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Aus Dem Dunkel

Aus Dem Dunkel

Titel: Aus Dem Dunkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marliss Melton
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salutieren. »Commander Miller«, brachte er eher undeutlich hervor.
    Miller kniff die Augen leicht zusammen, was Helen zeigte, dass er Gabes leichten Schwips bemerkt hatte. »Stehen Sie bequem, Lieutenant«, sagte er und gab Gabe ein Zeichen, sich wieder zu setzen. »Ich wollte heute Abend bei Ihnen zu Hause vorbeikommen und Sie entsprechend begrüßen.« Er richtete seine dunklen Augen auf Helens Busen. »Wir sind gerade eingelaufen.«
    Er warf ihr einen Blick zu, den sie nicht interpretieren konnte. Lag Abscheu darin? Missbilligung? Seine tiefschwarzen Augen glühten.
    Gabe dagegen starrte den Mann an, als kämpfte er darum, sich an irgendetwas zu erinnern.
    Eine unbehagliche Stille senkte sich über die vier. Millers Blick blieb einen Moment lang an der Bierflasche neben Gabes Hand hängen. »Sie sind nicht besonders gesprächig, Renault«, bemerkte er mit falscher Freundlichkeit. »Sind Sie betrunken?«
    Gabes Blick hatte nie nüchterner gewirkt. »Nein, Sir. Nur verblüfft, Sie nach so langer Zeit wiederzusehen.«
    Der XO nickte und vermied es, Gabe in die Augen zu sehen. »Nun, ich habe gehört, dass Sie einige Probleme haben, sich zu erinnern.« Es klang mehr wie eine Frage denn wie eine Aussage.
    Angesichts der taktlosen Bemerkung zog Helen scharf die Luft ein.
    »Es kommt alles wieder«, erklärte Gabe ruhig.
    Aus irgendeinem Grund schien Gabes Antwort seinen Senior Officer zu verunsichern. Er schob energisch seine Hände in die Taschen. »Freut mich zu hören«, sagte er, ohne im Geringsten froh zu klingen. »Dann viel Spaß noch. Helen.« Noch einmal warf er Helen diesen glühenden Blick zu, bevor er zurück zu der Frau ging, die an der Bar auf ihn wartete.
    »Was für ein Vollpfosten«, bemerkte Mallory etwas zu laut.
    Helen konnte es sich gerade noch verkneifen, ihr zuzustimmen.
    Gabe dagegen sagte nichts. Der milde Gesichtsausdruck, den er eben noch besessen hatte, war verschwunden, ersetzt durch eine Maske, die zum alten Gabe gehörte. Er nahm seinen Arm von Mallorys Schultern. »Gehen wir«, sagte er.
    »Ich warte noch auf die Rechnung«, erwiderte Helen unglücklich darüber, dass ihr schöner Abend so ein abruptes Ende gefunden hatte.
    Sie gab der Kellnerin ihre Kreditkarte und unterschrieb die Quittung – alles, ohne dass Gabe in irgendeiner Weise protestierte, obwohl er in der Vergangenheit immer darauf bestanden hatte, zu bezahlen. Seltsam, jetzt, da sie darüber nachdachte, fiel ihr auf, dass er seit seiner Rückkehr überhaupt noch nicht auf das Thema Geld zu sprechen gekommen war.
    »Danke für das Essen«, sagte er und ging vor ihnen her durch das Restaurant und über den belebten Bürgersteig zu ihrem Auto.
    »Gern geschehen. Bist du sicher, dass du nicht noch ein bisschen auf der Promenade spazieren gehen willst?« Es war ein wunderschöner Abend, und die Sonne begann gerade, golden leuchtend im Meer zu versinken. Teenager fuhren mit heruntergekurbelten Fenstern die Atlantic Avenue hinauf und hinab, die Musik voll aufgedreht. In der Stadt roch es nach See, gegrillten Meeresfrüchten und nach Sonnenöl. Mallory wirkte ziemlich enttäuscht darüber, dass sie schon so früh nach Hause fahren würden.
    Gabe starrte geradeaus und bahnte ihnen einen Weg durch die Menge. Von einem Rausch war ihm nichts mehr anzumerken. »Ich bin sicher«, erklärte er knapp.
    Er versuchte, es zu verbergen, aber Helen spürte, dass er mit anderen Dingen beschäftigt war. Sie folgte ihm mit Mallory auf den Fersen und bemerkte voller Anspannung, dass er sich benahm, wie er sich früher immer benommen hatte – kühl und distanziert. Das Zusammentreffen mit seinem XO war ihm an die Nieren gegangen. Lag es nur daran, dass Miller ihm eine Spitze versetzt hatte, was seinen Gedächtnisverlust betraf, oder war da noch mehr?
    Schweigend fuhren sie nach Hause, Mutter und Tochter entmutigt von Gabes Distanziertheit. Während er aus dem Fenster starrte, flogen die Schatten der Bäume über sein Gesicht, und es wirkte, als hätte er es sich mit Tarnfarbe geschminkt.
    Während die Minuten vergingen, spürte Helen, dass sie das Bedürfnis hatte, Gabe zu trösten, selbst auf das Risiko hin, zurückgewiesen zu werden. Ihr Mann hatte in der Vergangenheit so viel durchgemacht. Was konnte es ihr schon schaden, nach seiner Hand zu greifen und sie zu drücken. Sie nahm allen Mut zusammen, um es zu tun. Als sie schließlich nach links in ihre Straße einbogen, legte sie ihre Hand auf seine. Seine Finger umschlossen die ihren wie eine

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