sich zu lassen.
    Sie brauchte Hilfe. Rasch kramte sie ihr Handy aus der Handtasche und rief mit zittrigen Fingern ihre beste Freundin an. Leila würde ihr den Kopf wieder gerade rücken und sie an all die Gründe erinnern, warum sie Gabe in ihrem Leben absolut nicht mehr gebrauchen konnte.
    Helen hatte Glück, denn Leila, die ein Tanzstudio besaß, gab gerade keinen Unterricht und konnte mit ihr sprechen.
    »Er hat mich geküsst«, sagte Helen anstelle einer Begrüßung.
    Aus diesem einen Satz hörte Leila alles heraus, was Helen ihr sagen wollte. »Er hat dich nur geküsst, sonst nichts?«, hakte sie nach.
    »Wir waren im Auto vor der Praxis seines Arztes, aber wären wir irgendwo anders gewesen, wäre es nicht bei dem Kuss geblieben. Er hat immer noch dieses besondere Etwas«, fügte sie hinzu, und in ihrer Stimme schwang all ihre Sehnsucht mit.
    Leila seufzte, denn sie verstand vollkommen, was das bedeutete. Obwohl sie, soweit Helen wusste, mit keinem Mann mehr intim gewesen war, seit ihr eigener sie vor einigen Jahren verlassen hatte. »Dann liegt die Lösung offensichtlich darin, niemals mit ihm allein zu sein, wo er einen Schritt weitergehen kann. Der Wagen ist so ein Ort.«
    »Er hat mich dazu gebracht, ernsthaft über den nächsten Schritt nachzudenken«, gestand Helen.
    »Tu es nicht«, warnte Leila. »In dem Augenblick, in dem du mit ihm schläfst, willst du auch wieder zu ihm zurück. Du weißt, dass ich recht habe.«
    »Absolut. Aber er hat auf dem Weg hierher so süße Sachen über Mallory gesagt.«
    »Seid ihr jetzt bei dem Arzt?«
    »Ja. Er hat gesagt, Mal sei einfach klasse und so klug, und sie könne alles werden, was sie wolle.«
    »Vielleicht benutzt er sie, um an dich heranzukommen. Du weißt, dass er clever ist, Helen. Wenn er gern mit dir verheiratet bleiben möchte … «
    »Er hat mich gebeten, ihm eine zweite Chance zu geben.«
    »Na also, da hast du es doch. Er kennt deine Schwachpunkte – Mallory und deine Zuneigung zu ihm. Und er nutzt beides aus, um das zu bekommen, was er will. Du darfst nicht vergessen, was du willst. Früher ist es immer nur um ihn gegangen, jetzt geht es um dich.«
    Als Helen das Gespräch schließlich beendete, war eine halbe Stunde vergangen, und die Klimaanlage blies nur noch warme Luft ins Innere des Wagens. Als sie ausstieg, klebte ihr das Top am Rücken, aber sie fühlte sich durch Leilas aufbauende Worte entschieden stärker, als sie die Praxis des Arztes betrat.
    Sie hatte noch keine zwei Minuten im Wartezimmer gesessen, als auch schon Gabe mit Dr. Terrien im Schlepptau hereinkam.
    »Er möchte mit dir reden«, erklärte Gabe, ließ sich auf einem Stuhl ihr gegenüber nieder, streckte seine langen Beine aus und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Helen verbarg ihre Bestürzung hinter einem höflichen Lächeln. Der Arzt begrüßte sie herzlich und bedeutete ihr, vor ihm den Flur hinunterzugehen. Sie warf Gabe noch einen Blick zu und sah, dass er sie beobachtete. Der verletzliche Ausdruck in seinen Augen versetzte ihr einen Stich.
    »Gabriel hat mir erzählt«, begann Dr. Terrien, nachdem sie sich gesetzt hatten, »dass sein Gedächtnis teilweise

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