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Aus Dem Dunkel

Aus Dem Dunkel

Titel: Aus Dem Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
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hatte. Bisher war von Helen nicht die kleinste Andeutung gekommen, dass sie inzwischen anders über eine gemeinsame Zukunft dachte. Vielmehr hatte sie darauf hingewiesen, dass es Dr. Terriens Vorschlag gewesen war, Zeit mit ihm zu verbringen, und nicht etwa ihrer.
    Ihre Küsse an diesem Abend waren heiß genug gewesen, um sich in seine Seele einzubrennen, aber noch mehr als das wollte er ein Versprechen für die Zukunft. Er wollte sie für immer, aber Helen schien eher darüber nachzudenken, noch ein letztes Mal mit ihm zu schlafen, um der guten alten Zeiten willen.
    Er konnte ihr nicht vorwerfen, dass sie ihr Herz vor ihm schützte. Nach allem, was er sich zusammenreimen konnte, war es in der Vergangenheit seine Taktik gewesen, sie zappeln zu lassen und ihre Liebe nur dann zu erwidern, wenn er sie brauchte. Ansonsten hatte er sie wohl einfach ignoriert. Es würde Zeit brauchen, bis sie begriff, dass ihr Herz diesmal bei ihm in guten Händen war. Er hoffte nur, er würde die Willenskraft besitzen, an seinem Entschluss festzuhalten. Sein Verlangen nach Helen fraß ihn förmlich bei lebendigem Leibe auf.
    Er hob den Kopf, und der Computermonitor schien ihm zuzuzwinkern, ihn zu necken, als berge er irgendein Geheimnis. Aber welches? Er hatte die vergangene Nacht damit verbracht, herauszufinden, dass die Welt sich in dem gleichen chaotischen Zustand befand wie eh und je. Er hatte nichts erfahren, was er nicht bereits wusste.
    Er hört einen dumpfen Laut und riss unwillkürlich den Kopf herum. Gabe erstarrte und versuchte, das Geräusch, das von draußen gekommen war, zu identifizieren.
    Nichts.
    Außer dem Rauschen der Brandung war es vollkommen still. Sogar die Insekten schwiegen an diesem Abend mitten im ­August. Es war die Art von Stille, bei der Gabe misstrauisch wurde.
    Ein Knirschen drang an seine Ohren – jemand lief durch den Sand.
    Er stand auf, ging zum Fenster und drückte sich daneben gegen die Wand. Zwischen den Lamellen der Jalousie hindurch konnte er eine Gestalt erkennen, die mit dem Dunkel der Nacht verschmolz.
    Draußen war jemand.
    Mein Erzfeind , dachte er und fragte sich gleichzeitig, ob er vielleicht halluzinierte. Schließlich hatte es sich bei allen Wagen, die vorhin vorbeigekommen waren, um ganz normale Autos gehandelt.
    Aber warum sollte er ein Risiko eingehen, während seine Frau und seine Tochter nebenan schliefen? Gabe ging zu der Kommode und nahm sich ein schwarzes T-Shirt und eine schwarze Jeans, Kleidung, die ihm in der Dunkelheit gute Deckung versprach. Er schlüpfte aus dem Zimmer und schlich den dunklen Flur entlang, wobei sich ihm die Nackenhaare aufstellten.
    Er vermisste das Gewicht seiner Heckler & Koch MP 5, die sonst schwer in seiner Armbeuge lag. Er fragte sich, was zum Teufel damit geschehen war.
    Ein leises Quietschen lenkte ihn in das große Wohnzimmer, wo das Mondlicht in breiten Streifen über die Möbel fiel. Aufgrund der umlaufenden Terrasse und der vielen Fenster konnte man in diesen Raum ganz besonders gut eindringen.
    Er ging auf alle viere und kroch durch die Dunkelheit. Falls jemand durch die Jalousie spähte, hätte er Schwierigkeiten, ihn zu sehen, er jedoch würde die Person sofort entdecken, wenn sich ihre Silhouette gegen das Mondlicht abhob.
    Im nächsten Moment stieß Gabe gegen die feuchte Nase seines gelben Labradors. Priscilla war aus ihrem Körbchen gesprungen. Die Geräusche außerhalb des Hauses interessierten sie nicht. Sie wedelte heftig mit dem Schwanz und hoffte offenbar, Gabe würde auch jetzt, mitten in der Nacht, mit ihr spielen.
    »Bleib!«, befahl er und betete darum, dass sie sich an das Kommando aus ihrem täglichen Training erinnerte. »Nicht bellen!«
    Begierig, ihr Herrchen zufriedenzustellen, hielt Priscilla so still, wie ihr vor Begeisterung bebender Körper es ihr möglich machte.
    »Guter Hund!« Er tätschelte ihr den Kopf, wiederholte das Kommando und kroch zu dem Fenster hinter der Couch, durch das er nach draußen steigen wollte. Er erhob sich und legte die Riegel um. Mit einem leisen Quietschen, das vom Rauschen der Brandung übertönt wurde, glitt das Fenster nach oben. Gabe streckte seinen Kopf hinaus.
    Die Terrasse auf der Rückseite des Hauses wirkte verlassen. Außer den aufschlagenden Wellen konnte er nichts hören. Bei dem Gedanken, dass er vielleicht einfach nur unter Verfolgungswahn litt, brach ihm der Schweiß aus.
    Er gab dem Hund noch einmal ein Zeichen, ehe er sich bis zur Hüfte aus dem Fenster schob. Dann stieg er

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