Aus Dem Dunkel
hatte, war Leila die Erste gewesen, die von dieser wundervollen Entwicklung erfahren hatte. Danach war Leila erst wieder von Helen angerufen worden, wenn Gabe sich von ihr zurückgezogen hatte und ungeduldig darauf wartete, zu seiner nächsten Mission aufzubrechen. »Aber mir fehlt die Intimität. Ich möchte einfach gern wieder angefasst werden«, gestand sie, während sie bereits spürte, wie das Verlangen in ihr aufstieg. »Weißt du eigentlich, wie lange das her ist?«
Voller Mitgefühl verzog Leila das Gesicht. »Ja«, sagte sie. »Das weiß ich. Und ich weiß auch ganz genau, wie du dich fühlst.«
Sie sagte es mit einer solchen Inbrunst, dass Helen misstrauisch den Kopf schief legte. »Du könntest jeden Mann haben, den du willst«, bemerkte sie und betrachtete ihre Freundin. Leila war ein lebendes Meisterwerk – zarter Knochenbau, straffe Brüste, lange, elegante Beine, dichtes, rabenschwarzes Haar, das sie ihrer türkischen Abstammung verdankte, und ein Gesicht wie ein Supermodel.
»Vielen Dank … « Leila lächelte verkrampft, »… aber wenn man einmal den Besten gehabt hat, ist es schwer, sich mit etwas weniger Gutem zufriedenzugeben.«
Helen machte große Augen. »Du hast nie gesagt, dass Altul so gut gewesen ist.«
Leila lachte auf und winkte ab. »Nicht Altul«, erwiderte sie und bezog sich damit auf ihren Mann, der sie verlassen hatte.
Interessiert warf Helen ihrer Freundin einen bohrenden Blick zu. »Wer dann?«, wollte sie wissen, und ihre Neugier wuchs.
Leila zuckte mit den Schultern und wich ihrem Blick aus. »Ist doch egal.«
»Sag es mir«, bettelte Helen. Ein ungläubiges Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. War es möglich, dass Leila, die Königin der verbitterten Herzen, verknallt war?
»Ich kann nicht«, erwiderte Leila schnell. »Du kennst ihn.«
Vor Überraschung schnappte Helen nach Luft. »Ich kenne ihn?«, fragte sie tonlos. »Ist er beim Militär?« Sie nahm es an, denn alle Männer, die sie kannte, waren bei der Navy.
Leila schürzte die Lippen und betrachtete Helen unter ihren langen Wimpern hervor. »Okay«, entschied sie. »Ich sag’s dir, aber du musst mir versprechen, dass du es niemandem erzählst … vor allem nicht Gabe.«
Warum sollte sie es Gabe sagen … es sei denn …
»Es ist jemand, mit dem er zusammenarbeitet«, gestand Leila. »Sebastian León.«
Abrupt richtete sich Helen auf. »Oh, mein Gott!«, rief sie. »Er passt perfekt zu dir.«
»Wie jetzt?«, spottete Leila. »Niemals! Das war nur was für eine Nacht. Ich wäre verrückt, wenn ich da mehr wollte.«
»Was redest du denn da?«, entgegnete Helen. »Er ist Single, sieht gut aus … «
»Stopp!«, befahl Leila. »Es gibt mehrere Gründe, warum ich ihn nicht wiedersehen werde.« Sie zählte sie an ihren Fingern mit den scharlachroten Nägeln ab. »Erstens ist er ein SEAL . SEAL s stehen einfach auf und gehen, wann immer sie gerufen werden, und vielleicht kommen sie nie wieder zurück.«
Mit einem kleinen Stich im Herzen begriff Helen, wie sehr Leila eine solche Situation in Verzweiflung stürzen würde, da sie bereits einmal verlassen worden war.
»Zweitens ist er Mexikaner und deswegen genau so ein Chauvinist und Macho wie Altul.«
Leilas Exmann hatte jeden noch so kleinen Aspekt im Leben seiner Frau kontrollieren wollen.
»Und drittens«, fügte Leila hinzu, »ist er sein ganzes Leben lang Junggeselle gewesen und hat überhaupt kein Interesse daran, sich auf eine feste Beziehung einzulassen.«
Helen dachte über die Gegenargumente so objektiv wie möglich nach. Leila hatte recht. Sie brauchte keine Neuauflage ihrer katastrophalen Ehe mit Altul. »Aber ihr habt zusammen wirklich toll ausgesehen«, lamentierte sie und stellte sich das umwerfende Paar noch einmal vor.
»Oh, wir sind ein gutes Gespann, das stimmt«, meinte Leila, fächelte sich Luft zu und war auf einmal ziemlich rot im Gesicht.
Helen musste über die Absurdität der gesamten Situation lachen. »Sieh uns nur an«, sagte sie und schüttelte den Kopf. »Wie armselig wir sind. Wir können nicht mit ihnen leben, aber ohne sie können wir es auch nicht. Du musst mir mehr über diesen One-Night-Stand erzählen«, warnte sie ihre Freundin vor. »Aber nicht jetzt. Ich muss nämlich los.«
»Dann verschwinde«, sagte Leila und bedeutete ihr zu gehen. »Bring die alten Herrschaften mal in Bewegung«, fügte sie hinzu und lächelte, wie sie es selten tat.
Helen winkte noch einmal und öffnete die Tür, was ein elektrisches
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