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Aus Dem Dunkel

Aus Dem Dunkel

Titel: Aus Dem Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
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war, das ihm irgendwelche Streiche spielte.
    Aber zum Teufel, wenn er sich in einer derart schlechten Verfassung befand, würde er niemals wieder ein SEAL werden. Er zog an seinen Haaren, bis ihm die Kopfhaut wehtat, und fragte sich, wie er denn jemals wieder zwischen Fakt und Fiktion würde unterscheiden können.
    »Machen wir Schluss für heute«, schlug der Psychiater vor. »Sie haben jetzt über eine Menge nachzudenken. Ich möchte nicht, dass Sie sich Sorgen machen, Gabriel. Paranoia ist ein ganz normaler Teil einer Posttraumatischen Belastungsstörung. Sobald Sie Ihr Erinnerungsvermögen wiedererlangt haben, wird sie verschwinden. Nehmen Sie einfach jeden Tag so, wie er kommt, und lassen Sie sich nicht von ihren Flashbacks quälen. Rufen Sie mich ruhig auch am Wochenende an, falls Sie mich brauchen«, fügte er freundlich hinzu.
    Gabe murmelte einen Dank, schüttelte dem Arzt die Hand und taumelte zurück ins Wartezimmer, wo Helen saß und sich Notizen machte. Sie sah von ihm zum Arzt, eine Braue besorgt erhoben.
    »Helen, meine Liebe, dürfte ich Sie für eine Minute entführen?«, erkundigte sich Dr. Terrien.
    Gabe unterdrückte ein Stöhnen und ließ sich in einen der weichen Stühle sinken. Na toll, jetzt würde der Arzt seiner Frau erzählen, er sei paranoid.
    Er beobachtete, wie Helen dem Psychiater in dessen Sprechzimmer folgte. Dabei warf sie ihm einen besorgten Blick über ihre Schulter zu.
    Gabe hatte das Bedürfnis, den kleinen Tisch in der Mitte des Wartezimmers zu nehmen und ihn gegen die Wand zu schleudern. Helen würde wiederkommen und der Meinung sein, er gehöre in eine geschlossene Anstalt. Und dann würde sie ihm auf keinen Fall wieder ihr Herz schenken.
    Um 20 Uhr, kurz nachdem er sein Abendessen aus trockenem Hühnchen und Erbsen heruntergewürgt hatte, bekam Gabe den Anruf, den er gefürchtet hatte.
    »Ich bin es, Sir«, meldete sich Sebastian. Sein deprimierter Tonfall sagte Gabe alles, was er wissen musste.
    »Schießen Sie los«, forderte er den Master Chief auf und wappnete sich gegen den letzten Schlag.
    Am anderen Ende der Leitung herrschte ein kurzes Schweigen. »Laut der örtlichen Polizei war um 6 Uhr heute Morgen in der besagten Gegend niemand auf Streife«, erklärte Sebastian schnell.
    Diese Information kam ja nicht unerwartet. Trotzdem blieb sie in unangenehmer Weise in Gabes Hirn hängen. »Und was ist mit dem Namen Manning?«, fragte er mit heiserer Stimme.
    Er hatte geradezu vor Augen, wie Sebastian den Kopf schüttelte. »Sie haben keinen Beamten mit diesem Namen«, erwiderte der tonlos.
    Gabe blinzelte mehrmals. Er besaß ein fast perfektes fotografisches Gedächtnis. Und er sah den Chrysler Sedan absolut deutlich vor sich, seinen glänzenden Lack, das glitzernde Chrom. Es war schwer zu glauben, dass er sich so viele Details hatte ausdenken können.
    »Es sieht wohl so aus, Master Chief«, zwang er sich zu sagen, »dass die Posttraumatische Belastungsstörung mich paranoid macht. Mein Arzt hat es mir gesagt. Vielen Dank, dass Sie sich um die Angelegenheit gekümmert haben. Ich glaube allerdings nicht mehr, dass es überhaupt passiert ist.«
    Sebastian schwieg für eine Weile. Zweifellos versuchte er sich darüber klar zu werden, was es für seinen Lieutenant heißen musste, paranoid zu sein. Es bedeutete, dass er in nächster Zeit kein SEAL mehr sein konnte. »Und wie haben Sie sich dann die Schulter verletzt?«, fragte er.
    Gabe schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Irgendetwas muss passiert sein. Ich weiß nur nicht, was. Vielleicht bin ich ohnmächtig geworden und gestürzt.«
    » Dios «, murmelte der NCO . Es folgte eine längere Pause, während er nach den richtigen Worten suchte. »Rufen Sie mich an, wenn noch einmal etwas Ähnliches geschehen sollte«, schlug er schließlich vor.
    »Mach ich.« Gabe warf einen Blick zu seiner Familie hinüber. Helen wusch gerade ab. Mallory hatte das Abtrocknen übernommen und stellte das Geschirr weg. Beide taten so, als würden sie nicht lauschen. In ihrem Sinne hoffte er, dass er den NCO nicht wieder würde anrufen müssen. »Sebastian«, fügte er mit einem bitteren Geschmack im Mund hinzu, »erzählen Sie niemandem davon.«
    »Nein, Sir. Das Platoon kommt morgen zurück. Der Erste Trupp wird sich bald wieder zusammenfinden.«
    Als Gabe das Mitleid in Sebastians Stimme hörte, wäre er am liebsten unter den Teppich gekrochen und gestorben. »Darauf können Sie wetten«, sagte er und klammerte sich verzweifelt an seine

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